Papa und die parallelen Buben: Sind das Zwillinge?
WIEN. „Sind das Zwillinge?“ Die ältere Dame schaut die parallelen Buben an, als hätte ich ein Naturschauspiel an der Hand, das ungewöhnlicher nicht sein könnte. Ihr Blick zeigt eine begeisterte Mischung aus Entzücken und Staunen. "Nein, Drillinge", antworte ich trocken, "der Dritte ist im Auto." Das freundliche Gesicht ist jetzt der hellen Empörung gewichen. „Aber das können Sie doch nicht machen!“ Mein zynischer Humor braucht offensichtlich mehr Erklärung. Immerhin, sie hatte Glück. Sie hat sich den "Um Gottes Willen, das sind ja plötzlich zwei"-Anfall erspart, den ich mittlerweile burgtheaterreif beherrsche – der aber nur noch selten zur Anwendung kommt, weil er so viel Aufsehen erregt und ohne Kinderwagen nur halb so lustig ist.
Ja, natürlich, Sie haben recht. Ich könnte auch nett sein und den üblichen Smalltalk über mich ergehen lassen. „Eineiig oder zweieiig?“ kommt dann gleich als Nächstes (beide zweieiig, hahaha), gefolgt von der Feststellung, dass das ja auch doppelt so viel Arbeit sei. Was nicht stimmt, weil es ist gefühlte hundertmal so viel Arbeit. Und: Ich hab keine Lust auf Smalltalk mit Fremden. Zum Teufel nochmal, was sollen zwei Fünfjährige, die exakt gleich groß sind und sich zum Verwechseln ähnlich sehen, sonst sein? Ein Genexperiment? Ein Klonversuch? Das Ergebnis plastischer Chirurgie? Eben. Ich wusste, dass Sie mich verstehen. Also: nicht böse sein, ich mach ja nur Spaß. Und ich hab doch eh nicht viel zu lachen.
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