Regionale Handwerkskunst
![Jubiläum für den LFI-Zertifikatslehrgang Trockensteinmauern: Franz Höllmüller (nach Datum) und Johann Probst (nach Alphabet) sind die 100. Lehrgangsabsolventen, im Bild mit Besitzer der Trockenstein-Welt in Wösendorf Johann Seiser und Projektleiter Rainer Vogler von der Wein- & Obstbauschule Krems. | Foto: Weinbauschule](https://media04.meinbezirk.at/article/2012/07/24/1/6685491_L.jpg?1561614250)
- Jubiläum für den LFI-Zertifikatslehrgang Trockensteinmauern: Franz Höllmüller (nach Datum) und Johann Probst (nach Alphabet) sind die 100. Lehrgangsabsolventen, im Bild mit Besitzer der Trockenstein-Welt in Wösendorf Johann Seiser und Projektleiter Rainer Vogler von der Wein- & Obstbauschule Krems.
- Foto: Weinbauschule
- hochgeladen von Doris Necker
Trockenmauern errichten verbindet Nachhaltigkeit, regionale Wertschöpfung und Beschäftigung mit ökologischer Vielfalt und Ästhetik.
Seit 2007 entstanden in den Weinterrassen der Familie Seiser in Wösendorf in der Wachau mit Kursen der Wein- & Obstbauschule Krems vielfältige Bauwerke aus Trockenstein.
Vergangenen Sonntag wurde das nun fertige Projekt im Beisein zahlreicher Absolventen von Trockenmauer-Kursen und Ehrengästen feierlich eröffnet. Die 14 Absolventen des LFI-Zertifikatslehrgangs Trockensteinmauern der Weinbauschule Krems, erhielten zudem ihre Urkunden.
„Mit unseren Kursen und Publikationen zum Trockensteinmauern haben wir in den letzten Jahren einen ganzen Wirtschaftszweig geschaffen“, führt Rainer Vogler, Projektleiter für Trockensteinmauern von der Wein- & Obstbauschule Krems, aus. „Seit 2004 bringen wir es in Niederösterreich auf 71 Kurse, 885 Absolventen und rund 2.000 Handbücher. Dazu gibt es eigene Kurse in Vorarlberg, Kärnten und Burgenland, die wir entwickelt haben“.
Die wirtschaftliche Bedeutung ist enorm, wie insbesondere auch die Steinbrüche merken dürften. Die Steinmaurer-Absolventen, darunter ungefähr 150 Mitarbeiter von Maschinenringen und zahlreichen Firmen, haben in NÖ mit Steinmaterial und Arbeit eine geschätzte Wirtschaftsleistung von 20 bis 30 Millionen Euro erbracht. „Die historische Handwerkskunst des Trockenmauerns verbindet Nachhaltigkeit und regionale Wertschöpfung und Beschäftigung mit ökologischer Vielfalt und Ästhetik“, betont Vogler.
Die Wein- & Obstbauschule Krems ist bei Projekten, die seit Jahrhunderten niemand mehr erbauen könnte, richtungsweisend. So entstanden 4 Steinhütten, Stiegenanlagen sowie Nutz- und Zierbauten für Gartenanlagen, darunter Sitzbereiche, Kräuterspiralen oder Beete.
Die Trockenmauer-Welt in Wösendorf ist das besondere Highlight: neben den Terrassenmauern stehen hier Stiegen, eine Kräuterspirale, Sitzbänke, ein Steintisch eine historische Steinhütte mit Steindach und ein Kellerabgang aus Trockenstein. „Das 3,50 Meter lange Trockenstein-Gewölbe ist seit Jahrhunderten in Mitteleuropa sicher einzigartig. Ich wollte hier eine alte Steinhütte wie sie im Wachauer Weinbau jahrhundertelang genutzt wurde wieder errichten. Das Gewölbe ergab sich als sachliche Notwendigkeit, weil wir ohne moderne Baustoffe auskommen wollten“, beschreibt Johann Seiser, Besitzer der Weinterrasse, seine Anlage. Seiser ist selbst engagierter Kursleiter für die Weinbauschule in Sachen Trockenstein. Er war es auch, der 2007 anregte, als anspruchsvolleres Bauwerk beim 14tägigen Lehrgang eine historische Steinhütte zu schaffen. „Die Idee dazu kam mir in Frankreich, wo ich bei der Ausbildung im Hercule-Projekt selbst an einer Steinhütte arbeitete. Ingesamt haben wir hier in Wösendorf 330 Tonnen Stein verarbeitet“.
Neben den beliebten 3-tägigen Schnupperkursen gibt es einen 14tägigen Intensivlehrgang des LFI NÖ, der in vier Teilen stattfindet. Die Teilnehmer des Lehrgangs 2012 vollendeten am 26. Mai das Gewölbe in Wösendorf, und nun erhielten sie dort ihre Zertifikate überreicht. Unter ihnen befindet sich auch der 100. Lehrgangsabsolvent: Johann Probst aus Wolkersdorf nach alphabetischer Reihung, Franz Höllmüller aus Neuhofen / Ybbs nach Anmeldedatum. Beide erhielten als Anerkennung eine Urkunde und eine Magnumflasche Terrassenwein mit „Steinetikett“.
Weinbaupräsident Josef Pleil, Landesschulinspektor Karl Friewald und Weinbauschul-Direktor Dieter Faltl nahmen die feierliche Überreichung der Zertifikate und die Eröffnung der Trockenstein-Welt vor.
„Trockenmauern sind das Kulturgut der Wachau, und es freut mich, dass das alte Handwerk so breiten Zuspruch findet“, verweist Präsident Pleil auf die Wurzeln des Trockenmauerns. „Wein ist nicht nur ein landwirtschaftliches Produkt, sondern das Ergebnis einer uralten Kultur, einer alten Handwerkskunst, der Arbeit in der Natur des Genusses und der Lebensfreude“.
Gemeinsam mit rund 250 Gästen und über 100 Absolventen von Trockensteinmauer-Kursen stießen auch Georg Hagl, Geschäftsführer von Land-Impulse, Maria-Theresia Pusker vom LFI NÖ und Direktor i.R. Rudolf Danner mit einem Glas Wachauer Wein auf die Trockensteinmauern an.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.