Bezirk Hollabrunn atmet auf
Das Aus der Waldviertelautobahn ist fix

- Bei der Unterschrift zum „Mobilitätspaket nördliches NÖ“ (v.l.): Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Landesrat Ludwig Schleritzko.
- Foto: NLK Pfeiffer
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Stattdessen sollen bis 2035 insgesamt 1,8 Milliarden Euro in Bahn- und Straßenprojekte des Wein- und Waldviertels investiert werden.
BEZIRK HOLLABRUNN. Die Waldviertel-Autobahn ist vom Tisch, das gaben Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Verkehrsministerin Leonore Gewessler bekannt. Vor rund zwei Jahren wurde die strategische Prüfung der Waldviertel-Autobahn eingeleitet. Jetzt habe sich herausgestellt, dass die Autobahn nicht den erhofften Effekt bringen werde, nämlich die Abwanderung aus dem Waldviertel zu verhindern.
Unmengen an Boden verbraucht
Das unter dem Namen "Waldviertelautobahn" gefürchtete Projekt hätte auch massiv den Bezirk Hollabrunn und speziell das Schmidatal betroffen. Noch Ende 2019 antwortete Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner auf eine Frage der Bezirksblätter Hollabrunn ob und wann denn die Waldviertelautobahn sinnvoll wäre und gebaut werde mit: "Natürlich, denn das bedeutet Fortschritt für diese Region und könnte die Abwanderung verhindern." Doch nun ist sie endgültig vom Tisch.
„Frühester Umsetzungszeitpunkt für eine Autobahn wäre allerdings erst im Jahr 2040-2045 gewesen“, gibt VP-Hogl zu bedenken. Nationalrätin Himmelbauer ergänzt dazu „Uns war es wichtig bereits früher und gezielter für das Weinviertel und unseren Bezirk Lösungen zu finden und gleichzeitig die Belastung für die Anrainer zu senken.“ Daher wurde ein umfassender Mobilitätspakt für das nördliche Niederösterreich geschaffen. Dieses Paket ist 1,8 Milliarden Euro schwer und bringt Verbesserungen auf der Straße, wie auch auf der Schiene.
440 Millionen für die Straßen
Unter anderem enthält dieses Paket auch die Spange B2 - eine Verbindung Guntersdorf-Horn-Schrems-Budweis.
1,35 Milliarden für die Bahn
Auch die Bahninfrastruktur wird deutlich verbessert. Der selektive zweigleisige Ausbau der Nordwestbahn und der Laaer Ostbahn wird bis 2032 realisiert. „Lange haben wir dafür gekämpft, nun endlich wurde dieser beschlossen“, berichten die Abgeordneten. Bis 2027 werden außerdem auf der Nordwestbahn die Bahnsteige verlängert und attraktiviert.
Bekenntnis für Bahnausbau
„Es ist angesichts der Klimakrise höchste Zeit, dass auch in Niederösterreich endlich erste Schritte in Richtung eines klimafreundlichen Verkehrswesens gesetzt werden und nicht weiter hektarweise Flächen für Transitrouten zubetoniert werden. Ein Ausbau der Nordwestbahnstrecke ist da für unsere Region unerlässlich“, sagt Ecker zum Aus der Waldviertelautobahn und zum weiteren Bekenntnis der Ausbauziele der Nordwestbahn.
Hogl lobt die Zusammenarbeit im Land: „Es ist gut, dass die finanziellen Mittel nicht in eine Autobahn, bei der die Errichtung in den nächsten 20 oder 25 Jahren fraglich wäre, sondern in ein gesamtes Mobilitätskonzept fließen. Somit wird bereits in wenigen Jahren das Weinviertel noch besser angebunden sein.“
PRO Franz-Josefs-Bahn
Seit vielen Monaten kämpfte Mitbegründer der Initiative PRO Franz-Josefs-Bahn Gerald Hohenbichler auch mit Aufklärung und Appellen für Bahn- statt Autobahnausbau und freut sich nun über diesen Schritt: "Neben dem wirtschaflichen und ökologischen Unsinn dieser Autobahn-Phantasie ist es sicher auch den vielen engagierten Initiativen zu verdanken, dass hier nicht rund fünf Milliarden Steuergeld in den Rachen der internationalen Transitlobby und dem Bodenfraß geworfen wurden. Nun gilt es aber weiter mit der gleichen Vehemenz daran zu arbeiten, um endlich einen Vollausbau der Franz-Josephs-Bahn mit verschiedenen Zubringersystemen zu schaffen. Das Geld dürfte ja da sein wie die Autobahndiskussion gezeigt hat – jetzt muss es eben in den öffentlichen Verkehr gehen."
Auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace begrüßt das Aus für das Waldviertelautobahn-Projekt, kritisiert jedoch den unklaren Zeitplan für Bahnausbau und Festhalten an umweltzerstörerischem Straßenausbau . Der Verkehr sei das große Sorgenkind der Klimapolitik Österreichs und für rund ein Drittel der heimischen Emissionen verantwortlich. "Überholte Verkehrs-Megaprojekte wie die Waldviertelautobahn, aber auch die Lobau-Autobahn, die dritte Piste oder die S8 im Weinviertel würden diesen Missstand für weitere Jahrzehnte einzementieren und belasten Budget und Klima. Die Abkehr von der völlig überdimensionierten Waldviertelautobahn ist ein Schritt in die richtige Richtung,” warnt Greenpeace-Verkehrssprecher Herwig Schuster.




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