Tuning-Szene-Treffen
GTI- Treffen: Die späte Rache der Radfahrer
GTI-Servietten, Drohnenüberwachung und kein Gummi-Gummi: Das erwartet tausende Tuning-Fans.
MARIA WÖRTH/KEUTSCHACH/SEE. Wo einst lautstark Gummi-Gummi gegeben wurde, steht nun ein mobiler Pumptrack. Am legendären Gummi-Gummi-Platz im Zentrum von Reifnitz hat die Gemeinde einen mobilen Pumptrack – eine Anlage für Radfahrer – aufgestellt. "Nein, der Gummi-Gummi kann nicht genutzt werden. Es gibt überhaupt keine Möglichkeit für Gummi-Gummi, da es keine Veranstaltung gibt. Mit dem Durchdrehenlassen der Räder macht man sich laut Verkehrsstraßenordnung strafbar", stellt Maria Wörths Bürgermeister Markus Perdacher (ÖVP) fest.
Beschlagnahmung droht
Für ein GTI-Treffen im Kleinformat ist die Zeit abgelaufen, da die Planungszeit etwa ein dreiviertel Jahr dauert. Stellt sich die Frage, wie viele Gäste zum steinernen GTI nach Reifnitz ohne ein offizielles Treffen pilgern werden. "Es ist wetterabhängig, wie viele kommen werden. Wenn die Gäste wissen, dass vermehrt mit Polizei und der neuen Gesetzeslage (Anm.: Kraftfahrzeuge von Rasern sollen 72 Stunden beschlagnahmt werden) zu rechnen ist, wird es vermutlich weniger Ausschreitungen geben", sagt Perdacher.
Ungewisse Gästezahl
Da es kein offizielles Treffen gibt, könne er auch nicht sagen, wie viele Gäste kommen werden, jedenfalls "deutlich weniger. Die Buchungen sind sehr gut", sagt Perdacher. Wie viel Geld entgeht der Gemeinde, wenn kein offizielles GTI-Treffen inklusive Messeständen, Ständen von internationalen Autokonzernen wie Volkswagen, Audi oder Seat stattfindet? "Die Gemeinde hat eigentlich keinen Gewinn gemacht hat, sie ist ja nicht für das Gewinnemachen zuständig. Gewinn ist schlussendlich keiner geblieben", sagt Perdacher. Die Gemeinde hat sonst immer durch Messestandgebühren, Eintrittsgelder und Sponsorengelder beim Treffen profitiert. "Die Kosten für die Gemeinde mit Securitydiensten, der Reinigung, der Einsatzkräfte wie Polizei und Rettung liegen bei 700.000 Euro für diese Veranstaltung", sagt der Bürgermeister.
Einsatz nicht planbar
Auch wenn es heuer wieder kein offizielles GTI-Treffen in Kärnten gibt, ist die Tuningszene auf Party eingestellt – und auch die heimische Polizei auf den Ansturm vorbereitet. Pressesprecher Dominik Sodamin: „Da es heuer so gut wie keine Coronabeschränkungen gibt, rechnen wir mit Besucherzahlen wie vor der Pandemie.“ Die besondere Herausforderung für die Einsatzkräfte stellt die „terminliche Unplanbarkeit“ dar. „Es gibt keine offiziellen Events, sondern eher spontane, über Social Media organisierte Veranstaltungen“, so Sodamin und betont weiter: „Daher haben wir auch unser Konzept angepasst. Es wird weniger stationäre Kräfte geben, sondern mobile Teams, die das gesamte Einsatzgebiet – Wörthersee- und Faaker See-Raum bis nach Villach hinein – überwachen.“
51 zusätzliche Kräfte
Nicht nur Kollegen aus anderen Bezirken werden die ansässigen Beamten unterstützen, auch 51 Einsatzkräfte und Spezialisten aus anderen Bundesländern werden hinzugezogen. Diensthundeführer sowie der Hubschrauber des Innenministeriums stehen auf Abruf bereit. Sodamin: „Der tatsächliche Personaleinsatz richtet sich nach dem tagesaktuellen Geschehen.“ Die neuralgischen Punkte werden bereits videoüberwacht. Bei Bedarf soll auch eine mobile Videoüberwachung mittels Bus, Hubschrauber oder Drohne zum Einsatz kommen.
