Ein Diebstahl mit Happy End
Gestohlene Schiele Büste ist wieder aufgetaucht
2019 wurde eine seltene Schiele-Büste aus dem Bezirksmuseum Hietzing gestohlen. 2021 kehrt sie wieder dorthin zurück.
WIEN/HIETZING. "Ich wäre ein glücklicher Mensch, wenn die Schiele-Büste wieder nach Hause kommt", hoffte Rudolf Wawra noch vor zwei Jahren. Jetzt hat der Kustos des Hietzinger Bezirksmuseums allen Grund, wieder glücklich zu sein.
Zur Vorgeschichte: Seit 22 Jahren ist der mittlerweile 84-Jährige die gute Seele des Museums, in dessen Dienst er seine Freizeit ehrenamtlich stellt. So auch am 6. April 2019, einem Tag, den er bis heute nicht vergessen hat. "Ich bin rein gekommen und plötzlich ist mir aufgefallen: Jessas, der Schiele-Schädel ist weg."
Bei besagtem "Schädel" handelt es sich um eine Bronze-Büste, die aus einem von dem berühmten Künstler selbst hergestellten Gipsmodell gegossen wurde. Das rund neun Kilo schwere Exponat wurde damals von einem dreisten Dieb entwendet.
Jetzt kehrt es endlich wieder an seinen angestammten Platz zurück und zu verdanken ist dies der Kunstleidenschaft von Baris Alakus, dem Direktor der Klimt Villa in der Feldmühlgasse 11.
Kunst als Briefbeschwerer
Baris Alakus ist stets auf der Suche nach Kunstwerken der Wiener Moderne für sein Museum und so hat er einen dementsprechenden "Internet-Alarm" eingerichtet. Vor rund einem Monat schlug er um 6 Uhr morgens an. Eine Schiele-Büste wurde in einem Verkaufsportal um 350 Euro angeboten.
"Die Fotos waren nicht sehr gut und so war ich mir nicht sicher, ob es sich um das entwendete Stück handelte", so der Kunstliebhaber. Ein Termin mit dem Verkäufer brachte die Gewissheit: "Sie war es." Jetzt wird die Geschichte zur Anekdote. "Die Büste hat Hietzing nämlich niemals verlassen", so Alakus. Der mutmaßliche Langfinger, der übrigens gefasst wurde, war keine große Hilfe. "Bei seiner Vernehmung konnte er sich nicht mehr erinnern, wo der Kopf abgeblieben ist", so Frau Bezirksinspektor Bettina Panczuk, die den Fall gemeinsam mit Oberstleutnant Günter Steinwendtner bearbeitete.
Wie sich jetzt herausstellte, deponierte der Dieb die Büste in einem Müllraum in der unmittelbaren Umgebung des Tatortes. Ob er sie nur verstecken oder entsorgen wollte, ist ungeklärt. Klar hingegen ist, dass sie dort ein Hietzinger fand, der zwar den Wert nicht erkannte, aber den Bronze-Kopf für zu schade befand, um ihn einfach wegzuwerfen. Er verwendete ihn fortan als Deko-Objekt und so diente er zwei Jahre lang als Briefbeschwerer, bevor er im Internet landete, wo er von Baris Alakus entdeckt und erworben wurde. "Ich habe mich natürlich sofort bei der Polizei gemeldet und die Büste abgegeben."
Nach dem üblichen behördlichen Prozedere wurde die Büste jetzt in der Klimt-Villa den Besitzern zurückgegeben. "Damit ist der Akt jetzt abgeschlossen", freut sich Bettina Panczuk. Ebenso groß ist die Freude bei Ewald Königstein, dem Leiter des Bezirksmuseums. "Wir sind froh, dass sie den Weg nach Hause gefunden hat." Und Rudolf Wawra versichert: "In Zukunft werden wir sehr aufpassen, denn noch einen Ausflug erlauben wir unserem Schiele nicht mehr."
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