Henriette Lersch
Sie bringt Geigen zum Klingen

- Henriette Lersch, Geigenbaumeisterin im 3. Bezirk.
- Foto: Frank Helmrich
- hochgeladen von Hannah Maier
Henriette Lersch widmet sich mit viel Hingabe alten Instrumenten und bringt sie in ihrer Werkstatt wieder in Schuss.
WIEN/LANDSTRASSE. In ihrer Werkstatt in der Marxergasse 11/2 bringt die Geigenbaumeisterin Henriette Lersch Streichinstrumente wieder zum Klingen. Auch dem Neubau von Instrumenten widmet sich die Landstraßerin, die nach 27 Jahren noch immer von der Vielseitigkeit des Handwerks begeistert ist.
"Es ist schön, ein eigenes Instrument zum ersten Mal zu hören. Aber auch die Restauration ist spannend, was die Geschichte des Instruments betrifft", erzählt Lersch. Sie erinnert sich noch gut daran, wie vor einigen Jahren ein Herr zu ihr kam und eine Geige aus dem Zweiten Weltkrieg mitbrachte, die in seinem Garten vergraben und in alle Einzelteile zerlegt worden war. "Das Ergebnis war wie eine Auferstehung. Nach 70 Jahren unter der Erde habe ich die Geige wieder zum Klingen gebracht", so Lersch.

- Lersch restauriert alte und baut neue Instrumente.
- Foto: Frank Helmrich
- hochgeladen von Hannah Maier
Dass sie Geigenbauerin werden wollte, stand schon früh fest: Ein Freund ihrer Mutter bot in Bayern Geigenbau-Kurse an. So wurde ihr Interesse an diesem Handwerk geweckt. "Ich habe dann an einem Kurs teilgenommen und war gar nicht mehr aus der Werkstatt zu kriegen", erinnert sich Lersch. Sie begann schließlich die Ausbildung in einer Geigenbauschule in Italien und setzte sie als Lehrling in einer Werkstatt in Niederbayern fort. Nach der Meisterprüfung arbeitete sie für verschiedene Werkstätten, unter anderem auch in New York. So hat Lersch unterschiedliche Geigenbautraditionen kennengelernt, die sie jetzt in ihrer Arbeit vereint. Im Jahr 2008 eröffnete Lersch schließlich ihre eigene Werkstatt im 3. Bezirk. Sie arbeitet für Solisten, Musiker aller Wiener und auch internationaler Orchester, für die Universität für Musik und darstellende Kunst und freischaffende Musiker.
Geigenbauerin des Vertrauens
Für Lersch ist das Handwerk mit viel Verantwortung verbunden: "Die Musiker haben eine emotionale Bindung zu ihrem Instrument, zudem ist es meist sehr wertvoll. Beim Geigenbauer ist es wie bei einem Arzt: Man wählt ihn nach Vertrauen." Das Interesse am Handwerk schätzt sie hoch ein, allerdings hänge das Gewerbe stark an der Kulturbranche. Corona-bedingt bekommt Lersch zurzeit also nicht allzu viele Aufträge. Reparaturarbeiten nehmen derzeit vor allem Hobbymusiker in Anspruch. Ein Termin in der Werkstatt muss vorher vereinbart werden: 01/971 02 85 oder henriette.lersch@chello.at
Um das Handwerk sichtbarer zu machen, arbeitet Lersch gemeinsam mit ihren Kollegen aus der Interessengemeinschaft Violin Craft Vienna an Projekten. 2016 etwa haben 20 Geigenbauer im Kunst Haus Wien innerhalb von vier Tagen ein Streichquartett gebaut. Die Besucher konnten dabei zusehen und die Instrumente wurden anschließend versteigert. Auch 2020 war eine solche Aktion geplant. Sie wartet nun darauf, nachgeholt zu werden. "Uns geht es darum, dass der handwerkliche Zugang erhalten bleibt und wertgeschätzt wird. Wir möchten zeigen, dass der Instrumentenbau eine Kunst und kein Geheimnis ist", so Lersch.



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