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Mit einem vielfältigen Programm möchte der Bezirk Josefstadt im Gedenkjahr 2018 mehr als nur ein Zeichen setzen.
JOSEFSTADT. Für Bezirksvorsteherin Veronika Mickel-Göttfert war es keine alltägliche Pressekonferenz. "Wir sind hier ganz in der Nähe der im Jahr 1938 zerstörten Synagoge," sagte sie in ihrer Einleitung. "Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, immer wieder daran zu erinnern." Genau das plant der Bezirk Josefstadt gemeinsam mit einer Reihe von Kooperationspartnern. Das ganze Jahr über soll sowohl an die Geschichte des jüdischen Lebens im Grätzel als auch an den Jahrestag des Novemberpogroms erinnert werden.
Im Frühling soll in der Neudeg-#+gergasse eine Stele errichtet werden, auf der die zerstörte Synagoge abgebildet ist. Sie wird dadurch wieder sichtbar. "Einen genauen Termin gibt es aber noch nicht, da letzte Details gerade geklärt werden," so Mickel-Göttfert.
Aus der Anonymität holen
Höhepunkt der Veranstaltungsreihe soll am 12. September die Aufführung des Stummfilmes "Stadt ohne Juden" sein. Dieser Film nahm schon Jahre vor dem Novemberpogrom die Vertreibung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung vorweg. Die Vorlage für den Film lieferte der Journalist Hugo Bettauer. Er wurde 1925 ermordet. Der Hugo-Bettauer-Platz ist nach ihm benannt. Dank für das Engagement des Bezirks kam von Wolfgang Schellenbacher, einem Vertreter des Dokumentationsarchives des österreichischen Widerstandes (DÖW). Dieses sei "nicht normal". Mit einer an Jugendliche gerichteten Handy-App möchte das DÖW die letzten Wohnstätten ermordeter und vertriebener Juden sichtbar machen. "Unsere App soll die Menschen aus der anonymen Masse hervorholen," so Schellenbacher.
"Centropa"
Ein ähnliches Ziel verfolgt der Verein "Steine der Erinnerung in der Josefstadt". Dessen Vertreter Leopold Radauer versprach, dass der Verein im Zuge des Gedenkjahres "Erinnerungssteine, die durch die Witterung kaputt geworden sind, ersetzen wird." Außerdem wird im Gedenkjahr eine erweiterte Neuauflage des Buches "Wege der Erinnerung" erscheinen. Mit Zeitzeugen und Überlebenden arbeitet die Organisation "Centropa". "Wir interviewen Zeitzeugen und machen daraus Filme, die wir an Schulen präsentieren," so Centropa-Aktivistin Tanja Eckstein. Dafür sei nicht mehr viel Zeit. "Dieses Jahr gehen wir im Gedenkjahr an Schulen in der Josefstadt. Erstmals werden keine Zeitzeugen mehr dabei sein können. Es liegt jetzt an uns, das Wissen weiterzugeben."
Kritisches Forum
Mit Lesungen und Veranstaltungen beteiligt sich das Bezirksmuseum am Gedenkjahr 2018. Die Bezirksmuseen seien besonders geeignet, so Leiterin Maria Ettl. "Wir wollen ein Forum für die kritische Auseinandersetzung sein." Am 22. März gibt es die erste Veranstaltung mit dem Titel "Reisen zu verlorenen Nachbarn".
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