Einzigartig: Neues Buch präsentiert Rekorde aus Wien
Wiens Einzigartigkeit ist den Bewohnern bewußt. Doch neben Süßspeisen, Grantigsein und Morbidität kann unsere Stadt echte Rekorde und Superlative vorweisen. Diese wurden nun in dem Buch "Einzigartig in Wien" zusammengefasst. Wir baten Autor Peter Autengruber zum Interview über Zauberer, Meteoriten und die Sammelleidenschaft der Habsburger.
Wie kamen Sie auf die Idee, die Superlative der Stadt für ein Buch zusammen zutragen?
PETER AUTENGRUBER: Die Idee kam vom Styria-Verlag, der Marliese Mendel mit dem Buch beauftragte. Die Rekorde zu finden war nicht einfach, daher haben wir beschlossen, uns die Arbeit zu teilen.
Wie findet man diese teils skurrilen Rekorde?
Es gibt Bekanntes wie das weltweit einzige Viktor Frankl Museum oder den ältesten Tiergarten der Welt, Schönbrunn. Manches wie das Zaubekastenmuseum oder die Döblergasse, die erste Straße der Welt, die nach einem Magier benannt wurde, war mir bereits bekannt. Bei einigen Rekorden half der Zufall. Wie etwa die größte schwimmende Trampolinanlage der Welt auf der Donauinsel - ich bin mit dem Auto vorbeigefahren. Interessant: Die Anlage sollte eigentlich auf der Donauinsel stehen, wurde aber aufgrund der hohen Mieten ins Wasser verlegt.
Dieser Rekord entstand aus Zufall. Sind andere Superlative bewußt als solche geplant worden?
Nein, ich glaube, es sind Zufälle. Einige muss man glauben, aber wir haben vieles überprüft, wie zum Beispiel das einzige Stalin-Denkmal in Westeuropa, das sich in Meidling befindet. Es wäre möglich, dass in einem Hinterdorf in Bulgarien vielleicht noch eines steht, aber das glaube ich nicht. Viele der Rekorde sind verifizierbar, wie die größte Gloriette der Welt in Schönbrunn oder die weltweit größte Meteoritenschau im Naturhistorischen Museum.
Wieso hat Wien so viele historische Sammlungen, die immer noch einzigartig sind?
Die Habsburger waren bekannt für ihre Sammelleidenschaft. Dinge wie die Meteoriten wurden bewußt gesammelt. Es sind auch einige der ausgestellten Meteoriten in der Habsburgermonachie niedergegangen. Was ich spannend finde, ist, dass verheerende Meteoriten stets in unbewohnten Gegenden wie Mexiko oder Sibirien einschlagen.
Die Porzellanmanufaktur Augarten hat die weltweit einzigen Porzellan- und Glasbriefmarkten erzeugt. Ist das ein PR-Gag?
Nein, die Briefmarken wurden von der Post in Auftrag gegeben. Von der Porzellanbriefmarke wurden 150.000 Stück hergestellt und tatsächlich wie normale Marken verschickt.
Also ist der Wiener tatsächlich schrullig?
Manchmal kann man das schon denken, aber diese Schrulligkeit kann manchmal auch liebenswürdig sein, wie die Liss in der U-Bahnstation Praterstern. Als die U2 verlängert wurde, wurde ein sechzig Meter langer Verbindungsgang zur U1 errichtet. Man wußte, dass der Gang düster sein würde. Deshalb haben die Wiener Linien einen Künstler beauftragt, die Passage zu gestalten. Herausgekommen ist das längste Emailgemälde der Welt.
Welcher Rekord in dem Buch ist typisch wienerisch und nur hier möglich?
Die Döblergasse. Der Zauberer Ludwig Döbler war der Popstar des Biedermeier in Wien. Aus einfachen Verhältnissen stammend, hat er sich hochgezaubert und wurde sogar dem Kaiser vorgestellt. Diese posthumen Ehrungen in Wien mit einer Verkehrsfläche sind einzigartig. Sechzig Prozent des Verkehrsflächennetzes in Wien ist nach Personen benannt, Tendenz steigend. In den letzten zehn bis fünfzehn jahren wurden weit über neunzig Prozent nach Personen benannt.
Haben andere Großstädte auch so viele Rekorde vorzuweisen?
Ich glaube schon, dass es spezifische Dinge in anderen Städten gibt, wie etwa das DDR-Museum in Berlin. Es war eine gute Idee vom Styria-Verlag, Sehenswürdigkeiten in Wien abseits von Belvedere und Stephansdom sichtbar zu machen.
Was sind Ihre drei Lieblingsrekorde im Buch?
Die Meteoritenschau, die Döblergasse und das Zauberkastenmuseum - ich habe eine Affinität für Zauberei.
Welche Rekorde muss ein Wiener unbedingt kennen?
Meiner Meinung nach die Mannerschnittenfabrik mit dem weltgrößten Waffelofen, das größte Strandbad in Europa - das Gänsehäufel - und den Brunnenmarkt, bei dem es sich nicht nur um den längsten Straßenmarkt am europäischen Kontinent handelt, sondern auch um eine eigene Subkultur.
Das Buch heißt "Einzigartig in Wien" - ist Wien selbst auch einzigartig?
Der erste Bezirk ist fast ein Habsburgermuseum. Das ist schon ein bißchen spezifisch.
Zur Sache
Was haben Schneekugeln, Spuknäpfe und Globen gemeinsam? Sie alle sind in eigenen Museen in Wien untergebracht, die entweder einzigartig sind oder weltweit die größte Sammlung spezifischer Dinge vorweisen können. Die Autoren Peter Autengruber und Marliese Mendel haben 47 Superlative und Rekorde aus Wien in einem Buch zusammengefasst. Die Themen sind gut durchmischt: Neben dem einzigen Che-Guevara-Denkmal Europas findet man den weltlängsten Klima-Wind-Kanal sowie die älteste Topfpflanze Kontinentaleuropas, deren Alter von 800 Jahren überliefert ist.
Das Buch "Einzigartig in Wien" ist im Styria-Verlag erschienen, hat 176 Seiten und ist um 19,90 Euro im gut sortierten Buchhandel erhältlich.
ISBN: 978-3-222-13547-7
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