Debatte um Gesetze
"Erstmals hat die Exekutive heuer damit eine Handhabe, um jene aus dem Verkehr zu ziehen, die andere mit Lärm und Gestank belästigen. Die Exzesse von einigen Unbelehrbaren rücken leider die gesamte Szene in ein schiefes Licht", sagt LR Sebastian Schuschnig (ÖVP) zur Gesetzesnovelle. Den Vorwurf der FPÖ, die ÖVP und die Grünen auf Bundesebene würden "Autofahrer sekkieren", weil es im Bereich des Möglichen liege, dass ein Autofahrer wegen eines "Pickerl-Delikts" in die Gefahr komme, 10.000 Euro Strafe zahlen zu müssen, lässt Schuschnig nicht auf sich sitzen: "Das ist ein dreistes Spiel der Opposition am Rücken der Anrainer. Statt den Anrainern den Rücken zu stärken, spielt sich die FPÖ als Anwalt der Verkehrsrowdys und Krawallbrüder auf."
Wird Zufahrt zum Pyramidenkogel gesperrt?
Große Aufregung herrschte letztes Jahr, als die Zufahrtsstraße zum Pyramidenkogelturm gesperrt wurde. Keutschachs Bürgermeister Gerhard Oleschko (TK) spricht hier von "einer überbordenden Behörde, es gab keinen Anlass für eine Sperre, nicht einmal ein Drittel der Parkplätze des Pyramidenkogels war belegt". BH-Klagenfurt-Land-Leiter Johannes Leitner kontert gelassen: "Wir sperren nichts willkürlich. Vollzogen werden die Sperren von der Exekutive, dies geschieht nur, wenn der Verkehrsfluss nicht mehr gegeben ist und Einsatzkräfte nicht mehr durchkommen. Dann sperrt die Exekutive den Straßenabschnitt. Diese Sperren sind auch nicht von Dauer. Sobald der Verkehrsfluss wieder gegeben, werden sie wieder aufgehoben."
Ordnerdienst am Kogel
Am Pyramidenkogel hat die Gemeinde einen Ordnerdienst angestellt, der auf die Einhaltung der Regeln achtet. Oleschko spricht sich für die Schaffung eines Angebots für die GTI-Fans aus, von den zahlreichen Sperren und dem Schließen der Parkplätze, wie bei der "schnellsten Tankstelle Österreichs", dem Tuning-Fans-Hotspot, der Sabotnik-Tankstelle in Keutschach, hält er nichts.
GTI-Krawatten für die Gäste
Ein Betrieb, der seit Jahrzehnten bei den GTIlern sehr beliebt ist, ist das Restaurant Karawankenblick, das sich direkt an der Straße zum Pyramidenkogel befindet . "Zu uns kommt seit Jahrzehnten der erste Gast des GTI-Treffens, auch der GTI-Fan, der aus China anreiste, ist durch Zufall zu uns gekommen", sagt Christoph Schaschl vom GH Karawankenblick. "Wir sind wie eine Familie", sagt Schaschl. Das Restaurant hat sich für die PS-starken Gäste einiges einfallen lassen. Eigens gestaltete GTI-Servietten, GTI-Krawatten und ein Fotostand symbolisieren die Verbundenheit mit den Tuning-Fans. Die Sperre empfand Schaschl als eine "Frechheit und behördliche Willkür. Ich habe mit den Polizisten mehr als eine Stunde diskutiert, dass Gäste mit einer Reservierung zu uns fahren können". Leitner schildert eine andere Sicht: "Gäste werden zu den Betrieben gelassen".
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