Tirol beginnt in Klosterneuburg

Wandermusikanten. Der gebürtige Klosterneuburger Knebelsberger mit Männergruppe und Gattin Anna, um 1855. | Foto: privat
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  • Wandermusikanten. Der gebürtige Klosterneuburger Knebelsberger mit Männergruppe und Gattin Anna, um 1855.
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KLOSTERNEUBURG. Der Vater von Leopold Knebelsberger – dem Komponisten des Andreas-Hofer-Liedes – war in der Pfarrkirche von Sankt Martin in Klosterneuburg fast 60 Jahre lang Lehrer und Mesner. Er hat seinen Sohn bereits als Kind im Geigen- und Orgelspiel sowie in Gesang ausgebildet und ihm eine fundierte Musikausbildung ermöglicht.

Eine Hymne mit Geschichte

In Lübeck lernte Knebelsberger die Sängerin und Harfenistin Anna Hellmich aus Preßnitz in Böhmen kennen und heiratete sie im Juli 1849. Von seiner nun zweiten Heimatstadt Preßnitz aus machte er weiterhin viele Konzertreisen.
"Schon als Kind hörte ich von meiner Mutter, dass die Tiroler Landeshymne, das Andreas-Hofer-Lied, das ich im Schulchor gesungen habe, von einem unserer Urahnen komponiert wurde", so der Urenkel des Komponisten, Günther Lechner, der das Leben des Wandermusikers beforschte. Lechner hat auch persönliche Gegenstände, darunter eine Geige archiviert.
Leopold Knebelsberger, am 15.9.1814 geboren, starb am 30.10.1869 während einer Konzertreise in Riga an Gehirnschlag. Da es kein Originalmanuskript des Andreas-Hofer-Liedes gab, war die Urheberschaft an dieser Komposition lange Zeit umstritten.
In Klosterneuburg wurde an Knebelsbergers Geburtshaus eine Gedenktafel enthüllt, eine „Knebelsbergergasse“ benannt und ein Denkmal aufgestellt, vor dem mit musikalischen Feierstunden dem Komponisten gedacht wurde.

ZUR SACHE
Seine Heimatstadt Klosterneuburg würdigt Leopold Knebelsberger am 25. September mit einem Konzert ("Sein Leben, Wirken und Schaffen", musikalische Umrahmung: J. G. Albrechtsberger Musikschule) am 25. September um 18.30 Uhr im Stadtmuseum Klosterneuburg (Kardinal Piffl-Platz 8). Freier Eintritt.

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DAS LEBEN VON LEOPOLD KNEBELSBERGER
von Günther Lechner, Ururenkel des Komponisten

