Irmgard Guggenberger im Interview: "Für Leopold waren alle Menschen gleich"

Irmgard begleitete Leopold Guggenberger zu allen Terminen | Foto: KK/Privat
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KLAGENFURT (vep). "Er war ein unheimlich wertvoller Mensch mit einer tollen Persönlichkeit. Er war aufgeschlossen und für jeden da. Für ihn waren alle Menschen gleich, er hat mit dem Bundespräsidenten nicht anders geredet, als mit dem Straßenkehrer." So behält Irmgard Guggenberger ihren Ehemann, den Altbürgermeister Leopold Guggenberger in Erinnerung. Vergangenes Jahr ist er am 22. Februar 2017 gestorben, heuer wäre er am 8. September 100 Jahre alt geworden. "Der Leopold war immer so positiv, er wollte seinen 100. Geburtstag feiern, er hat immer daran geglaubt, dass ihm das gelingt", sagt Irmgard. Deshalb findet ihm zu Ehren am 9. September auch ein Gedenkgottesdienst im Klagenfurter Dom statt (Details ganz unten). Für Irmgard ist es schwer, dass ihr Leopold nicht mehr da ist. "Sein Tod hat mich tief getroffen, ich habe das nur sehr schwer verkraftet, wir waren 36 Jahre verheiratet."

"Bürgermeister der ganzen Welt"

Irmgard Guggenberger hat viel Zeit mit ihrem Mann verbracht, da sie ihn zu allen Terminen und auf Reisen begleitet hat. "Wir haben so viel erlebt, es ist unglaublich. Wir waren in China, in Tatschikistan, in Johannisburg, wir trafen Staatsoberhäupter, Könige, genauso aber viele hilfsbedürftige Menschen in armen Ländern, wie eben in Tatschikistan, denen der Leopold dann geholfen hat", erinnert sie sich. Jedes Detail hat sie noch im Kopf. "Ich werde nie vergessen, wie wir zum Beispiel während des Bosnienkrieges in den Flüchtlingslagern geholfen haben. Ich habe bei den Bauern Lebensmittel organisiert und Medikamente gebracht. Einmal kam ein LKW nicht durch den Zoll am Karawankentunnel, weil er zuviele Mehlsäcke geladen hatte. Ich habe verzweifelt jemanden gesucht, der die restlichen Mehlsäcke auch nach Bosnien bringt. Als ich das dem Leopold am Abend nach seiner Arbeit erzählt habe, hat er sich sofort selbst ins Auto gesetzt und wir waren die ganze Nacht unterwegs. Und das Mehl ist angekommen."

Großes Vermächtnis

Auch das zeigt, was für ein Mensch er war. "Er wollte immer allen helfen. Vor allem aber wollte er seine Stadt, sein Klagenfurt für die Leute verschönern", sagt Irmgard. So hat er etwa einen Kremser Architekten beauftragt, die damals tristen Häuser am Alten Platz zu verschönern, hat alle Innenhöfe restaurieren lassen und den heutigen Stadt-Blumenschmuck initiiert. Unter Leopold Guggenberger ist die Universität Klagenfurt entstanden, die Autobahnumfahrung, die Stadtgalerie, Schulen, Kindergärten und noch weit mehr. Sein Vermächtnis ist in Klagenfurt allgegenwärtig.

Auch Enttäuschungen und Rückschläge

Guggenberger hat viel erreicht, eines seiner Herzensprojekte konnte er jedoch nicht mehr umsetzen. "Das war eine der größten Enttäuschungen für ihn, es wäre sein Lebenswerk, sein Vermächtnis gewesen", sagt Irmgard. Guggenberger war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr Bürgermeister, jedoch wollte er ein Tourismusprojekt im Europapark bzw. am Wörthersee umsetzen: Ein Arktiserlebnishaus mit dem nachgebauten Forschungsschiff "Admiral Tegetthoff", das 1872 zur Österreichisch-Ungarischen Nordpolexpedition aufgebrochen ist. "Das Schiff hatte er bereits organisiert, es wurde für einen Film nachgebaut. Bis heute ist es bei Bau Rappatz eingelagert", verrät Irmgard. Besonders enttäuschend für ihren Mann sei damals gewesen, dass er keine Unterstützung seiner ehemaligen Polit-Kollegen erhalten hat. "Obwohl er für andere immer alles getan hat, hat er bei diesem Projekt umgekehrt dann von regionaler bis Bundesebene keine Unterstützung erfahren. Das hat ihn tief getroffen, so enttäuscht habe ich ihn selten erlebt", erinnert sich Irmgard.

Mit 10 Geboten alle überzeugt

In Rage bringen hingegen konnte man das mit 25 Jahren Amtszeit am längsten regierende Stadtoberhaupt von Klagenfurt nicht. "Leopold war ein sehr ausgeglichener Mensch. Auch in seiner politischen Arbeit. Heute noch wird ihm seine Geduld und Ausdauer bei Gemeinderatssitzungen nachgesagt", erzählt Irmgard. Und wenn es heiß her ging, sagte er einfach "Schreien Sie nur, schreien Sie nur" – und fuhr mit dem Programm fort. "Sein Credo war immer ,Nicht ärgern, nur wundern'", sagt Irmgard, die auch erzählt, dass ihr Mann ein tiefreligiöser Mensch war. "Das haben auch seine Stadtsenatskollegen gespürt. Wenn er etwas durchsetze wollte, hat er sich auf die 10 Gebote berufen. Und dann konnte keiner mehr etwas entgegnen", sagt sie lachend.
Dann wird sie wieder ernst. Denn auch eineinhalb Jahre nach seinem Tod ist es für sie schwer, ohne ihren Mann leben zu müssen. "Ich muss jetzt von den Erinnerungen leben, aber Gott sei Dank sind das sehr, sehr viele."

Gedenkmesse am 9. September

Am Sonntag, 9. September, findet anlässlich des 100. Geburtstages von Altbürgermeister Hofrat Mag. Leopold Guggenberger (* 8. September 1918, † 22. Februar 2017) ein öffentlicher Gedenkgottesdienst statt.
Beginn: 10 Uhr
Ort: Klagenfurter Dom

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