Preise steigen und steigen
"Eigenheim" im Bezirk Korneuburg bald "unleistbar"
Seit Jahren dehnt sich nicht nur der Speckgürtel rund um Wien aus, auch die Preise für Grundstücke und Immobilien steigen und steigen.
BEZIRK KORNEUBURG. Im Grund gilt: dort, wo es ein höherrangiges Straßennetz gibt, also Autobahnen und Schnellstraßen, dazu noch eine Bahnverbindung, wird es immer teurer. Darüber hinaus wird der Speckgürtel, der früher "nur" jene Regionen unmittelbar rund um Wien definierte, immer dicker. Auch die Corona-Pandemie hat das ihrige dazu beigetragen, dass Grundstücke und Einfamilienhäuser für Otto Normalverbraucher fast schon unerschwinglich sind – die Flucht von der Großstadt Wien aufs "Land" spürt auch Immobilienmakler Franz Zöchmeister von Remax Stockerau deutlich. "Ich bin seit 15 Jahren Makler und noch nie zuvor war der Trend so deutlich. Mit dem Homeoffice kam die Bereitschaft, auch weiter entfernt vom Arbeitsort zu wohnen, dazu kommt das Bedürfnis nach mehr Freiheit – räumlich gesehen."
Auch Zöchmeister kann bestätigen, der Spreckgürtel hat sich mittlerweile bis nach Harmannsdorf und Oberrohrbach, sogar bis nach Sierndorf ausgedehnt. "Die Preise sind vor allem in den Gemeinden und Städten entlang von Schnell- und Autobahn enorm gestiegen, also in Langenzersdorf, Korneuburg, Stockerau, aber auch in Tresdorf und Spillern." Dazu kommt nun ein neues Phänomen, es gibt nämlich in einem Ort, je nach Lage, unterschiedliche Preisniveaus. "In der Kellergasse in Spillern bekommt man nichts unter 500 bis 600 Euro pro m2, wenn überhaupt etwas verkauft wird", weiß Zöchmeister – und das bei regulären Preisen von bis zu 250 Euro pro m2, wie das Magazin Gewinn in seiner jährlichen Auswertung aller Grundstückspreise Österreichs feststellte.
Betongold, Nachfrage und Sicherheit
Doch es ist nicht nur die Corona-Stadtflucht, die für immer höhere Grundstücks- und Immobilienpreise sorgt. "Es gibt den klaren Trend, Geld in Betongold anzulegen", weiß etwa auch Korneuburgs Immoberaterin Maria Mayer. "Mittlerweile sind die sogenannten Vorsorgewohnungen eine sichere Anlageform geworden. Es gibt Gegenden, vor allem im Bereich Wien, wo mittlerweile bis zu 70 Prozent aller gekauften Eigentumswohnungen Anlageobjekte sind." Dazu kommen die Bauträger, die Grundstücke suchen. Weil aber gerade in Zeiten von Krisen, und seit rund zweieinhalb Jahren befinden wir uns in einer solchen, viele zweimal überlegen, ob sie ihr Eigentum veräußern sollen, sind bebaubare Grundstücke rar, was abermals zu einer Preissteigerung führt. "Ist die Nachfrage groß, sind aber weniger Immobilien oder Grundstücke am Markt, dann geht die Preisspirale nach oben. Wann sich das Ganze einpendelt, das ist eine Frage, die wir uns schon seit zwei bis drei Jahren stellen", sagt Mayer.
Die Spitze ist erreicht
"Eigentlich hätte ich schon mit Pandemiebeginn mit einer Stabilisierung der Immobilienpreise gerechnet, aber genau das Gegenteil ist der Fall gewesen", erzählt Zöchmeister. Er erwartet jedoch, dass die aktuelle wirtschaftliche Lage, die neue Kreditsituation und steigende Zinsen weitere Preissteigerungen in nächster Zeit eher unwahrscheinlich machen. "Mit den neuen Regeln, würde etwa 30 Prozent aller bisherigen Kreditnehmer einen solchen nicht mehr bekommen", ist Zöchmeister überzeugt. "25 Jahre Laufzeit, 20 Prozent Eigenmittel und eine Kreditrate, die 40 Prozent des monatlichen Familieneinkommens nicht überschreiten darf – das schränkt enorm ein."
Daneben rechnen die Experten mit einem steigenden Angebot am Immobilienmarkt. "Wer einen Kredit mit variablem Zinssatz hat, wird sich, bei steigendem Zinsniveau, die Rate nicht mehr leisten können. Es werden mehr Immobilien angeboten werden, was sich wiederum auf die zu erzielenden Preise auswirken wird." Mehr Angebot, dem gegenüber eine geringere Nachfrage – nun könnte es in die andere Richtung gehen. "Man darf aber nicht erwarten, dass die Preise nun hinunter gehen. Es werden lediglich die verrückten Preissteigerungen eingebremst", führt Zöchmeister aus.
Dass die Spitze erreicht ist, sobald die Zinsen wieder nach oben gehen, davon ist auch Immoberaterin Maria Mayer überzeugt. Sie erwartet zudem eine abgebremste Nachfrage nach Vorsorgeimmobilien: "Gehen die Zinsen rauf, werden auch andere Anlageformen wieder interessant. Und das wird sich natürlich auch auf das Preisniveau auswirken."
Grundstückspreise im Bezirk Korneuburg
Eines steht fest, die teuersten Gemeinden für Grundkäufer im Weinviertel befinden sich im Bezirk Korneuburg, wie auch der NÖ Wirtschaftspressedienst analysiert hat. Gerasdorf führt mit bis zu 800 Euro pro m2 das Ranking an, gefolgt vom Trio Langenzersdorf, Bisamberg und Korneuburg mit bis zu 700 Euro.
Und wo ist es mittlerweile eigentlich noch leistbar? Franz Zöchmeister hat einen Tipp: "Man sollte sich im Bereich Höbersdorf, Obermallebarn, Senning oder auch Niederhollabrunn umschauen." Jetzt, denn in ein paar Jahren könnte es auch dort schon wieder anders aussehen.
- Gerasdorf: 550 - 800 Euro / m2
- Bisamberg: 500 - 700 Euro / m2
- Langenzersdorf: 500 - 700 Euro / m2
- Korneuburg: 400 - 700 Euro / m2
- Leobendorf: 400 - 650 Euro / m2
- Hagenbrunn: 400 - 600 Euro / m2
- Stockerau: 300 - 550 Euro / m2
- Enzersfeld: 300 - 350 Euro / m2
- Hausleiten: 110 - 310 Euro / m2
- Stetten: 250 - 300 Euro / m2
- Harmannsdorf: 180 - 280 Euro / m2
- Spillern: 220 - 250 Euro / m2
- Sierndorf: 130 - 200 Euro / m2
- Großrußbach: 100 - 190 Euro / m2
- Leitzersdorf: 160 - 180 Euro / m2
- Ernstbrunn: 70 - 110 Euro / m2
- Niederhollabrunn: 75 - 100 Euro / m2
- Großmugl: 50 - 100 Euro / m2
- Stetteldorf: 60 - 80 Euro / m2
- Rußbach: 65 - 78 Euro / m2
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