Literatur aus Hietzing
Axel Seidelmann malt seine Reisebilder mit Worten
"Die Musik der Stille" ist ein außergewöhnlicher Reisebildband. Denn die Bilder entstehen nur im Kopf des Lesers.
WIEN/HIETZING. "Urlaub dient der Erholung, Reisen aber der Erkenntnis", bringt der Hietzinger Axel Seidelmann seine Philosophie auf den Punkt. Zeit seines Lebens ist er ihr gefolgt, wobei sie ihn – meist zu Fuß – an besondere Orte geführt hat.
Von der Wüste Ägyptens bis ins Heilige Land Israel, "wo ich knapp einem Anschlag entgangen bin", von der nächtlichen Alhambra bis zu Musikstunden in einem chinesischen Teehaus reicht die Summe seiner beeindruckenden Erlebnisse.
Erst in der Pension hat der ehemalige Professor der Universität für Musik die Zeit gefunden, seine Geschichten auch aufzuschreiben. Erschienen sind sie soeben unter dem Titel "Die Musik der Stille", zu dem der Autor von einem Mönch auf dem heiligen Berg Athos inspiriert wurde. "Wir sind zusammen gesessen und ich habe eine Bemerkung über die herrliche Ruhe gemacht. Der Mönch antwortete: Wenn man genau hinhört, erkennt man, dass die Stille mächtig tönt", versucht Axel Seidelmann zu erklären. Um dies besser zu verstehen, muss man das Buch aber selbst lesen.
Eine Reise ins Ich
Gemeinsam mit seiner Frau Aurelia, mit der er seit 41 Jahren verheiratet ist, hat er sich am Rande Hietzings ein kleines Refugium geschaffen. "Hierher zu kommen, ist für mich wie eine kleine Reise", tröstet er sich über eine Zeit hinweg, in der große Reisen bekanntlich nicht möglich sind.
Mit seinem Buch will er anderen, die im Moment ebenfalls unter Fernweh leiden, wenigstens "im Geiste" eine Alternative bieten. "Was man sich aber nicht erwarten darf, ist Action. Es ging mir nicht darum, Abenteuer zu schildern, sodass man denkt 'was für ein wilder Hund'. Es ging mir darum, andere einprägsame Momente nacherleben zu lassen", erklärt Axel Seidelmann seine Intention.
Tatsächlich – in ruhigen Worten, und ohne im Geringsten zu langweilen, schafft er es, in den Köpfen seiner Leser Reisebilder entstehen zu lassen. Damit wäre auch der zweite Teil des Titels erklärt. "Wer reist, lernt nicht nur die Welt kennen. Der Kontakt mit anderen Kulturen ist immer auch eine Reise ins eigene Ich – und das will ich vermitteln."
Auch wenn "Die Musik der Stille – Reisebilder" mit 334 Seiten ein durchaus beeindruckendes Format aufweist, sind darin beileibe noch nicht alle Geschichten, die es wert sind, erzählt zu werden, erfasst. Darf mit einer Fortsetzung gerechnet werden? "Mal sehen, wie groß das Interesse ist", sagt Axel Seidelmann. Zum Abschluss hat er noch einen Tipp für all jene, die ebenso wie er in die Ferne wollen, sobald es wieder möglich ist: "Urlaub kann man buchen. Aber wahre Reiseerlebnisse kann man nicht kaufen." Mal abgesehen von seinem Buch vielleicht.
Zur Sache:
Die Musik der Stille
Reisebilder von Axel Seidelmann
334 Seiten, 18 Euro
Verlag Bibliothek der Provinz
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