Alpensinfonie in Grafenegg

- Tonkünstler-Orchester Niederösterreich
- Foto: Grafenegg
- hochgeladen von Johann Günther
Mit Richard Strauss in den Alpen
Grafenegg - Am 26. August 2017 spielte das „Tonkünstler-Orchester Niederösterreich“ in großer Besetzung im Wolkenturm in Grafenegg ein außergewöhnliches Programm mit Werken der Komponisten Carl Maria von Weber, Alban Berg und Richard Strauss. Den gemeinsamen Bogen spannte das Thema Alpen.
Es begann mit der Ouvertüre zur Oper „Oberon“ von Weber, der die Musikwelt im 19. Jahrhundert nachhaltig verändert hat. Das Stück ist zwischen realer und virtueller Welt angesiedelt, obwohl es damals noch kein Internet gab, aber Träume waren ja auch virtuell. Die Stelle mit der Klarinette ist eines der besten Beispiele für romantisch klassische Musik.
Von Alban Berg folgten „Sieben frühe Lieder für Gesang und Orchester“. Den Gesang lieferte die Sopranistin Marlis Petersen. Sind die Texte von Klassikern der Literatur im Gesang ohnehin oft schwer verständlich, so war es bei dieser Darbietung noch unverständlicher und im Verhältnis zum Orchester zu leise. Die sieben Lieder entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das letzte Lied – „Sommertage“ - passte sehr gut zu diesem sommerlich warmen Augusttag in Grafenegg.
Nach der Pause das Hauptereignis des Konzertabends: „Eine Alpensinfonie“ von Richard Strauss. Strauss hatte es an seinem Aufenthaltsort in Garmisch Partenkirchen geschrieben und die Alpen haben ihn dazu inspiriert. Da es über die Natur berichtet passte es auch gut in den Grafenegger Schlosspark. Es war die letzte Symphonie die der damals 50-jährige Strauss während des Ersten Weltkriegs schrieb. Es verlangte eine Höchstbesetzung des Orchesters, vielleicht die imposanteste der klassischen Musik. Das Stück beschreibt den Tagesablauf vom Aufgang der Sonne bis Mittag und zum Sonnenuntergang und der Nacht. Symbolisch kann es auch für den Ablauf des menschlichen Lebens stehen. Trotz des beschreibenden Charakters ist es keine Filmmusik. Es ist eine Tagesreise. Strauss bietet einen Sonnenaufgang, wie er durch kein Bild ersetzt werden kann. Ein Bild ist eine Momentaufnahme. Die Musik hat zusätzlich den Faktor Zeit zur Verfügung. Als Zuhörer sieht man geistig die Sonne herauskommen und am Himmel hochsteigen. Wie eine Zeitreihe von Bildern. Unüblicherweise ist die Musik absteigend, obwohl die Sonne aufsteigt und dieses Absteigende hat etwas Aufgehendes. Ein Geschenk der Musik.
Den weiteren ablauf des Tages berichtet ein Wanderer, der durch die Alpenlandschaft schreitet. Die musik mit dem Orchester erzählt das:
• Einen Gletscher, von dem Strauss noch glaubte, dass er ein „ewiges Eis“ sei und heute schmelzen diese Massen durch den Klimawandel weg.
• Plätschernde Bäche
• Am Gipfel ein Höhepunkt der Symphonie mit einer musikalischen Feierlichkeit.
• Hereinbrechende Gefahren wie Sturm und Gewitter.
Ein wunderbarer Kunstgenuss. Nicht alle Plätze in der Arena vor dem Wolkenturm waren besetzt, weil es doch ein schweres Konzert war. Der Dirigent Yutaka Sado ist ein anerkannter Meister in seinem Heimatland Japan, aber auch hier in Österreich zeigte er sein Können. Wir Europäer müssen uns daran gewöhnen, dass asiatische Menschen die aus Europa stammende klassische Musik stark fördern und schätzen. So kommen auch immer mehr Musiker aus diesem Kontinent. Wenn ich in meiner Universität in China am Abend durch ein Studentenwohnheim gehe höre ich oft klassische Musik aus den Räumen. Klassische Musik ist auch bei den jungen Menschen beliebt. Die Organisatoren der Konzerte in Grafenegg tragen dem Rechnung und bringen diese neuen Akteure nach Österreich.
Erwähnenswert auch die Einführung zum Konzert von Harald Haslmayr, die sehr gut in die Musik des Konzerts einführt und erklärende Worte mitgibt. Haslmayr macht das mit Witz und Spass, aber sehr viel Hintergrundwissen. Nicht so versierte Konzertbesucher können mit seinen Worten den Musikgenuss erhöhen.


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