Christina Hummel: "Unser Ruf ist angekratzt"
Veruntreuung, Schanigärten und Kaffee: Neue Chefin der Kaffeehausbesitzer, Christina Hummel, im Interview.
Wie trinken Sie Ihren Kaffee gerne?
CHRISTINA HUMMEL: Am liebsten trinke ich einen Doppio Caffé Latte, aber nur wenn ich einen Sündentag habe. In der Vollmilch ist ja doch viel Fett. Sonst trinke ich einen großen Mokka, aber davon gleich drei bis vier am Tag.
Sie wollen als neue Klubofrau der Wiener Kaffeehausbesitzer mehr Anreize für Junge schaffen. Woran denken Sie da?
Ich will in den Vordergrund rücken, dass Kaffeehäuser Orte der Kommunikation sind. Und sie sind der Ursprung des Slow-Life-Konzepts, also ein Ort der Ruhe. Wir müssen aber auch den Austausch mit den neuen Barista-Shops suchen, um den alteingesessenen Kaffesiedern einen neuen Blick zu geben.
Aber wie wollen Sie die Jungen konkret ansprechen?
Die Preise sind für die Jungen oft ein Thema. Hier könnte man zum Beispiel Gutscheine oder Stempelkarten einführen. Aber es ist nicht das Ziel, dass Kaffeehaus hip zu machen.
Wann funktioniert ein Kaffeehaus gut?
Wenn das Ambiente stimmt, die Qualität des Kaffees und Ganz wichtig sind natürlich auch die Mitarbeiter, die sind im Endeffekt das Marketingkonzept. Außerdem sollte man sich nicht zu sehr auf der alten Tradition ausruhen, und Trends wie Sojamilch und veganes Essen aufgreifen.
Ihr Vorgänger Maximilian Platzer hat bis zu 200.000 Euro aus der Kassa des Kaffeesiederballs entwendet. Wie groß ist der Imageschaden für den Klub?
Unser Image ist zerstört und es ist harte Arbeit, den Ruf nun wiederherzustellen und auch die finanzielle Lücke wieder zu füllen. Es ist wie eine große Wolke, die über uns hängt. Wir führen jetzt viele Gespräche mit unseren Mitgliedern.
Bisher war der Vereinsobmann der einzige Zeichnungsberechtigte für das Konto. Wird sich das nach dem Skandal nun ändern?
Ja. Wir führen ein Vier-Augen-Prinzip ein. Und künftig werden vier Personen zeichnungsberechtigt sein.
Der Kaffeesiederball - den Ihr Klub organisiert - gehört mittlerweile zu den beliebtesten Bällen Wiens. Woher kommt dieser Erfolg?
Wir scheuen keine Kosten und Mühen bei der Deko, den künsterlischen Einlagen und Co. Außerdem sind alle Räume der Hofburg zugänglich, vom Dachfoyer bis zum Keller, und überall wird etwas anderes geboten. Da ist für jeden etwas dabei. Es ist schwierig, das Jahr für Jahr zu toppen.
Zum Thema Schanigärten: Halten Sie eine ganzjährige Öffnung für notwendig?
Auf jeden Fall. Die Auflagen der vergangenen Jahre - von der Registrierkassa über die Allergieverordnung bis hin zum Rauchergesetz - haben viele Kosten für die Gastronomen verursacht. Da wäre es nur fair, wenn wir uns diese wieder durch ganzjährige Schanigärten zurückholen könnten.
Aber es wären nur ganz wenige Tage zwischen November und März, an denen die Schanigärten genutzt werden könnten.
Deshalb sollte nicht die ganze Garnitur hinausgestellt werden, sondern nur Verabreichnungsplätze entlang der Hausmauer. Auch ein Stehtischbereich wäre möglich. Und in der Parkspur würde ich keine Schanigärten aufstellen, da müssen wir realistisch bleiben.
Besuchen Sie auch andere Kaffeehäuser?
Ja. Im Café Strozzi habe ich meinen Mädelstreff, ins Café Florianihof gehe ich wegen des guten frühstücks und wenns einmal glamorös sein soll, bin ich im Café Landtmann.
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