Wiener Schuhmuseum
Des Kaisers altes Schuhwerk im 8. Bezirk betrachten
Das Wiener Schuhmuseum vermittelt allerlei Wissen. Sogar kaiserliches Schuhwerk gibt es hier zu bestaunen.
WIEN/JOSEFSTADT. In einem Schuhmuseum erwartet man in erster Linie das zu sehen, was den Menschen schon immer als Fußbekleidung gedient hat, und zwar in allen Variationen und quer durch alle Epochen. Freilich sind die Hauptakteure dabei Schuhe.
Genau so verhält es sich auch im Schuhmuseum in der Florianigasse 66, allerdings mit dem feinen Unterschied, dass man hier nur handgefertigte Schuhmodelle zu Gesicht bekommt. Der Unterschied zu industriell gefertigtem Schuhwerk liegt auf der Hand: Die Meisterstücke wurden in Kleinarbeit über Tage und Wochen hinweg erzeugt und erlauben dem Träger oder der Trägerin, sich mit einem echten Unikat zu schmücken.
2002 vom damaligen Schuhmacher-Innungsmeister Peter Tesinsky gegründet, kann man heute im Wiener Schuhmuseum auf 100 Quadratmetern Einzelstücke bewundern, die schon die Füße von Kaiser Franz-Josef I., Kaiserin Sisi, aber auch Marilyn Monroe geziert haben.
Schuhe des Wunder-Fußballteams
"Von Sammlerstücken und Geschenken privater Gönner bis hin zu Leihgaben ist bei uns alles vertreten, was irgendwann einmal die Träger stolz auf ihre Fußbekleidung blicken ließ", schmunzelt Museumsdirektor Raimund Neubauer.
Dabei hält er die ersten Fußballschuhe von Matthias Sindelar, Star des "Wunderteams" der 1930er-Jahre, in Händen. Doch auch andere interessante Einblicke erhält man hier: So kann man etwa verschiedene Artefakte in Form von in die Jahre gekommenen Gerätschaften bewundern und sich so vorstellen, wie aufwendig die Produktion eines Maßschuhs wohl war.
Ein Gewerbe mit Charme
"Die Schuhmacherzunft war einst ein angesehenes Gewerbe, lange bevor man mit Klebstoff Sohlen und Oberleder fixierte und Nähte an den Modellen vermissen ließ", erklärt Neubauer. Davon zeugen etwa die große Zunftglocke, zahlreiche Bilder und Urkunden. Auch eine sogenannte Zunftkiste erinnert daran. Sie war eine Geschenk von Kaiserin Maria Theresia an die damalige Gilde.
Da der Platz, um den Besucherinnen und Besuchern die vielen Modelle zu präsentieren, langsam knapp wird, hat man damit begonnen, ein leerstehendes Straßenlokal zu renovieren. Dieses soll behindertengerecht werden und Platz für Veranstaltungen wie Sonderausstellungen und Workshops bieten. Sie sollen auch die professionelle Reinigung und Instandhaltung von Schuhen vermitteln, quasi als Pflegetipps vom Profi.
Besuch willkommen
Es lohnt sich also, dem Schuhmuseum einen Besuch abzustatten und ein wenig in die alte Welt der Schuhe einzutauchen, vielleicht sogar mit dem Hintergedanken, seine "Fußumhüllungen", wie Neubauer industriell gefertigte Schuhe scherzhaft bezeichnet, gegen das eine oder andere Paar eines handgefertigten Modells auszutauschen.
Zur Sache
Das Wiener Schuhmuseum in der Florianigasse 66 ist jeden zweiten Dienstag im Monat von 16 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. Infos: 01/514 50 23 54
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