Betreutes Wohnen
Vom Singleleben zur begleiteten Wohnform in Ernstbrunn

- In Ernstbrunn entsteht ein Wohnkonzept, das Sicherheit und Betreuung mit Freiheit vereint.
- Foto: Gebau-Niobau Gemeinnützige Baugesellschaft m.b.H.
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Im Alter unabhängig bleiben und dennoch gut versorgt sein – ein Wunsch vieler Seniorinnen und Senioren.
KORNEUBURG. Helmut W. (70) hat es sich in seiner Wohnung gemütlich gemacht. Der ehemalige Künstler genießt die Freiheit, die das Singleleben mit sich bringt: kein Stress – nur er und seine eigene Ordnung.
„Man bleibt selbstständig, solange man sich selbst versorgen muss“, sagt er überzeugt. Einsam fühlt er sich nicht, denn Freunde schauen regelmäßig vorbei. Und doch schleicht sich manchmal ein Gedanke ein: Was, wenn es einmal nicht mehr so einfach geht?
Betreutes Wohnen
Während Helmut bislang nicht an spätere Gebrechen denken will, setzen andere längst auf eine Lösung, die Betreuung und Selbstbestimmung verbindet: das Betreute Wohnen. In Ernstbrunn entsteht gerade ein solches Wohnprojekt.

- Die Bauarbeiten schreiten voran, die Fertigstellung ist für das zweite Quartal 2026 geplant.
- Foto: Rebekka Maria Sadiki-Peckary
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Hier sollen 23 Wohnungen in drei Bauphasen entstehen. Doch wie funktioniert das Leben in einer betreuten, eigenen Wohnung wirklich? Und ist das Modell auch für Menschen wie Helmut eine Alternative?
Was nun?
Die Gesellschaft wird älter, und mit dem Älterwerden stellt sich für viele die Frage: Wie will ich leben, wenn ich nicht mehr alles allein schaffe?
Die Möglichkeiten reichen von einer 24-Stunden-Betreuung in den eigenen vier Wänden bis zum Pflegeheim – doch oft geht dabei ein Stück Selbstbestimmung verloren. Genau hier setzt die Gemeinde Ernstbrunn an und geht mit dem Modell des Betreuten Wohnens neue Wege.
Selbstständigkeit, aber sicher
Anders als bei Pflegeheimen bietet das Leben in einem betreuten Wohnkomplex einen entscheidenden Vorteil, nämlich die Eigenständigkeit. Während man in einem klassischen Heim auf diese oft verzichten muss, bleibt sie in den eigenen Wänden erhalten. Doch was, wenn man mal dringend Hilfe benötigt?

- Der Bau des Betreuten-Wohnen-Projekts schreitet voran.
- Foto: Rebekka Sadiki-Peckary
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Im Gegensatz zu Helmut, der sich im Alltag selbst organisiert, können die Bewohner einer der barrierefreien 58m2 bis 85m2 Wohnungen auch bedarfsweise Unterstützung in Anspruch nehmen. Wöchentlicher persönlicher Kontakt zu den Mietern und eine monatliche Pflege-Sprechstunde mit einer diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegeperson bis zu Unterstützung bei bürokratischen Angelegenheiten sind im Mietpreis enthalten. Doch auch weitere Angebote, wie ein Notrufsystem oder Essen auf Rädern, können hinzugebucht werden.
Einen besonderen Service stellt der Bürgerbus dar, bei dem man – ist ein Weg einmal länger – bequem von Tür zu Tür um 3 Euro geführt wird. Arztzentrum und Einkaufsmöglichkeiten sind selbstverständlich fußläufig erreichbar und die umliegende Natur lädt zu Spaziergängen ein.
Nie alleine
Helmut lebt derzeit in einem Wohnbau, wo sich Nachbarn im Hof treffen. Doch das ist nicht bei allen so. Viele ältere Menschen fühlen sich im Alter einsam – besonders, wenn Familie und Freunde weiter entfernt leben. Horst Gangl, Amtsleiter Ernstbrunns, berichtet, dass einige ihre Eltern im Zuge des Betreuten Wohnens in die Gemeinde holen.

- Fußläufig ist so gut wie alles erreichbar. Sogar die medizinische Versorgung ist sichergestellt.
- Foto: Rebekka Sadiki-Peckary
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Drei Wohnungen seien bereits vergeben. Man vereinsamt nicht, Gemeinschaftsräume zählen ebenso zur Selbstverständlichkeit, wie die Barrierefreiheit in und zu den eigenen Wohnungen.
Aber wie leisten?
Ist die Entscheidung für eine Wohnform gefallen, steht man im Alter manchmal vor einer finanziellen Herausforderung. Das Land Niederösterreich greift hier ein. Die Wohneinheiten werden gefördert und unter bestimmten Voraussetzungen können Mieter zusätzlichen Wohnzuschuss beantragen, um finanzielle Belastung zu reduzieren.

- Die Wohnungen werden energieeffizient erbaut.
- Foto: Pixabay
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Ebenso sind die Wohnungen energieeffizient errichtet, was wiederum eine monatliche finanzielle Erleichterung darstellt.
Und Helmut? Finanzielle Hilfe kommt ihm zu, doch wie sieht es in Zukunft in Bezug auf die Gesundheit und Barrierefreiheit aus? Für Helmut ist das Betreute Wohnen noch keine Option – er genießt seine Unabhängigkeit. Doch der Gedanke, dass es eine Alternative gibt, verleiht ihm ein Gefühl der Sicherheit. „Noch komme ich gut allein zurecht“, sagt er. Aber wer weiß, vielleicht ist es auch für seine Angehörigen später einmal beruhigend, ihn Teil des Betreuten Wohnens zu wissen.
Das Wohnprojekt zeigt nämlich: Man muss nicht auf Eigenständigkeit verzichten, um sich im Alter gut aufgehoben zu fühlen.
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