Flucht großer Firmen kostete Arbeitsplätze

- hochgeladen von Alexandra Goll
Das Projekt „Mein Bezirk 2020“ soll eine Bestandsaufnahme und ein Blick in die Zukunft sein
(ae). In den letzten 25 Jahren hat eine Reihe großer Unternehmen den Bezirk verlassen und mit ihnen gingen hunderte Arbeitsplätze verloren. 1990 schloss Fischer das Werk für die Tennisschlägerproduktion. Wegen des steigenden Kostendrucks, so die Werksleitung, wurde die gesamte Tennisschlägererzeugung nach Asien verlegt. Fünf Jahre später, 1995, schloss der Wäscheerzeuger Huber die Betriebe in Laa, Haugsdorf und Hollabrunn und übersiedelte die Produktion nach Osteuropa. Der Grund: Die hohen Lohnkosten drückten die Wettbewerbsfähigkeit.
2003 schloss schließlich auch das Kartoffelverwertungsunternehmen Kellys das Werk in der Bezirkshauptstadt und verlegte die Produktion an den Wiener Stadtrand. 90 Arbeitsplätze gingen dem Bezirk damit verloren. Als Hauptgrund für den Auszug nennt Kellys-Geschäftsführer Wolfgang Hötschl Platzmangel und den hohen Transportaufwand: „Wir waren seit 1975 in einer Halle eingemietet, die mit zunehmender Produktion zu klein wurde. Eine Erweiterung war aber nicht möglich. Dazu kam, dass sich die Kartoffelproduktion immer mehr ins Marchfeld verlagerte, weil im Norden die Trockenheit ein Problem wurde, man im Marchfeld aber bewässern konnte. Also fuhren mit 20.000 Tonnen Erdäpfel vom Marchfeld nach Hollabrunn und mit den fertigen Produkten wieder zurück nach Wien. Ausschlaggebend für den Auszug war letztlich dann das Roadpricing, das auf der B 303 eingeführt wurde.“
Kellys wollte übrigens alle 90 Mitarbeiter des Hollabrunner Werks nach Wien mitnehmen und stellte dafür auch Schuttlebusse und Pkw zur Verfügung, aber nur 24 nahmen das Angebot an. „Für eine Neuansiedlung von größeren Arbeitgebern wäre der Ausbau der S3 sehr wichtig“, sagt AMS-Chef Josef Mukstadt, „dann könnte der Bezirk davon profitieren, dass immer mehr Unternehmen in den nördlichen Raum um Wien ausweichen, weil hier die Kosten geringer sind und ein gutes Angebot an Arbeitskräften herrscht.“
Nachdem die S3 bis 2019 fertig werden soll, könnten sich in fünf Jahren neue Chancen auf zusätzliche Arbeitsplätze im Bezirk ergeben.
Zur Sache:
Mit Ende März gab es im Bezirk 19.095 Arbeitsplätze, 102 mehr als vor einem Jahr. Dazu kommen noch 1.728 geringfügig Beschäftigte.
Trendwende nicht vor dem Jahr 2017
Josef Muckstadt (AMS) glaubt, dass die Arbeitslosigkeit im Bezirk weiter ansteigen wird. Er rechnet mit einer Trendwende erst 2017: „Unser Bezirk ist krisenfester als manche andere Regionen, weil Gewerbe, Handel und Dienstleister von der Wirtschaftslage nicht so stark betroffen sind, wie Industriebetriebe. Und immer mehr Betriebe ziehen vom Süden Wiens in nördliche Regionen. Davon könnte auch unser Bezirk profitieren.“
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