Klosterneuburg setzt auf Pilz gegen den Götterbaum
Er wächst bis zu vier Zentimeter am Tag, sprengt Wände und ist kaum umzubringen. In Klosterneuburg rückt man dem Götterbaum nun mittels eines Pilzes zu Leibe.
KLOSTERNEUBURG. KLOSTERNEUBURG. Er kommt aus China und sieht aus wie ein Essigbaum. Importiert wurde er im 18. Jahrhundert, weil er hübsch ist und schnell wächst. Doch nun wächst der Götterbaum unserer Natur über den Kopf.
Handlungsbedarf
Mehrere Zentimeter am Tag legt der Götterbaum zu. Das Problem: er verbreitet sich unglaublich rasch über seine Wurzeln. Wegschneiden hilft wenig, er treibt sofort wieder aus. Sein Holz ist nichts wert, und vor allem im verbauten Gebiet macht er Probleme, denn die Kraft seines Wachstums sprengt unter anderem Fundamente, Bauwerke, Lärmschutzwände.
Forschung
Am Haschhof in Klosterneuburg wird seit Jahren an einer Lösung für dieses Problem geforscht: ein Team um Erhard Halmschlager, Professor am Institut für Forstentomologie, Forstpathologie und Forstschutz der Universität für Bodenkultur in Wien, rückt dem Götterbaum mit biologischen Mitteln zu Leibe.
"Dabei wird der Baum mit einem Stemmeisen angestochen, anschließend ein verflüssigter Pilz hineingespritzt. Der Baum saugt das auf - und verwelkt nach mehreren Behandlungen über eine gewisse Zeit", schildert Stadtrat Johannes Edtmayer (Grüne) nach einem Lokalaugenschein mit den Wissenschaftern. Wichtig war nun, festzustellen, ob der Pilz auch anderen Pflanzen gefährlich wird.
Grünes Licht
"Bisher keine 'Nebenwirkungen'", gibt das Forscherteam Entwarnung. Der Pilz wurde bereits zur Behandlung des Götterbaumes zugelassen.
Als Versuchsstandort will die Stadt Klosterneuburg mit der Bekämpfung des Götterbaumes weitermachen, auch im Stadtentwicklungskonzept STEK 2030+ bekennt sich Klosterneuburg dazu, etwas gegen schadhafte Neophyten zu unternehmen. Einziges Hindernis: "Wir wissen nicht, wo im Stadtgebiet überall Götterbäume stehen", so Edtmayer. Ziel für 2022 ist daher zunächst die Erfassung aller Götterbäume, um ein koordiniertes Vorgehen einleiten zu können. Nachsatz: "Wenn das Budget der Stadt es erlaubt."
Der Götterbaum
Der Götterbaum ist eine aus China stammende Baumart, die im 18. Jahrhundert zunächst als Zierbaum in Europa eingeführt wurde. Sie wurde in Wineschutzgürteln, zur Faserholzproduktion oder als Bienenweide gepflanzt.
Der Baum ist anspruchslos und konnte sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts durch die immer milder werdenden Winter invasiv ausbreiten. Er vermehrt sich über Stockausschlag und Wurzelbrut.
Im Jar 2019 wurde der Götterbaum auf die Liste der invasiven gebietsfremden Arten von EU-weiter Bedeutung gesetzt und somit die Förderung, der Import, der Verkauf sowie die Aufzucht und Anpflanzung des Götterbaums verboten.
Bekämpft wird der Götterbaum aufgrund der Tatsache, dass seine Ausbreitung Schäden an Infrastruktureinrichtungen wie Lärmschutzwänden, Gebäuden und auf land- und forstwirtschaftlichen Flächen verursacht. Den Weinbau betrifft das doppelt: einerseits durch Schäden an der Kultulandschaft, wie an Trockensteinmauerterrassen der Wachau, andererseits dient der Götterbaum auch als Wirtspflanze für weitere Schädlinge.
Bekämpfungsstrageien wie mechanisches Ausreißen, Ringeln, Mulchen oder Bestreichen von Schnittflächen mit Herbiziden halfen nur mäßig, von chemisch-synthetischen Herbiziden muss vor allem im biologischen Anbau Abstand genommen werden.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.