Vereinsleben im Ort
Brauchtumsvereine vermissen Einheimische
Brauchtumsvereine in Ebenthal stellen sich Sinnfrage: Immer häufiger bleiben Einheimische den hauseigenen Veranstaltungen fern. Aus diesem Grund wurde bereits der Faschingsumzug Gurnitz zu Grabe getragen. Weitere könnten folgen.
EBENTHAL, KLAGENFURT (vep). Nikolaus-Besuche und -Kränzchen, bald auch wieder Faschingsumzüge und Faschingssitzungen: In den Gemeinden in Kärnten sind viele Vereine sehr engagiert, das Brauchtum und die lebendige Gemeinschaft zu fördern. Auch in Ebenthal an der Grenze zu Klagenfurt passiert viel; auch zahlreiche Klagenfurter selbst besuchen den bereits traditionellen Faschingsumzug in Niederdorf und viele lachen gemeinsam mit den Burgrichtern zu Gurnitz, wenn sie in den Faschingssitzungen den Menschen den humoristischen Spiegel vorhalten.
Weniger Einheimische bei Brauchtumsveranstaltungen
Das genau ist aber das Problem, zeigen jetzt der Obmann des Niederdorfer Brauchtumsvereins, Oliver Wulz, sowie der Obmann der Gurnitzer Burgrichter, Günter Nusser, auf. Denn Einheimische, für die sich die Vereine in Wahrheit engagieren wollen, bleiben immer häufiger von den Veranstaltungen fern. Wulz erläutert: "Die Menschen sehen es als selbstverständlich an, dass engagierte Vereinsleute vor ihrer Haustür im Ort für Belebung sorgen. Gerade sie sind es aber dann, die immer stärker bei den Veranstaltungen zuhause bleiben und dann oft vielmehr Menschen von außerhalb kommen."
Auch Nusser findet klare Worte: "Wir kämpfen mit einem Besuchermangel der Einheimischen bei den Veranstaltungen. Einerseits brüsten und rühmen sich die Menschen gerne vor anderen, wie viel in ihrem Ort durch die Vereine geschieht, aber andererseits sind sie es, die dann in Wahrheit zu Hause bleiben." Aus diesem Grund haben die Burgrichter schon im vergangenen Jahr keinen eigenen Faschingsumzug mehr veranstaltet und werden es auch nicht mehr tun. Denn nicht nur Besucher, auch Umzugsteilnehmer wurden weniger: 2017 noch 14 Wägen, 2018 dann nur noch sechs. "Dann haben wir entschieden, dass hier der Aufwand in keiner Relation mehr steht", sagt Nusser.
Heuer wird es auch bei den Faschingssitzungen einen Termin weniger (drei statt bisher vier) geben; einen Rückgang bei den Nikolo-Hausbesuchen gibt es auch. Denn bis vor kurzem waren es noch 70, jetzt liegt man bei 40. "Natürlich machen wir uns im Verein auch ständig Gedanken, was wir selbst weiter verbessern und attraktivieren können, doch es ist auch frustrierend, wenn wir uns engagieren und die Gurnitzer ihren ortseigenen Verein nicht unterstützen, in dem sie unsere Veranstaltungen dann auch besuchen, die wir in Wahrheit ja für sie machen", sagt Nusser.
Vereine denken sogar schon ans Aufhören
Wulz appelliert ebenso an die Bevölkerung: "Bürokratie, Auflagen, Organisation und Kosten - all das wird für die Vereine immer aufwändiger. Wenn dann die Menschen nicht kommen, beginnen wir Vereine schön langsam zu hinterfragen, ob wir uns die Mühe nicht sparen sollten." Nusser sagt dasselbe: "Wenn es so weiter geht, müssen auch wir uns jetzt irgendwann die Sinnfrage stellen, ob wir das alles noch so weiter betreiben sollen wie bisher." Neben Faschingswecken, Faschingssitzungen und Nikolobesuchen veranstalten die Burgrichter zu Gurnitz auch jedes Jahr ein großes Erntedank- sowie Maifest.
Vereine unterstützen mit Events auch Sozialfonds der Gemeinde Ebenthal
Für Wulz ein weiterer Wehrmutstropfen in dieser traurigen Entwicklung: "Man darf ja nicht vergessen, dass sowohl der Niederdorfer Brauchtumsverein als auch die Burgrichter zu Gurnitz mit den Veranstaltungen ja auch Spenden sammeln. Diese kommen zu einem guten Teil auch dem Sozialfonds der Gemeinde Ebenthal zugute, mit dem Bürger, wenn sie Hilfe brauchen, schnell und unkompliziert geholfen wird."
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