Das ist Rock wie ich ihn liebe
An einer Eingangstür zum Ronacher wird man darauf aufmerksam gemacht, dass es laut werden könnte. Nun ja, was soll man sonst von einem Rockkonzert erwarten. „We will rock you“ im Raimundtheater war lauter. Wir wollen uns aber nicht über die Phonstärken unterhalten.
Der Jahreszeit gemäß - Ostern - bringen die Vereinigten Bühnen Wien „Jesus Christ Superstar“ auf die Bühne des Ronacher. Das geniale Werk von Andrew Lloyd Webber (Musik) und Tim Rice (Text) lässt sich in Wien nieder und braucht keine Konkurrenz mit dem Broadway zu scheuen. Was da an Rockmusik abgeht, ist fantastisches Entertainment. Und Werner Sobotka macht aus einer konzertanten Aufführung eine wunderbare szenische Umsetzung. Und alle spielen mit: das Orchester unter Koen Schoots, die SängerInnen, das Backstage-Team und die Technik.
Das Ensemble bietet exzellenten Rocksound. Als Jesus wird Drew Sarich aufgeboten. Er hat eine jenseitige Stimme, die sich jeder Bewertung entzieht, mal schrill, mal sanft, immer präsent. Sasha di Capri als Judas ist eine Rampensau und eine Rockröhre, wie meine Begleiterin konstatiert. Marc Clear ist ein windiger Pilatus, der mit dieser Sache nichts zu tun haben möchte. Mark Sampson mit klassischer Musikausbildung orgelt mit seinem Bass die Rolle des Kaiphas herunter. Andreas Lichtenberger, der derzeit in der Hauptrolle des Don Camillo zu sehen ist, bringt als liederlicher Herodes bedenkliche Farce-Farbe ins böse Spiel. Marjan Shaki als Maria Magdalena ist die ruhige, leidende Frau in dem zur Gewalt neigenden Schauspiel.
Man ist gebannt von der Szenerie von Liebe, Verrat und Tod im Neuen Testament. Es möge wohl so gewesen sein. Und wenn nicht, ist es ein Lehrbeispiel, welche Folgewirkungen Hass, Verachtung und Hetze hat. In der Rock-Show musikalisch verbrämt, ist kaum Zeit zum Nachdenken.
Das Publikum ist freudig entrückt und dankt den Künstlern mit Standing Ovations. Die Vereinigten Bühnen haben ein glückliches Händchen bei Rockmusik. Weiter so und vor allem: mehr davon!
Infos und Tickets: www.wien-ticket.at, noch bis 16.4.2017
Reinhard Hübl
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