Wiener Herzen: Rainman's Home steht mitten in Währing
Autisten sind im Alltag oft auf andere Menschen angewiesen: Als Bindeglieder zwischen Innen- und Außenwelt
WÄHRING. Fast jeder kennt "Rainman", den von Dustin Hoffman gespielten Autisten aus dem gleichnamigen Film, der das Telefonbuch auswendig kennt und blitzschnell Streichhölzer zählen kann. Die Eingangstür zu Rainman’s Home befindet sich in der Währinger Semperstraße. Öffnet man sie, muss man zuerst durch einen engen Gang, bevor man die weitläufigen Räumlichkeiten des Vereins zur Integration von Autisten betritt. Die Wände sind voller selbst gemalter Bilder. Es gibt gemütliche Leseecken, Spiel- und Entspannungsräume.
Autisten sind ganz besondere Menschen. Viele von ihnen haben große Schwierigkeiten im sozialen Umgang und im Aufbau von Beziehungen. Oft fällt es ihnen auch schwer, Blickkontakt zu halten.
Regelmäßigkeit ist wichtig
Ein fester Tagesablauf und Strukturen schaffen Sicherheit. Störungen hingegen werden manchmal nur schwer ausgehalten. Anton Diestelberger, Obmann von Rainman’s Home, hatte selbst einen autistischen Sohn. Den Verein hat er vor mehr als 25 Jahren "aus der Not heraus gegründet, weil es für autistische Jugendliche damals keine entsprechenden Förderungsmöglichkeiten gab", erzählt er. Heute ist Rainman’s Home ein breit aufgestellter Verein mit mehreren Tagesstätten, in denen Autisten ab 16 Jahren nicht nur eine Tagesstruktur, sondern auch Assistenz, Förderung und Arbeitstraining geboten werden. Nach dem Motto "Jeder kann etwas" wird den Menschen auf ihre Stärken und Talente abgestimmte Beschäftigung angeboten: von der Holzbearbeitung bis zum Schmuckdesign.
Zeit spenden
Eine Mitkämpferin an der Seite Anton Diestelbergers ist Traude Weber, pensionierte Volksschuldirektorin: "Zu Rainman’s Home bin ich gestoßen, weil ich Zeit spenden wollte. Ich unterstütze den Verein mit meinem Netzwerk an Leihomas und -opas, die sich mit unseren Klienten regelmäßig treffen, um gemeinsam Ausflüge zu unternehmen oder ihnen einfach vorzulesen." Lisbeth und Wolfgang Engelmann sind solche Leihgroßeltern. Jede Woche treffen sie sich mit Volker, der in einer sozialen WG lebt. "Wir holen ihn ab und essen zuerst gemeinsam etwas, dann wird gelesen – immer aus demselben Buch. Das wünscht er sich", erzählt Lisbeth Engelmann mit leuchtenden Augen.
Therese Zöttl, Pädagogische Leiterin von Rainman’s Home, wünscht sich mehr Menschen zur Unterstützung: "Im Umgang mit Autisten lernt man auch viel über sich selbst. Sie halten einem quasi einen Spiegel vor. Daher ist eine gefestigte Persönlichkeit wichtig, dazu Regelmäßigkeit – und vor allem Liebe zu den Menschen."
Der Verein Rainman's Home ist auf der Suche nach Leihomas und -opas, die für ein paar Stunden Zeit mit ihren Schützlingen verbringen. Wer Interesse hat, schickt eine E-Mail an rainmans.home@aon.at. Alle Informationen zum Verein findet man auf der Homepage von Rainman's Home.
bz-Initiative Wiener Herzen
"Jeder Mensch, der sich für etwas engagiert, hat eine bessere Lebensqualität als andere, die nur so dahinvegetieren." Bruno Kreiskys Zitat ist direkt, ein bisschen gemein – und wahr. Denn beinahe jeder dritte Wiener leistet in seiner Freizeit unbezahlte freiwillige Arbeit. Diese "Wiener Herzen" stellt die Wiener Bezirkszeitung nun ins Rampenlicht. Warum? Weil es tolle Geschichten sind, mit Menschen, deren Herzen unendlich groß scheinen. Und weil wir Institutionen vorstellen möchten, denen es oft schwerfällt, gehört zu werden. Kennen Sie ein "Wiener Herz", dann schreiben Sie uns an wienerherzen@bezirkszeitung.at.
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