Destroyed but Not Defeated
Destroyed but Not Defeated haben einen wesentlichen Schritt jeder Bandgeschichte
mit Bravour absolviert und großartiges Debütalbum abgeliefert. Neulich Album der Woche auf FM4 und bals live im Klagenfut.
„Whoever wrote the song sings it“ steht in den Liner Notes von Hüsker Düs erstem
Doppelalbum „Zen Arcade“ (1984). „Whoever sings the song wrote it“ beschreibt Lelo
Brossmann (Stimme, Gitarre) die Arbeitsteilung von Destroyed but Not Defeated.
Den Großteil des Singens und Song-Schreibens dieser neuen Band aus Wien bestreiten
dabei Ian Miller (Stimme, Drums) und Brossmann, der mit Litterbox schon früher in einem
Trio spielte und in den letzten Jahren als „eingewechselter“ Gitarrist (Shy) und Bassist
(Kreisky) aktiv war.
Lelo und Ian, der aus Iowa stammt, kennen sich seit 6, 7 Jahren.
Damals hatte es den US-Amerikaner, der mit der lokalen Punkband Splayed Innards und in der Band von Lemonheads-Mann Ben Deily, Varsity Drag einschlägig aufgefallen ist, nach Kärnten
verschlagen. Nach einigen Jahren mit seiner Familie back in Iowa zog es ihn wieder nach
Österreich, im Vorfeld fragte er bei Lelo an, ob sie nicht gemeinsam Musik machen wollen.
Wollten sie und das tun sie, seit August 2011. Im Oktober letzten Jahres wurden sie von
Bassist Markus Reiter (Stimme, Bass) zur – wie Hüsker Dü – three piece band komplettiert,
der seinerseits mit Mord und The Maybe Men spielt. Allesamt musikalisch vielfältig erfahren
ersparen sich die altersmäßig von 30 bis 40 – with a 35 inbetween – gestaffelten Musiker
den klassischen (und oft mühsamen) Prozess, im Proberaum auf die Inspiration für neue
Songs zu warten. Die Lieder werden zuhause geschrieben und dann den anderen
weitgehend „fertig“ präsentiert. Das meiste Songmaterial liefern dabei Ian und Lelo, ergänzt
um ein Stück von Markus, dessen Art zu schreiben und zu singen dem ohnehin schon
potenten Mix ihres Band-Sounds zusätzliche Elemente und Möglichkeiten aufmacht. In
relativ kurzer Zeit haben sich Destroyed but Not Defeated so einen Pool von 20 Songs
erarbeitet, aus denen schlussendlich die zwölf Tracks des Albums destilliert wurden.
Ihr Bandname hat literarische Bezüge. In Ernest Hemingways „The Old Man And The Sea“
entfährt dem titelgebenden alten Mann, einem kubanischen Fischer auf hoher See, von
gefräßigen Haien belagert: „Man is not made for defeat. A man can be destroyed but not
defeated.“ Nicht nur, dass Ian Miller Hemingways Spätwerk viel bedeutet, eine Phrase als
Bandname zu wählen ist dazu noch eine Verneigung vor Guided By Voices. Nicht zuletzt
mag Destroyed but Not Defeated als – vielleicht drastisches – Statement zum eigenen
Musikmachen und einer Bandgründung durch diese nicht mehr ganz jungen Männer gelten.
Die Illusionen von Zwanzigjährigen, die mit ihrer Musik glauben und hoffen (müssen!) die
Welt aufzumischen mögen ihnen fehlen – was dieses Trio nicht hindert, konsequent die
beste Musik zu machen, die es machen kann.
Hüsker Dü, von denen schon die Rede war, die einst von Hardcore kommend zu einem
stilprägenden Ultra-Pop gelangten sind eine von zahllosen Bands, die zu einer Geschichte
gehören, die Destroyed but Not Defeated mit ihrem Debüt-Album auf ihre Art fortschreiben.
Sie können und wollen nicht so tun, als würden sie etwa Built To Spill oder die Flaming Lips
nicht kennen. Ihr Wissen um viel gute, große Musik aus dem weitverzweigten, seit Jahrzehnten wuchernden Indie-Gitarren-Universum in Verbindung mit den eigenen
musikalischen Erfahrungen der Mitglieder gibt dieser Band ein Vokabular in die Hand, mit
dem sie genau das sagen kann, was sie sagen will, musikalisch und inhaltlich. Haltung und
Popappeal gehen bei Songs wie „The Malaise Song“ perfekt zusammen, weisen
fundamentale Fragen („Why isn't everything as simple as it seems? / Life´s just a constant
stream of disappointments / and broken dreams“) aber eben in kein Jammertal, weil klar ist:
„It´s time I pull myself together and out of this malaise.“
Die Lieder der beiden Hauptsongwriter ergänzen sich hervorragend, ihre unterschiedlichen
Arten zu schreiben und singen geben dem Album einen Flow und eine prickelnde
künstlerische Dynamik. Gerade noch scheint mit Millers „Two-Tone Gloves“ der Hit
ausgemacht, mit einem überraschend oppulenten und balladesken Refrain, als sich schon
Brossmanns „Lost in Translation“ nachhaltig in den Gehörgängen einnistet. Nicht zu
vergessen „ Profile Photo“, ein pointierter Song über die Reminiszenz an eine verflossene
Liebe in Zeiten des Internets und sozialer Netzwerke: „When I googled you later that
afternoon I read about your nuptial ties / And the baby in your Facebook profile photo sure looks nice.
More Infos unter: www.destroyedbutnordcefeated.com
live @ Jazzkeller Kamot
Donnerstag, 28.03.2013
Beginn: 20.00
VVK: € 13.- AK: € 15.- Ermäßigung für Spark7 Members € 10.-
Tickets in allen Öticket Vorverkaufsstellen unter www.oeticket.com und im Jazzkeller täglich
ab 19.00 Uhr
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