Saumäßig gut im Stroh
Schweinemast funktioniert ohne Genfutter und Antibiotika, beweisen ein Fleischhauer und ein Landwirt.
HAUSLEITEN / BEZIRK TULLN. Da haben sich die richtigen Zwei gefunden. Der Landwirt Thomas Riedl aus Winkl (Kirchberg, Bezirk Tulln) und der Fleischermeister Manfred Pfennigbauer aus Hausleiten, Bezirk Korneuburg.
Ersterer war im Jahr 2004 vor die Entscheidung gestellt, wie gestalte ich den neuen Schweinestall. Wesentlich größer war klar. Diskutabel war die technische Auslegung des Neubaues. Spaltboden mit allem Drumherum oder nach althergebrachter Art, Strohhaltung.
Idealistische Entscheidung
"In erster Linie ließ meine Verbundenheit zu den Tieren einen Spaltboden nicht zu", erklärt Riedl. Zu bedenken war aber auch, dass ein Spaltbodenstall mit allen notwendigen zusätzlichen baulichen Maßnahmen um einiges teurer gekommen wäre. "Das war aber, wie gesagt, nicht der Hauptgrund für die Strohvariante. Auch wenn immer wieder behauptet wird, dass die Spaltbodenhaltung den Tieren nicht schadet, ich war nicht bereit, meine Tiere auf diesen unnatürlichen Böden zu halten". Außerdem war ihm schon 2004 klar, dass diese Tierhaltung fast immer zu vermehrtem Einsatz von Medikamenten, Chemie beziehungsweise Antibiotika führt.
Spaltboden und Chemie
Deutschland ist zur Zeit Europas größte und vor allem am billigsten produzierende Schweinefleisch-Exportnation. In riesigen Hallen werden tausende Tiere in Boxen mit einem dreiviertel Quadratmeter pro Schwein und ausschließlich, weil ja anders gar nicht möglich, auf Spaltböden gehalten. Dass die, auf ihre Exporterfolge stolze Nation, damit Schweinezucht- und Mastbetriebe europaweit in den Ruin treibt ist eine Sache, dass alleine im Jahr 2015 über 800 Tonnen (800.000 Kilogramm) Antibiotika in der Tierhaltung eingesetzt wurden, eine viel schlimmere. Die meisten davon wurden zur Behandlung menschlicher Krankheiten entwickelt. Indem wir über das deutsche Billigfleisch aber auch von Produzenten anderer Länder, welches natürlich auch in Österreich im Handel zu finden ist, diese Antibiotika zu uns nehmen, setzen wir uns intensiv der Gefahr aus, antibiotikaresistent zu werden. Für Österreich sind zur Zeit keine Daten auffindbar, in Deutschland sollen aber laut diesbezüglichen Studien schon rund acht Millionen Menschen Keime in sich tragen, die antibiotikaresisdent sind.
Fleischer und Tierfreund
Fleischermeister Pfennigbauer entpuppt sich im Gespräch als Metzger mit Herz. Denn ihm ist es absolut nicht egal, wie Schlachttiere, die er verarbeitet, gehalten werden. "Zuchttiere werden gehalten und gefüttert, um irgendwann auf unseren Tellern zu landen. Die verkürzte Lebenszeit dieser Tiere alleine sollte Grund genug sein, ihnen ein artgerechtes und vor allem leidensfreies Leben zu bieten." Aus diesem Grund und weil er die Zeichen der Zeit früh genug erkannte, begab er sich auf die Suche nach einem Schweinemäster nach seinen Vorstellungen. Was aber gar nicht lange dauerte. Denn Thomas Riedl war ihm schon länger als umsichtiger Landwirt aufgefallen. Ohne langes Drumherumgerede waren sich die beiden schnell einig und ließen ihr "Wagramer Strohschwein" auch markenrechtlich schützen. Wie sehr die beiden vor rund vier Jahren der Zeit voraus griffen, kann am saumäßigen Erfolg dieser Geschäfts-#+idee gemessen werde. Auch wenn es die Marktlage erlauben oder sogar erfordern würde, eine Vergrößerung der Betriebe wird vom Mäster und vom Fleischermeister absolut ausgeschlossen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.