Geringere Erträge
Nicht nur Drahtwurm frisst Weinviertler Erdäpfel auf

Bei der Erdäpfelernte hilft die ganze Familie mit: das ist viel Arbeit. Stimmt der Ertrag am Schluss nicht, steigen viele Landwirte auf andere Kulturen um, weiß Lorenz Mayr. | Foto: Mayr
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  • Bei der Erdäpfelernte hilft die ganze Familie mit: das ist viel Arbeit. Stimmt der Ertrag am Schluss nicht, steigen viele Landwirte auf andere Kulturen um, weiß Lorenz Mayr.
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Die Erdäpfelernte 2023 ist weitgehend eingebracht. Die Bilanz: die Ernte fällt im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt dieses Jahr klein aus. Die Hauptgründe: schwierige Wetterverhältnisse, enorme Schäden durch den Drahtwurm und reduzierte Anbauflächen aufgrund niedriger Erzeugerpreise in den letzten Jahren.

WEINVIERTEL | BEZIRK KORNEUBURG. Die Erdäpfel-Haupternte ist auf den meisten Betrieben bereits abgeschlossen. Die Bilanz ist ernüchternd: Die diesjährige Erdäpfelernte liegt deutlich unter dem Durchschnitt. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Zunächst hat sich durch die nass-kalten Bedingungen im Frühjahr der Anbauzeitpunkt verzögert, die kühlen Temperaturen bedingten zudem ein langsameres Wachstum. Die darauffolgende Hitze und langanhaltende Trockenheit hat die Bestände zusätzlich gestresst, es gab phasenweise nur geringe Zuwächse. Bei Temperaturen über 25 Grad verlangsamt sich das Knollenwachstum, ab 30 Grad stellt die Erdäpfelpflanze das Wachstum ein.
Dies hat die neue Ernte stark verzögert und führte zu einer Situation, die es noch nie gab: Das Angebot heimischer Ware in den Supermärkten wurde bereits im Sommer punktuell durch Importware ergänzt, da der Markt nicht flächendeckend mit österreichischen Erdäpfeln versorgt werden konnte.

Erdäpfelfläche weiter gesunken

Der Anbau von Erdäpfeln wurde in den letzten Jahren zunehmend erschwert.

„Für die bäuerlichen Betriebe ist der Erdäpfelanbau zum Risiko geworden. Mittlerweile geht es hier um Existenzen von Betrieben“,

ist Lorenz Mayr, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich und selbst Erdäpfelbauer, besorgt. Immer mehr Betriebsführer sehen sich dazu gezwungen, auf den Erdäpfelanbau zu verzichten und stattdessen auf andere Kulturen zu setzen, um die Existenz ihrer Betriebe zu sichern.
So ist die heimische Erdäpfel-Anbaufläche heuer bereits zum dritten Mal in Folge zurückgegangen. Die Anbaufläche in Österreich hat sich seit dem Jahr 2020 von 24.251 Hektar auf 20.529 Hektar im Jahr 2023 verringert und ist damit um mehr als 15 Prozent (- 3.722 Hektar) gesunken.

Erdäpfelbauern im ganzen Weinviertel leiden unter den Folgen des Drahtwurmbefalls. | Foto: pixabay
  • Erdäpfelbauern im ganzen Weinviertel leiden unter den Folgen des Drahtwurmbefalls.
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Hitze & Drahtwurm

Für den Flächenrückgang gibt es vielfältige Gründe. Durch die immer häufigeren Hitze- und immer längeren Trockenperioden kommt es zu Mindererträgen. Zudem nimmt durch die veränderten klimatischen Bedingungen der Krankheits- und Schädlingsdruck massiv zu. Bei Erdäpfeln ist vor allem der Schaddruck durch den Drahtwurm in den letzten Jahren stark gestiegen. Die Schäden sind auch dieses Jahr enorm.

„In den letzten Jahren mussten jährlich rund 30 Prozent der Erdäpfel aufgrund des Befalls durch den Drahtwurm und anderer Schadorganismen aussortiert werden. Ohne diese großen Verluste könnten wir trotz der kleineren Anbaufläche derzeit die Versorgung mit Erdäpfeln noch sichern“,

erklärt Franz Wanzenböck, Obmann der InteressenGemeinschaft Erdäpfelbau (IGE). Ein weiterer Grund sind die in den vergangenen Jahren sehr niedrigen Erzeugerpreise für Erdäpfel. 

Versorgung sichern

Um eines komme man, so die beiden Landwirte aus dem Bezirk Korneuburg, nicht herum: praxistaugliche Lösungen hinsichtlich Pflanzenschutz, um den Drahtwurm und auch andere Schädlinge an ihrer Verbreitung zu hindern.

„Wir haben immer weniger Werkzeuge zur Verfügung, um unsere Pflanzen gesunderhalten und zur Ernte bringen zu können. Und gleichzeitig spricht sich die Mehrheit des EU-Umweltausschusses letzte Woche für noch mehr Einschränkungen beim Pflanzenschutz aus“,

erklärt Mayr und sagt weiter:

„Willkürlich verhängte Verbote nützen niemandem, damit setzt man die Versorgung in Europa leichtfertig aufs Spiel und öffnet Importen aus Drittstaaten Tür und Tor.“

Wanzenböck ergänzt:

„Spürbar ist das besonders zum Ende der Lagersaison, wo die Erdäpfel letztendlich teuer aus Ländern wie Ägypten importiert werden und wo noch dazu Produktionsstandards herrschen, die mit jenen der EU nicht vergleichbar sind.“

LK NÖ Vizepräsident Lorenz Mayr und IGE-Obmann Franz Wanzenböck – beide selbst Landwirte im Bezirk Korneuburg. | Foto: LK NÖ/Georg Pomaßl
  • LK NÖ Vizepräsident Lorenz Mayr und IGE-Obmann Franz Wanzenböck – beide selbst Landwirte im Bezirk Korneuburg.
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In diesem Zusammenhang weisen Mayr und Wanzenböck auch auf die Bedeutung des AMA-Gütesiegels hin:

„Wir empfehlen den Konsumenten, beim Einkauf auf das AMA-Gütesiegel zu achten – hier kann man sicher sein, dass man heimische Ware erwirbt und trägt dazu bei, die heimische Produktion abzusichern.“

Ein weiteres Erfordernis ist der nachhaltige Ausbau der Wasserinfrastruktur, betont Mayr:

„Wir brauchen entsprechende Bewässerungsmöglichkeiten, auch außerhalb der klassischen Bewässerungsgebiete, wenn wir eine sichere Versorgung mit heimischen Erdäpfeln wollen.“

Mit gezielter Beratung und fördertechnischer Unterstützung für effiziente Bewässerungssysteme soll es gelingen, die Wasserversorgung mittel- und langfristig auszubauen, auch überregional.
Ebenso braucht es entsprechende Erzeugerpreise, um die Produktion und letztendlich die Versorgung abzusichern.

„Die Erzeugerpreise waren in den letzten Jahren verhältnismäßig niedrig. Das hat das Risiko des Erdäpfelanbaus für die bäuerlichen Betriebe zusätzlich verschärft und ist auch ein Grund für den Flächenrückgang“,

erklärt Wanzenböck. Dieses Jahr ist zwar – aufgrund der geringen Erntemengen – ein Preiszuwachs zu verzeichnen.

„Wenn aber nur 50 Prozent einer durchschnittlichen Ernte eingefahren werden können, und das ist in einigen Gebieten leider der Fall, so ist trotz des angepassten Erzeugerpreises keine kostendeckende Produktion möglich“,

so Wanzenböck.

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