Erstes Gips-zu-Gips-Recyclingwerk in Österreich
In Stockerau wird Recycling-Vision wahr

- Gehen als Visionäre mit dem ersten Gips-zu-Gips Recyclingwerk Österreichs voran: Josef Plein (PORR), Ralf Mittermayer (Sauermacher) und Peter Giffinger (Saint-Gobain).
- Foto: Saubermacher
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PORR, Saint-Gobain und Saubermacher: branchenübergreifende Partnerschaft realisiert "Zero Waste Vision" von Gipskartonplatten. Das erste Gips-zu-Gips-Recyclingwerk Österreichs wird in Stockerau errichtet.
ÖSTERREICH | BEZIRK KORNEUBURG | STOCKERAU. Das Bauunternehmen PORR, der Trockenbauspezialist Saint-Gobain – bekannt als Marke Rigips – und das Entsorgungsunternehmen Saubermacher gehen mit der ersten Gips-zu-Gips-Recyclinganlage Österreichs an den Start. Die neue Anlage, die in Stockerau realisiert wird, wird über eine Jahreskapazität von rund 60.000 Tonnen verfügen und ist damit in der Lage, den Bedarf im Osten von Österreich abzudecken. Das schonst nicht nur die österreichischen Rohstoffvorkommen, sondern auch das begrenzte Deponievolumen.

- Am Stockerauer Saint-Gobain-Standort wird das Gips-zu-Gips-Recyclingwerk entstehen.
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Mit dieser gemeinsamen Initiative wird zudem das mit 1. Jänner 2026 in Kraft tretende bundesweite Deponieverbot für Gipskartonplatten proaktiv erfüllt und so ein weiterer Meilenstein in der österreichischen Kreislaufwirtschaft erreicht.
7 Millionen in Stockerau investiert
Für die Realisierung bedarf es einer Investitionssumme von sieben Millionen Euro – zum einen für die Gips-zu-Gips (GzG) Recyclinganlage und zum anderen für die Logistiklösung. Die Anlage soll auf dem Saint-Gobain-Standort in Stockerau errichtet werden, ihre Inbetriebnahme ist für Mitte 2025 geplant.
Kreislaufwirtschaft ist Teamarbeit
PORR und Saubermacher sind starke Player am Rückbau- und Entsorgungsmarkt und werden die Anlieferung des Gipsabbruchs sicherstellen. Der Recyclingspezialist Saubermacht bietet unter anderem neue digitale Lösungen, um die Gipsabfälle der Baustellen transparent und nachvollziehbar zur Aufbereitungsanlage zu bringen. Die PORR recycelt jährlich rund zwei Millionen Tonnen Baurestmasse und ist damit die größte Recyclerin in der österreichischen Baubranche. Der Großteil des Recyclingmaterials ersetzt auf einigen Baustellen und Anlagen die Primärrohstoffe.

- Bevor recycelt werden kann, muss Abbruchmaterial sortenrein getrennt werden.
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Und so geht’s
Nach der Aufbereitung wird der Recycling-Gips (RC-Gips) per Bahn von Stockerau nach Bad Aussee transportiert, wo der Trockenbauspezialist Saint-Gobain aus dem Rezyklat wieder neue Giptskartonplatten (Rigips Platten) herstellt. Bis zu 40 Prozent Recyclinggips können in einer neuen Gipskartonplatte verarbeitet werden. Das schon zudem den Rohstoff Naturgips.
"Nur eine sektorenübergreifende Partnerschaft wie diese macht nachhaltiges und wirtschaftliches Recycling möglich",
betonen die Vertreter von PORR, Saint-Gobain und Saubermacher. Die Wirtschaftlichkeit des Projektes ist der Schlüssel zum Erfolg, denn aktuell kann Verschnitt- und Rückbaumaterial von Gipskartonplatten noch äußerst kostengünstig deponiert werden. Das hat dazu geführt, dass bisher nahezu 100 Prozent des Abbruchmaterials auf den Deponien gelandet sind.

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Kein Recycling ohne sortenreine Sammlung
„Gips ist endlos wiederverwertbar, aber damit Recyclinggips wieder in die Produktion von neuen Platten einfließen kann, müssen spezielle Qualitätskriterien erfüllt werden“,
erläutert Peter Giffinger, CEO Austria bei Saint‐Gobain. Die fachgerechte Vorsortierung auf den Baustellen ist daher wesentlich.
„Wir betreten mit der sortenreinen Trennung auf den Baustellen in Österreich Neuland. Unter anderem erheben wir bei der PORR gerade, welcher Grad der Zerkleinerung optimal ist, um eine gute Verarbeitung des Abbruchmaterials in der neuen Anlage zu ermöglichen“,
sagt PORR COO Josef Pein.
„Erfolgreiches Recycling ist nicht nur von der Qualität des Materials abhängig, sondern auch stark von der Menge“,
stellt Ralf Mittermayr, CEO bei Saubermacher, klar. Nur wenn genügend Material angeliefert wird, rechnet sich der Aufwand. Saubermacher zählt neben der PORR zu den größten Baustellenentsorgern Österreichs. Das Unternehmen hat über eigene Abfallentsorgungszentren und die digitale Sammelplattform wastebox direkten Zugang zu den Abfallverursachern, wodurch eine getrennte Erfassung der Gipsabfälle geschult und somit besser umgesetzt werden kann.

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Gesetzlicher Rahmen unerlässlich
Für eine "echte Kreislaufwirtschaft" spielen aber auch die rechtlichen Rahmenbedingungen eine entscheidende Rolle. So haben sich die drei Projektpartner das Ziel gesetzt, den unionsrechtlichen Zielvorgaben in Bezug auf das hochwertige Recycling nachzukommen. Somit geht es beim vorliegenden Gesetzestext nicht nur darum, ab 1. Jänner 2026 den Weg zur Deponie zu verhindern, sondern die kreislaufwirtschaftliche Verwertung von Gipskartonplatten zu fördern. Genau aus diesem Grund befürworten PORR, Saint-Gobain und Saubermacher den Entwurf einer Recycling-Gips-Verordnung, die die Kreislaufführung von Gips forciert und zugleich eine hohe Qualität an den Recyclinggips gewährleistet.
Rohstoffversorgung sicherstellen
Gips ist ein natürlicher Rohstoff, der nicht endlos verfügbar ist. Der beliebte Baustoff wird im Bergbau gewonnen oder fällt als Nebenprodukt bei chemischen Prozessen und bei der Rauchgasentschwefelung von Kohlekraftwerken (REA‐Gips) an. Aufgrund des Green Deals der Europäischen Kommission sollen alle Kohlekraftwerke bis 2035 abgeschaltet werden, sodass die regionale Rohstoffversorgung noch mehr an Stellenwert gewinnt.
Der Masterplan „Rohstoffe 2030“ der österreichischen Bundesregierung widmet sich der sicheren Versorgung. Auch die europäische Rohstoffstrategie forciert heimische Quellen und das Recycling. Um einen Engpass beim Rohstoff Gips zu verhindern, soll daher verstärkt auf Wiederverwertung als ergänzende Quelle gesetzt werden. Die Gips‐zu‐Gips Recycling GmbH übernimmt dafür in Österreich eine Vorreiterrolle.

- Foto: unsplash (Symbolfoto)
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