Feuerwehr Stockerau blickt zurück
Corona, "normale" Einsätze und die Vorbereitung aufs große Blackout
Die letzten beiden Jahre, eine schlechte Zeit für die Feuerwehr, stellen Bezirksfeuerwehrkommandant und Stockeraus FF-Kommandant Wilfried Kargl, Kommandant-Stellvertreter Roland Richentsky und Andreas Steuer, Leiter des Verwaltungsdienstes, nüchtern fest. "Die Feuerwehr lebt von der Kameradschaft. Wenn die stark eingebremst wird, fehlt ein ganz wesentlicher Teil. Manche haben wir bis heute verloren. Das tut uns, der Feuerwehr, die wie eine Familie ist, sehr weh."
BEZIRK KORNEUBURG | STOCKERAU. Nicht nur die Stockerauer Feuerwehr war in den letzten beiden Jahren quasi im Dauereinsatz. "Keiner von uns hätte damit gerechnet, zu Lebzeiten mit einer Pandemie konfrontiert zu sein", meint Richentsky. An den Beginn kann er sich noch gut erinnern: "Wir hatten die ersten Gesprächen im Lehrsaal, mit fünf Metern Abstand, alle Fenster waren offen." Damit man auch bei Corona und Lockdown einsatzbereit ist, wurden fixe "Radln" gebildet. "Wir stellten Zweierteams zusammen, die 12 Stunden-Dienste machten. So versuchten wir mögliche Ansteckungen zu vermeiden."
Zu tun gab es vieles: Wartungsarbeiten, die logistische Mammutaufgabe des Transports – zuerst von Testutensilien, danach von Impfdosen und Zubehör. "Gab es einen Einsatz – die blieben in der Coronazeit ja nicht aus, eher im Gegenteil – galt es, eine Entscheidung zu treffen: kritisch oder nicht. Je nachdem wurden dann weitere Feuerwehrleute alarmiert", erzählt Kargl. Alarmiert wird in Stockerau übrigens stumm. "Das hat den Vorteil, dass die Bevölkerung nicht in Unruhe versetzt wird, aber auch den Nachteil, dass unsere Arbeit oft unbemerkt bleibt", stellt Steuer fest.
"Es war sehr anstrengend"
Die damaligen Einsätze sind dem Stockerauer Kommando noch gut in Erinnerung. "Maske war Pflicht – in der Garderobe, beim Umziehen, im Auto, bei den Einsätzen. Das war sehr anstrengend. Bei jedem Dienstwechsel wurden die Räume desinfiziert. Auch die Disponenten waren in verschiedenen Radln zusammengespannt."
Und dann kamen die ersten Massentests, "eine irre Zeit". "Wir haben passende Objekte gesucht, die Infrastruktur vorbereitet, alles aufgebaut, für ausreichend Materialien gesorgt, eingewiesen, für Ordnung gesorgt, mitgeholfen, selbst getestet", erinnert sich Richentsky. Und dann galt es ja auch noch das komplette Test- und Impfmaterial von Tulln zu holen – für den ganzen Bezirk, die Verteilung zu organisieren und schnell Nachschub zu besorgen, wenn etwas aus war.
Und während "private Freiwillige" eine finanzielle Entschädigung bekamen, nahm das Land den Einsatz der Feuerwehrleute als selbstverständlich, sprich "kostenlos", an. "Auf die Uhr schauen, Stunden zählen, das hätten wir damals nicht machen dürfen", meint Steuer. Wenn etwas gebraucht wurde, waren sie da – zu jeder Uhrzeit, an jedem Tag, zu jeder Stunde.
Ein "Hobby mit Pflichten"
"Ein- und Austritt bei der Feuerwehr sind freiwillig, der Rest sind Pflichten", sagt Andreas Steuer. 104 Aktive gibt es aktuell, ihre Aufgaben sind vielfältig, ebenso die Einsatzorte – vom Kraftwerk Greifenstein über den Stockerauer Flugplatz bis hin zum großen Stadtgebiet. "Wir sind die, die um zwei Uhr früh bei minus zehn Grad aus dem kuscheligen Bett springen, wenn der Pager losgeht." Und schließlich ist die Stockerauer Feuerwehr eine der sechst größten in ganz Niederösterreich.
Helfen im Ausland
Wird ihre Hilfe gebraucht, nehmen die Stockerauer Feuerwehrleute auch mal längere Anfahrtswege in Kauf: das Erdbeben in Kroatien, die Waldbrände in Hirschwang und Nordmazedonien, die Unwetterkatastrophe in Belgien oder auch die Hilfskonvois für die Ukraine. Aber auch so mancher Einsatz in der unmittelbaren Umgebung ist den Feuerwehrleuten in Erinnerung geblieben. "Dazu zählt mit Sicherheit das Brand in der ehemaligen Ranch neben dem Haid-Gelände oder auch das Feuer beim Hundeabrichteplatz", ziehen Kargl, Richentsky und Steuer Bilanz.
Kampf mit der Teuerung
Ja, auch den führt die Feuerwehr. "Das neue HLF 3 kostet jetzt um 100.000 Euro mehr als vor der Krise. Manche Fahrgestellhersteller können nicht liefern, die Wartezeit beträgt zum Teil zwei Jahre, die Kosten Plus 18 Prozent", erzählt der Kommandant. Die im Dezember bestellte Einsatzbekleidung soll im März kommen, der Stoff scheint aktuell knapp zu sein.
Vorbereitung auf den Ernstfall
Und dann schwebt ja auch noch das Damoklesschwert "Blackout" über den Stockerauer Florianis. "Wir haben schon während der Coronazeit eine Arbeitsgruppe gebildet", erzählt Richentsky. Der Plan ist, im Falle eines Blackouts ziehen die Feuerwehrleute quasi in der FF-Zentrale ein, um die Einsatzbereitschaft aufrecht zu erhalten. "Unsere erste Aufgabe wird dann übrigens das Abfahren aller Lifte in Stockerau sein", verrät Kargl.
Nachwuchs immer willkommen
"Man kann nie genug haben", lacht Kargl. Freie Ressourcen für Nachwuchs-Florianis gibt es immer. In Stockerau kann man übrigens von 8 bis 10 Jahren schon zur Kinderfeuerwehr, ab zehn steht die Feuerwehrjugend bereit und ab 15 wird man in den aktiven Dienst übernommen. "Wer Interesse hat, jeden Freitag ab 16:30 Uhr sind die Jugendbetreuer im Haus. Sie stehen für Elterngespräche oder auch zum Schnuppern gerne bereit", lädt Kargl ein. Die Kinderfeuerwehr trifft sich immer donnerstags.
"Viele Jugendliche bleiben dann auch später dabei", weiß der Kommandant. So war es bei ihm selbst, ebenso bei Richentsky und Steuer.
Kontakt: kinderfeuerwehr@ffstockerau.at, 02266/64180
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