"Ich glaube, dass wir Heimat vom Lokalen trennen müssen"

"Einen richtig großen [Schauspiel-]Traum habe ich nicht so, aber es gehen immer wieder kleine Träume in Erfüllung", so Alexander Hoffelner (im Bild gemeinsam mit Verena Suchard in „Oliver Twist“ im Stadttheater Mödling). | Foto: Roman Zagler
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  • "Einen richtig großen [Schauspiel-]Traum habe ich nicht so, aber es gehen immer wieder kleine Träume in Erfüllung", so Alexander Hoffelner (im Bild gemeinsam mit Verena Suchard in „Oliver Twist“ im Stadttheater Mödling).
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Wie sind Sie zum Schauspiel gekommen? Gab es einen „Berufungsmoment“?
ALEXANDER HOFFELNER:
"Schwer zu sagen, aber einen wirklichen Moment gab es nicht. Das hat sich so entwickelt. Ausschlaggebend war sicher die Arbeit meines Vaters für die Bundestheater, wo ich oft bei den Abenddiensten dabei war und mir Vorstellungen angeschaut habe. Das prägt dann schon, wenn man oft die wirklich großartigen Schauspielerinnen und Schauspieler sehen kann und wie die arbeiten."

In dem prämierten Ö1-Hörspiel „heimat bis du“ setzen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kollegen Simon Schober mit Alltagsrassismus auseinander. Was bedeutet Heimat für Sie?
ALEXANDER HOFFELNER:
"Heimat ist für mich nicht nur an einen Ort gebunden, das hat viel mit sozialen Vernetzungen und emotionalen Aspekten zu tun. Man kann sich nicht nur an einem Ort, sondern in einer Tätigkeit, in einem Sport oder auch in der Kunst heimisch fühlen. Ich glaube also, dass wir Heimat maßgeblich vom Lokalen trennen müssen und vielmehr unsere gesamte Lebenswelt auf allen Ebenen als Heimat betrachten müssen. Höflein [Anm.: Wohnort] ist demnach sicher ein Teil davon, aber nur ein sehr kleiner."

Sie machen auch Kindertheater. Was sind hier die besonderen Herausforderungen?
ALEXANDER HOFFELNER:
"Die Arbeit mit Kindern ist fantastisch, weil diese noch viel offener, unvoreingenommen und naiver an die Sache herangehen und genau diese Freiheit braucht die Kunst. Also ich glaube, dass ich viel in der Arbeit mit Kindern gelernt habe und auch lerne. Ich bin ja auch viel in Schulen tätig und gebe dort Theater- und Improvisationsworkshops."

Woran proben Sie als nächstes?
ALEXANDER HOFFELNER:
"Ich beginne gerade für die Festspiele Reichenau zu proben, ein Schnitzlerstück auf das ich mich sehr freue, nämlich Professor Bernhardi, da haben wir Anfang Juli Premiere. Das ist dann irgendwie der Gegenpol zu den Kindern, weil man da viel mit etablierten Kolleginnen und Kollegen mit langjähriger Erfahrung an den renommiertesten Häusern zusammenarbeiten kann. Also auch davon profitiert man ungemein."

Was wäre ein Schauspiel-Traum?
ALEXANDER HOFFELNER:
"Einen richtig großen Traum habe ich nicht so, aber es gehen immer wieder kleine Träume in Erfüllung: die Arbeit mit Peter Gruber vor einigen Jahren in St. Pölten, dann das Engagement in Reichenau seit letztem Jahr, der Preis für das Hörspiel. Das sind auf jeden Fall wunderbare Arbeiten und Würdigungen, die ich sehr schätze. Parallel zu Reichenau probe ich auch an einer Medea-Fassung, eine Mischung aus Euripides, Grillparzer und Heiner Müller, für das Theater am Akademischen Gymnasium Wien, bestimmt eine Traumrolle. Ich spiele den Bruder von Medea, Absyrtus, der von allem rundherum bedrückt, gedrängt und missbraucht wird. Also dramatischer kann man es sich kaum vorstellen. Das ist auf jeden Fall eine Herausforderung und auch eine Traumrolle."

Wie lebt es sich als junger Künstler in Österreich?
ALEXANDER HOFFELNER:
"Naja, einfach ist das nicht immer, weil es sich ja trotzdem um einen Arbeitsmarkt handelt, auf dem das Angebot beschränkt ist. Noch dazu geht es ja in den meisten Fällen, außer man ist an einer großen Bühne im Ensemble, um Kurzverträge für bestimmte Projekte. Das heißt man muss sich schon immer wieder um Neues umsehen und kann sich selten auf etwas ausruhen. Ein ständiges Bewähren."

Wie schwierig ist es, keine „Norm-Biografie“ zu leben? Welche Rolle spielt das Umfeld?
ALEXANDER HOFFELNER:
"Man darf sich halt da nichts einreden oder in irgendwas hineinzwängen lassen. Ich glaube schon, dass es vielen Jugendlichen da so geht. Also auf jeden Fall ist ein starker Wille wichtige Voraussetzung. Wenn man dann noch ein bisschen Talent in dem Bereich, den man gerne machen möchte, mitbringt, steht der Sache nicht viel im Weg. Wichtig ist auf jeden Fall, sich selbst möglichst realistisch einschätzen zu können. Es hilft im künstlerischen Beruf weder, sich zu überschätzen noch sich dauernd schlechter zu machen, als man ist. Und ein Umfeld, das unterstützt, kann auf jeden Fall auch nicht schaden."

Ist die Filmbranche ein Ziel für Sie?
ALEXANDER HOFFELNER: "Nein, kaum. Es kann zwar nette Abwechslung sein und ich mache ja selbst auch hin und wieder Kurzfilme, aber so im Großen und Ganzen fühle ich mich im Theater beheimatet. Womit wir wieder beim Thema Heimat wären. Es ist schon was ganz anderes eine Rolle quasi durchzuspielen, sie an einem Abend zu durchleben und das jedes Mal aufs Neue. Das geht beim Film nicht wirklich, wo jede noch so kurze Sequenz immer wieder wiederholt wird und man nicht die Möglichkeit hat, eine Figur auf Dauer auszukosten. Außerdem hast du am Theater direkt Kontakt zum Publikum, das kann auch spannend oder interessant sein."

Auf der Bühne
• aktuell: Improtheater mit den "Schedlfreyen" im AERA, jeden dritten Mittwoch im Montag
• aktuell: "Professor Bernhardi" (Arthur Schnitzler), Premiere am 5. Juli 2015, Festspiele Reichenau – Regie: Hermann Beil
• "1914 – Zwei Wege in den Untergang" – Festspiele Reichenau, Regie: Michael Gampe
• "Oliver Twist“ – Stadttheater Mödling, Regie: Norberto Bertassi
• "Im Zeichen des Oktopus" – Theater des Kindes in Linz im Zuge des Shäxpir Festivals, Regie: Anthony Raizhekoff

"Einen richtig großen [Schauspiel-]Traum habe ich nicht so, aber es gehen immer wieder kleine Träume in Erfüllung", so Alexander Hoffelner (im Bild gemeinsam mit Verena Suchard in „Oliver Twist“ im Stadttheater Mödling). | Foto: Roman Zagler
Schauspieler Alexander Hoffelner: "Wichtig ist auf jeden Fall, sich selbst möglichst realistisch einschätzen zu können. Es hilft im künstlerischen Beruf weder, sich zu überschätzen noch sich dauernd schlechter zu machen, als man ist." | Foto: Klaudia Their

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