Papa und die parallelen Buben: Geheimsprachen
Molorassa sor noch motscho. Wissen Sie, was das heißt? Selbstverständlich nicht, es handelt sich ja um die Geheimsprache der parallelen Buben. Ich weiß es auch nicht. Und wüsste ich es, dürfte ich es natürlich nicht sagen. Mit verschwörerischen Blicken, manchmal leise flüsternd, manchmal auch laut deklinierend, schließen die beiden mit unverständlichen Worten ihre Umwelt aus, sind ganz unter sich und haben etwas, das ihnen ganz allein gehört. Tatsächlich ist die Zweisamkeit der parallelen Buben ein mystisches Rätsel. Eine Kooperation, die Schwächen kompensiert und Stärken verdoppelt. Eine Symbiose, aus der eine Geborgenheit entsteht, die sie unangreifbar macht und ihnen, so scheint es, Rückhalt fürs Leben gibt. Da ist immer jemand, Tag und Nacht, seit ihrer Geburt und natürlich auch schon davor. Ich glaube, man kann sich das nicht vorstellen, auch nicht, wenn man so nah dran ist wie ich. Wie das sein muss, einen Menschen zu haben, der einfach immer da ist, mit dem man alles erlebt und verarbeitet, über alles reden kann, ein Mensch, der alle Phasen mitmacht, sie genauso erlebt und verarbeitet, genauso sozialisiert ist, das Gleiche besitzt – auch den haargenau gleichen Pulli, halt in einer anderen Farbe. Ich wünsche mir, dass diese Nähe und Vertrautheit nie endet, dass sie sich immer haben, sich immer aufeinander verlassen können, immer füreinander da sind. Und manchmal wünschte ich, ich könnte sie verstehen, diese geheime Sprache.
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