AMS Hollabrunn
Hürden für Frauen am Arbeitsmarkt
Zuletzt waren im Bezirk Hollabrunn 1.397 Menschen arbeitslos gemeldet. Zum Vergleichsmonat 2019 bedeutet das ein Plus von 8,2 Prozent.
HOLLABRUNN. „Frauen sind am Arbeitsmarkt wesentlich schlechter positioniert als Männer. Dieser Trend wurde durch die Corona-Krise noch verstärkt“, so die Erfahrung von Peter Kirchner, stellvertretender Geschäftsstellenleiter im AMS Hollabrunn. Er verweist auf die aktuelle Arbeitslosenquote, die sich bei Männern mit 5,7 Prozent und bei Frauen mit 6,5 Prozent errechnet. Sorge bereitet die Verfestigung der Arbeitslosigkeit. Im Vorjahresvergleich sind um ein Drittel mehr Frauen von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen, bei Männern beträgt der Anstieg allerdings auch beachtliche 11,8 Prozent. „Mit intensiver Beratung, zukunftsweisenden Weiterbildungsangeboten und konsequenter Vermittlung sowie attraktiven Förderungen für Betriebe tun wir alles, um der dauerhaften Ausgrenzung entgegen zu wirken“, versichert AMS-Vizechef Kirchner und ist angesichts positiver Konjunkturprognosen optimistisch, einiges bewegen zu können.
Zurück im Job nach der Babypause
Frauen, die nach der Kinderbetreuung wieder in das Berufsleben zurückkehren möchten, stehen besonders im Fokus des Arbeitsmarktservice. Ende August zählten immerhin ein Fünftel aller 680 im Bezirk arbeitslos gemeldeten Frauen zu dieser Personengruppe. Frauen, die nach der Babypause den beruflichen Wiedereinstieg starten, stehen vor besonderen Herausforderungen. Deswegen halten die Beraterinnen und Berater des AMS Hollabrunn für Frauen nach der Karenz besondere Angebote bereit und informieren über Chancen auf dem Arbeitsmarkt und Möglichkeiten der Kinderbetreuung. „So haben seit Jahresbeginn 81 Wiedereinsteigerinnen einen für ihre Lebenssituation passenden Job gefunden“, verweist Peter Kirchner auf eine eindrucksvolle Erfolgsbilanz.
Frauenberufszentren als wichtige Stütze
In der sehr belastenden Zeit der Pandemie war die Beratung von arbeitslosen Frauen in den Frauenberatungszentren des Arbeitsmarktservice enorm wichtig. Nicht ausreichend vorhandene Kinderbetreuungsangebote oder das Homeschooling der Kinder erschwerten die Situation von jobsuchenden Frauen erheblich. Seit Jahresbeginn haben 142 Frauen vom Kurs- und Beratungsangebot des Frauenberufszentrums Hollabrunn profitiert. Das Angebot wurde 2020 und ebenso 2021 bisher von den Frauen überaus positiv mit der Durchschnittsnote 1,17 bewertet. 46% der Frauen hatten nach Beratungsabschluss entweder einen Job oder sind in einer weiterführenden Ausbildung. „Die Expertinnen des Vereines Frauen für Frauen leisten dazu einen ganz wichtigen Beitrag“, ist AMS-Vizechef Kirchner überzeugt.
Ausbildung in technischen Berufen
Das FiT-Programm „Frauen in Handwerk und Technik“ ist ein zentrales Förderelement des Arbeitsmarktservice, um Frauen eine berufliche Neuorientierung hin zu gut entlohnten Berufsfeldern zu ermöglichen. Im Weinviertel sind seit Jahresbeginn bereits 123 Frauen im FiT-Zentrum informiert, beraten und qualifiziert worden. 23 Frauen haben bereits die Ausbildung in einem der über 100 FiT-Berufe begonnen. Eine davon ist die Hollabrunnerin Michelle Gatterer. Für die Absolventin einer Fachschule für Sozialberufe und diplomierte Montessori-Pädagogin war nach der Geburt ihrer Tochter und einigen Berufsjahren klar, dass sie etwas Neues machen wollte. Eine der ersten Anlaufstellen war das BerufsInfoZentrum (BIZ) im AMS Hollabrunn. In einem Gespräch mit BIZ-Beraterin Claudia Öller wurde der 29-Jährigen der Weg ins FiT-Zentrum Weinviertel geebnet. Nach einer kurzen Abklärungs- und Vorbereitungsphase begann heuer im April die 18-monatige Berufsausbildung zur Betriebslogistikerin in Wien. „Eine Herausforderung, bei der ich voll dabei bin und mich auf ein gutes Netzwerk bei der Betreuung meiner fünfjährigen Tochter verlassen kann“, so die überaus motivierte Mutter. Besonderes Engagement beweist sie derzeit in einem ausbildungsbegleitenden Praktikum in Stockerau. “Frau Gatterer hat ihren Traumberuf gefunden“, freut sich Claudia Öller gemeinsam mit ihrer Kundin.
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