Am 15. September 2014 jährt sich zum 200. Mal der Geburtstag des Komponisten des Andreas Hofer- Liedes Leopold Knebelsberger.
Wer war dieser niederösterreichische Volksmusiker, der dieses für Tirol so bedeutende Lied geschaffen hat?
Der Vater von Leopold Knebelsberger war in der Pfarrkirche von Sankt Martin in Klosterneuburg fast 60 Jahre lang Lehrer und Mesner. Er hat seinen Sohn bereits als Kind im Geigen- und Orgelspiel sowie in Gesang ausgebildet und ihm auch ermöglicht, später beim damals bekannten Komponisten Konradin Kreutzer, einem Schüler Beethovens Unterricht in Kompositionslehre und Kontrapunkt zu nehmen und beim Geigenvirtuosen Joseph Mayseder sein Violinspiel zu vervollständigen. Später erlernte der junge Knebelsberger dann das Spiel auf weiteren Instrumenten, wie Gitarre, Klavier, Stahlgeige, Schlag- und Streichzither, Hackbrett, Cornet a piston, eine Art Trompete und auf dem Holz- und Strohinstrument, wie damals das Xylophon genannt wurde. Er musizierte in Klosterneuburger Gaststätten, gab Musikunterricht und verdiente sich so seinen Lebensunterhalt. Vermutlich vor 1842 schloß er sich Zillertaler Musikergruppen an und ging auf Tourneen, die ihn nach Deutschland, Dänemark, Lettland und bis nach Rußland führten.
Im Jahre 1832 schrieb der sächsische Advokat Julius Mosen (1803-1867) in Dresden das Gedicht „Andreas Hofer Tod“. Knebelsberger entdeckte dieses Gedicht möglicherweise in einem Buch „Auswahl deutscher Lieder“, Leipzig, 1844 (S. 101) und hat diesen ausdrucksstarken Text vertont. Das Lied wurde von ihm als Baß-Solo mit Chor in Noten gesetzt und immer wieder mit seiner geschulten, mächtigen Baßstimme vorgetragen.
In Lübeck lernte Knebelsberger die Sängerin und Harfenistin Anna Hellmich aus Preßnitz in Böhmen kennen und heiratete sie im Juli 1849. Von seiner nun zweiten Heimatstadt Preßnitz aus machte er weiterhin viele Konzertreisen. Ab ca. 1859 musizierte er mit dem berühmten Kärntner Mischitz-Quintett und leitete diese Gruppe auch in den Jahren 1861 und 1862.
Ab dieser Zeit bereiste er mit Damengruppen, der seine Gattin und 3 Töchter angehörten in schmucken Kombinationen von tirolerisch-steirischer Tracht die Nord- und Ostseeküsten, konzertierte und begeisterte in den damals berühmten Seebädern und auch am russischen Zarenhof mit österreichischer Volksmusik. Von über 200 Kompositionen sind nur wenige Liedtitel im Druck erschienen. So gibt es eine „erste“ Version der „Wacht am Rhein“ (1861), „Blüamal und ´s Herz“, „Der Abend auf der Alm“, „Trost in der Ferne“, „Dirndl wie ist mir so wohl, in den Bergen von Tirol“, das auch im Trio des Kärntnerlieder-Marsches eingearbeitet ist und das Lied „Wenn du noch eine Mutter hast, dann danke Gott und sei zufrieden“, als „Opus 124“. In verschiedenen Zeitungsartikeln wurden deren Darbietungen gewürdigt.
Leopold Knebelsberger wurde nur 55 Jahre alt und starb am 30. 10. 1869 während einer Konzertreise in Riga an Gehirnschlag, wurde am katholischen Friedhof in Riga begraben und auf einer Gedenktafel an der dortigen Franziskuskirche verewigt. Zwei Jahre später starb in Preßnitz auch seine Gattin und 7 Kinder wurden zu Vollweisen.
Da es kein Originalmanuskript des Andreas Hofer-Liedes gab, war die Urheberschaft an dieser Komposition lange Zeit umstritten. Der bekannte Musikpädagoge Prof. Vinzenz Goller stellte nach umfangreichen Forschungen im Jahre 1910 fest, dass Knebelsberger der Komponist des weit verbreiteten Liedes ist. Er analysierte die Melodie als „eine Vereinigung verschiedener Motive von älteren Volksliedern. Der Beginn des Liedes findet sich auch in Beethovens
1. Klavierkonzert (Rondo)“. Es wurde im Jahr 1923 als Marsch dem Alpenjägerregiment Nr. 12 in Innsbruck zugewiesen und im Juni 1948 hat der Tiroler Landtag beschlossen, dass das Andreas Hofer-Lied „nach den Worten von Julius Mosen und der Weise von Leopold Knebelsberger als Tiroler Landeshyme gilt.“
In Deutschland gab es nach dieser Melodie ein Kampflied „Die junge Garde“ mit dem Text „Dem Morgenrot entgegen , ihr Kampfgenossen all…“ , das in der ehemaligen DDR sehr beliebt war und auch in Russland wurde das Andreas Hofer-Lied als Marsch bei Paraden häufig gespielt.
In Klosterneuburg wurde an Knebelsbergers Geburtshaus eine Gedenktafel enthüllt, eine „Knebelsbergergasse“ benannt und ein Denkmal aufgestellt, vor dem mit musikalischen Feierstunden dem Komponisten gedacht wurde.
Der Verfasser dieses Aufsatzes (ein Ururenkel Leopold Knebelsbergers) hat eine Dokumentation erstellt und auch persönliche Gegenstände Knebelsbergers, u.a. auch seine Geige archiviert.
Anlässlich des 200. Geburtstages von Julius Mosen im Juli 2003 wurde für die beiden Schöpfer der Tiroler Landeshymne ein Bronzerelief am Traditionshotel „Goldener Adler“ in der Innsbrucker Altstadt enthüllt und in Innsbruck - Kranebitten ein Weg nach Leopold Knebelsberger benannt.
Ludwig Hunrath schreibt im Jahre 1913:“… Darin liegt Knebelsbergers Bedeutung für Tirol, dass er Mosens Dichtung durch die packende Melodie der Welt bekannt machte und ihr das Martyrium und die Treue des Tiroler Volkes verkündete in Wort und Gesang. Mosens Gedicht würde ohne Knebelsbergers Schöpfung ein ruhiges Dasein in Anthologien oder als Lesestück in Schulbüchern führen, eine Weltverbreitung hätte es nie erfahren.“

Literatur
L. Hunrath; Der Komponist des Andreas Hofer-Liedes
und seine Bedeutung für Tirol, 1913,
A. Kollitsch: Geschichte des Kärntnerliedes, 1935,
R.A. Moißl: Die Geschichte des Andreas Hofer-Liedes, 1969,
G. Lechner: Leopold Knebelsberger, der Komponist des
Andreas Hofer-Liedes, 1982 sowie ein Nachtrag, 1985.

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