#StopptJugendBashing
Bezirks-Jugend im "Corona-Überlebensmodus"

#StopptJugendBashing fordern Franz Roth, Farah Meitz, Thomasz Budryk und Petra Wiedemann. | Foto: JAK!
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Ein Jahr Corona, Lockdown und Pandemie: schön langsam stößt auch die Jugend an ihre Grenzen.

BEZIRK KORNEUBURG. Sie sitzen zu Hause vor den Bildschirmen. Ob Schule, lernen oder Freunde treffen – das meiste spielt sich mittlerweile nur noch online ab. Kein "Abhängen" im Park, kein Discobesuch, keine Partys. Die herausfordernden Umstände, die die Corona-Pandemie mit sich bringt, belasten nicht nur die Erwachsenen, auch und vor allem die Jugend spürt drastische Einschnitte und das in einem so wichtigen Alter.
"Für Jugendliche sind sozialer Austausch mit Gleichaltrigen und physische Kontakte ein wesentliches Grundbedürfnis", weiß die Korneuburger Psychotherapeutin Judith Kantor. "Gerade die Pubertät ist die Zeit des Ausprobierens. Jugendliche loten ihre Identität aus, lernen Konfliktlösungen und finden Halt."

Ein "gefährlicher" Trend

Auch die Streetworker von JAK! - Mobile Jugendarbeit im Bezirk Korneuburg, die nicht nur in Stockerau – auch oder gerade in Corona-Zeiten – Anlaufstelle für Jugendliche sind, wissen um den gesellschaftlichen Druck, der gerade jetzt auf den jungen Menschen lastet. Sie beobachten es quasi aus der ersten Reihe. "Die Zahl der Einzelberatungen ist mit der Krise angestiegen. Wir beobachten immer öfter depressive Verstimmungen und andere psychische Belastungsstörungen", erzählt Petra Wiedermann.
Dass gerade jetzt den Jugendlichen ein großer Teil der Schuld an den steigenden Infektionszahlen zugesprochen wird, entschärft die Situation nicht gerade und bereitet den Streetworkern große Sorgen. "Die Anschuldigungen kommen aus unterschiedlichen Richtungen, sind unbewiesene Fakten und werden oft unhinterfragt veröffentlicht", prangert Franz Roth an, der sich gemeinsam mit seinen Kollegen schützend vor die Jugendlichen stellen will.

#StopptJugendBashing

"Wir sehen täglich, wie großartig Jugendliche und junge Erwachsene mit dieser schwierigen Situation umgehen. Kein einziges Mal mussten wir über Hygienemaßnahmen oder Contacttracing mit ihnen diskutieren. Im Gegenteil, die Kids, die zu uns kommen, haben sich nahtlos in die neuen Vorgaben eingefügt und uns damit sehr positiv überrascht", erzählt Roth. Auch Farah Meitz und Thomasz Budryk sind überzeugt: "Gerade jetzt ist es wichtig, dass wir zusammenstehen, uns gegenseitig unterstützen und nicht aufeinander losgehen mit Unmut und Anschuldigungen."
Eine Aussage, die auch Psychotherapeutin Kantor unterschreiben kann: "Schuldzuweisungen bringen keine Lösung, sondern Frust und Ärger. Jugendlichen stecken seit über einem Jahr massiv zurück, auch was Kontakte zu Verwandten, etwa den Großeltern, angeht." Und Kantor weiß: "Als soziale Wesen wollen Kinder und Jugendliche grundsätzlich kooperativ sein und zur Bewältigung der Krise beitragen. Zugleich liegt es in der Natur der Sache, dass überall dort, wo viele Menschen aufeinander treffen, etwa in Schulen, das Infektionsgeschehen erhöht ist." Und Kantor gibt zu bedenken: "Viele Jugendlichen befinden sich in einem Spannungsfeld aus Unsicherheit, Angst, Wut, Langeweile, Einsamkeit und Schuldgefühlen. Besonders auf Dauer wirkt sich dies schwerwiegend und nachteilig auf die psychische Gesundheit aus."
"Die Jugend hat keine Schuld, behandelt sie nicht so", klagen die Stockerauer Streetworker an und fordern #StopptJugendBashing.

Die Jugendzeit ist so wichtig!

Wie wichtig die Jugendzeit für die Entwicklung ist, erklärt Psychotherapeutin Judith Kantor: "Auch wenn die heutige Jugendgeneration mit digitalen Medien aufwächst, sind physische Kontakte weiterhin sehr wichtig. Einige Entwicklungsaufgaben des Jugendalters erfordern einen sozialen Spielraum in der physischen Welt. Besonders junge Menschen wollen ihre nahe und ferne Umwelt entdecken, Neues ausprobieren, ihre körperlichen Kräfte, etwa beim gemeinsamen Sport, ausloten, mit Kleidungsstilen experimentieren und gemeinsame Erlebnisse mit ihren Freunden schaffen. Ebenso spielen Mimik, Gestik, Körperhaltung und das unmittelbare aufeinander Reagieren bei physischen Treffen eine wesentlich größere Rolle, als online. Auch die Ablösung vom eigenen Elternhaus beinhaltet ein vermehrtes ’Rausgehen’ hin zu anderen physischen Räumen und Kontakten. Die aktuellen Rahmenbedingungen erschweren oder verzögern diese Entwicklungsaufgaben."

Psychotherapeutin Judith Kantor weiß: "Sozialer und physischer Kontakt ist ein Grundbedürfnis Jugendlicher." | Foto: Markus Widy
  • Psychotherapeutin Judith Kantor weiß: "Sozialer und physischer Kontakt ist ein Grundbedürfnis Jugendlicher."
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Wir haben Judith Kantor gefragt:
Was können Eltern tun, um ihre Kinder zu stärken und gut durch diese Krise zu führen?

  • Eltern sollten ein positives Vorbild sein, indem sie selbst gut auf ihre psychische Gesundheit achten, für Entspannung sorgen und den Kontakt zu Freunden und Familie im Rahmen der Möglichkeiten pflegen.
  • Im Zusammenleben sind Rückzugsräume und Respekt vor der Privatsphäre des Jugendlichen entscheidend.
  • Eine gemeinsam definierte Tagesstruktur schafft Routinen und gibt Halt.
  • Besonders wichtig ist, wertfrei und interessiert ein offenes Ohr für die kleinen und großen Probleme der Jugendlichen zu haben.

Was können Jugendliche selbst tun, um gut durch die Pandemie zu kommen?

  • Positiv-Tagebuch: In einem „Positiv-Tagebuch“ werden täglich alle schönen Momente, Erlebnisse und Erfolge festgehalten, wie z.B. ein Telefonat mit Freunden oder ein Spaziergang. Dies kann auch als Blog, Videotagebuch oder mit Fotos umgesetzt werden.
  • Mit Freunden in Kontakt bleiben: sowohl online als auch im Rahmen der Möglichkeiten offline.
  • Neues ausprobieren: Entdecke neue Interessen und Stärken an dir, wie z.B. ein Musikinstrument spielen, Fotografieren, ein bestimmtes Buch lesen oder Spiel spielen, einen Blog schreiben, eine neue Sprache lernen, eine neue Sportart ausprobieren, usw.
#StopptJugendBashing fordern Franz Roth, Farah Meitz, Thomasz Budryk und Petra Wiedemann. | Foto: JAK!
Psychotherapeutin Judith Kantor weiß: "Sozialer und physischer Kontakt ist ein Grundbedürfnis Jugendlicher." | Foto: Markus Widy

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