Hietzinger Schüler entlarven Kolonialismus und Rassismus
"Re-Making Hügel": ein Park, sein Namensgeber und das Erbe des Kolonialismus in Hietzing.
HIETZING. Auf Wikipedia wird Carl von Hügel als Reisender, Naturforscher und Diplomat beschrieben. Zwischen 1830 und 1836 war er in Asien und Ozeanien unterwegs und verfasste Berichte über die Pflanzenwelt und die Bewohner dieser fernen Regionen. In Unter St. Veit gibt es ihm zu Ehren einen Park, den Hügelpark. Anfang des 19. Jahrhunderts war hier ein biedermeierlicher Garten, der zu Carl von Hügels Villa gehörte. Der gepflegte Park erinnert heute noch ein bisschen an die "gute alte Zeit".
Nun haben sich der Hietzinger Lehrer und Künstler Peter Haselmayer und seine Schülerinnen und Schüler des BG 13 in der Fichtnergasse mit der Wahrnehmung und der Herangehensweise des Naturforschers aus dem 19. Jahrhundert beschäftigt. In einem Projekt konnten sie spannende Erkenntnisse zu Stereotypen und dem Blick auf das sogenannte "Wilde" und "Exotische" aus einer europäischen Perspektive sammeln und lernten, Rassismus und Kolonialismus kritisch zu hinterfragen. Am 24. Mai präsentieren die Schüler um 18 Uhr ihre Forschungsergebnisse in künstlerischer Weise im Bezirksmuseum Hietzing.
Tausende Artefakte in den Museen
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts beherbergen zwei bedeutende Museen tausende Hügel-Artefakte. Das Weltmuseum und das Naturhistorische Museum haben reichlich Objekte des Reisenden in ihren Sammlungen, die immer wieder präsentiert werden. Hügel war Aristokrat, er half 1848 Fürst Metternich, dem revolutionären Mob zu entkommen. "Hügel", so beschreibt ihn der Hietzinger Lehrer, "ist ein Parade-Hietzinger. Er hat den Rhododendron nach Wien gebracht, der dann die Häuser und Parks des Hietzinger Bürgertums geziert hat."
Doch Hügel war auch ein Vertreter jener Zeit, in der die Suche nach den "weißen Flecken" auf der Erdkarte in Mode war. Eine Zeit, in der diese Orte durch den westlichen Blick beschrieben wurden und somit den klischeehaften Darstellungen und dem kolonialen Blick Tür und Tor geöffnet waren. "Das Reisen und das Schreiben über die Fremde war zu seiner Hochsaison im 19. Jahrhundert zuallererst eine zutiefst männliche, europäische und bürgerliche bzw. aristokratische Angelegenheit", so Haselmayer. So haben die männlichen Forscher dieser Zeit Nicht-Europäer immer mit sich selbst verglichen und entsprechend klassifiziert.
Die Schülerinnen und Schüler der Fichtnergasse sind bei ihren Forschungen diesem "österreichischen Teil des Diskurses zur Vermessung, Ordnung und somit Aneignung der Welt" auf die Schliche gekommen.
Zur Sache
Re-Making Hügel wurde im Rahmen der Initiative „culture connected“ des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung von einer Jury ausgewählt und wird in Kooperation mit KulturKontaktAustria realisiert undunterstützt. Das Projekt beteiligt sich ebenfalls an den österreichweiten KuBi-Tagen 2018 vom Bundeszentrum für schulische Kulturarbeit.
Infos:
www.bundeszentrum-zsk.at/kubi-tage-2018
www.kulturkontakt.or.at
www.cultureconnected.at
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