Rauchsheriff Erlacher: "Die Wiener pfeifen sich nichts!"

Rauchsheriff Dietmar Erlacher: "Ich habe von 1. Jänner 2009 bis jetzt 19.700 Lokale angezeigt. Die 20.000er Marke haben wir bald erreicht." | Foto: Andreas Edler
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  • Rauchsheriff Dietmar Erlacher: "Ich habe von 1. Jänner 2009 bis jetzt 19.700 Lokale angezeigt. Die 20.000er Marke haben wir bald erreicht."
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Sie sind als Rauchsheriff unter den Wirten gefürchtet. Wie viele Lokale haben Sie gemeinsam mit ihrem Team bisher angezeigt?
DIETMAR ERLACHER: "19.700 Lokale von 1. Jänner 2009 bis jetzt in ganz Österreich – davon 7.000 in Wien."

Und alleine gestern?
"Gestern waren es 138 Anzeigen – und davon 85 aus Wien, die bei uns eingegangen sind. Ich habe in Wien gesehen, dass sowohl von den Gästen als auch von den Wirten mehr rauchfreie Lokale gewünscht werden. Das Tabakgesetz wird in 70 Prozent der Wiener Lokale jedoch nicht eingehalten."

Wir reden aber nicht von den kleinen Tschocherln?
"Nein, sondern von namhaften Wiener Restaurants. Die 5-Sterne-Gastronomie, die rund um den Ring angesiedelt ist, hält sich inzwischen an das Tabakgesetz. Die wissen mittlerweile, der Erlacher und seine Freunde kommen regelmäßig und die Strafen werden immer teurer. Für Wirte beträgt das Bußgeld beim ersten Mal bis zu 2.000 Euro und im Wiederholungsfall bis zu 10.000 Euro. Was fast niemand weiß: Auch Raucher werden gestraft und zahlen beim ersten Mal bis zu 100 Euro, im Wiederholungsfall bis zu 1.000 Euro."

An was krankt es in Wien? Das Tabakgesetz wurde ja bereits vor fünf Jahren verabschiedet.
"Die Wiener pfeifen sich nichts. Ich frage mich auch, warum ist die Münchner Wiesn völlig rauchfrei und bei der Wiener Wiesn nicht einmal ein Zelt? In einer kürzlich veröffentlichten Studie wurde gezeigt, dass sich 99 % der Lokale in Wien-Neubau nicht ans Tabakgesetz halten. Der Hauptgrund dafür, dass das Tabakgesetz nicht eingehalten wird, ist, dass es nicht exekutiert wird. Es ist jedem Raucher und Wirt bekannt, welche gesundheitlichen Auswirkungen der Tabakrauch hat, aber sie halten sich nicht an die gesundheitsnotwendigen Gesetze. Ich bin selbst Unternehmer, aber für mich sind diese gesetzwidrigen Wirte keine Kollegen. In vielen Lokalen gibt es zwar räumliche Trennungen, sogar automatisch schließende Glastüren. Die Wirte oder die Kellner schalten in vielen Fällen die Automatik jedoch dauerhaft ab, damit sie schneller durchgehen können, oder die Lüftung überhaupt funktioniert. Die Türe bleibt dann einfach offen. Die Mitarbeiter werden dann auch nicht geschützt, und die Speisen stinken nach Tabakrauch."

Welche Auswirkungen hat das?
"Die entsprechende Vergiftung ist dann in beiden Räumen gleich. Und als Krebspatient, der ich bin, weiß ich, dass 84 krebslauslösende Stoffe im Tabakrauch enthalten sind. Sowohl Aktiv- als auch Passivraucher würden dann nach einem Zeitraum von ungefähr einer Stunde so viele Schadstoffe einatmen, dass sie krebsgefährdend sind. Wir wissen, dass Tabakrauch Ungeborene schädigt, bei Kindern Allergien und Asthma auslöst, Erwachsene an COPD, Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs erkranken, Raucher um rund zehn Jahre früher ableben. Leider ist es so, dass es in Österreich jedes Jahr 12.000 Rauchertote gibt – zusätzlich 1.200 Passivrauch-Tote und zehntausende Menschen, die an den Tabak-Folgen schwer erkrankt sind. Ich zitiere gerne Professor Zielinski, den Leiter der Onkologie im AKH, der in seiner Pressekonferenz neulich gesagt hat, rund 40 Prozent der jährlich 40.000 Krebserkrankungen entstehen durch aktives und passives Rauchen. Zielinski hat auch gesagt, ich schäme mich im Ausland, weil Österreich letztrangig in der EU ist."

Warum tun Sie sich das an? Sie sind vor drei Jahren im Donauzentrum verprügelt worden…
"Ich bin bereits mehrmals tätlich angegriffen worden. Der Hauptgrund ist, dass ich 1999 erfahren habe, dass ich Blasenkrebs habe. Seitdem opfere ich meine gesamte Freizeit den Krebspatienten und dem Nichtraucherschutz. Ich will, dass die Bevölkerung sensibilisiert wird, das ist das, was mir am Herzen liegt. Und auch, dass Kinder mit 13 Jahren nicht im Schulhof rauchen oder beispielsweise in Wartehäuschen bei der Straßenbahn-Haltestelle."

Plädieren Sie für ein Rauchverbot an öffentlichen Plätzen?
"Ja, etwa in überdachten Wartehäuschen. Am Michaelerplatz macht ein Rauchverbot aber überhaupt keinen Sinn. Dafür möchte ich aber mehr Schutz für Kinder und Jugendliche. Es soll für diese ein Zutrittsverbot zu Raucherräumen geben."

Müssen Raucher vor Ihnen Angst haben?
"Nein, überhaupt nicht. Raucher selbst sind in meinen Augen drogenkranke Leute, die Hilfe benötigen. Leider sehen das die Verantwortlichen im Gesundheitsministerium und im Hauptverband nicht so, denn es gibt quasi keine effektive Raucherentwöhnung. Selbst das Rauchertelefon ist nur eine Alibihandlung."

Müssen Raucher vor Ihnen Angst haben?
"Nein, überhaupt nicht. Raucher selbst sind in meinen Augen drogenkranke Leute, die Hilfe benötigen."

Haben Sie eigentlich je selbst geraucht?
"Nein."

Haben Sie das Gefühl, dass Sie gegen Windmühlen kämpfen?
"Ja, da muss ich mit Ja antworten. Ich bin verzweifelt, dass sich nichts ändert. Daher muss ein absolutes Rauchverbot in Lokalen her! Es soll endlich die Behörde kontrollieren, oder wie in Italien die Polizei. Aber wir machen weiter."

Zur Person
Dietmar Erlacher, gebürtiger Tiroler mit Hauptwohnsitz in Wien, hat die Initiative Rauchsheriff gegründet. Erlacher initiierte die Selbsthilfegruppe "Verein Krebspatienten für Krebspatienten", die sich jeden ersten Donnerstag im Monat um 18 Uhr im Restaurant Green am Bahnhofsgelände am Praterstern trifft.
Krebs-Hotline: täglich von 9 bis 21 Uhr unter Tel. 0650/577-2395. E-Mail-Anfragen an Dietmar Erlacher unter info@krebspatienten.at. Erlacher ist Unternehmer und hat in der Wirtschaftskammer Österreich die Tischler in der Landes- und Bundesinnung vertreten.

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