Frantschach-St. Gertraud: Veranstaltungszentrum entzweit Gemeindebürger

- <b>Die Grobplanung </b>für das neue Veranstaltungszentrum am Dorfplatz in St. Gertraud
- hochgeladen von Petra Mörth
SPÖ, ÖVP und FPÖ sind weiter für den Neubau in St. Gertraud, Liste Hirzbauer will den Werkssaal in Frantschach sanieren.
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FRANTSCHACH-ST. GERTRAUD. Quo vadis Frantschach-St. Gertraud? Die WOCHE Lavanttal-Redaktionsleiterin Petra Mörth diskutierte mit Bürgermeister Günther Vallant (SPÖ), Vizebürgermeister Ernst Vallant (Liste Hirzbauer), Gemeindevorstand Kurt Jöbstl (ÖVP) und Gemeinderat Franz Paulitsch (FPÖ) über brennende Zukunftsthemen in der Marktgemeinde Frantschach-St. Gertraud. Nachdem der Bauamtsleiter Roland Kleinszig den vom Gestaltungsbüro "nonconform" begleiteten Ortskernbelebunsprozess mit Bildern Revue passieren ließ, diskutierten die Frantschach-St. Gertrauder im voll besetzten "Mondi"-Festsaal kräftig mit. Lesen Sie hier die ausführlichen Standpunkte der Frantschach-St. Gertrauder Gemeindevertreter zum Neubau des Kultursaales am Dorfplatz (weitere Themen folgen noch!).
"Wir haben das beste Büro Österreichs ausgesucht, um dieses Projekt zu erarbeiten. Das hat glaube ich 50.000 Euro gekostet. Und jetzt stelle ich fest, dass in St. Gertraud sehr viele Architekturtalente sind, die besser sind als dieses Büro. Ich meine, dass ist ein bisschen eigenartig, aber okay, das ist halt so. Aber wie soll das funktionieren, den Festsaal wieder sanieren und das ganze Wegekonzept und das ganze Grundkonzept ist auf den Dorfplatz konzentriert? Also ich kenne mich nicht mehr aus. Wie soll das gehen? Herr Vallant Ernst, du warst der Moderator für dieses große Konzept und jetzt bist du der Erste, der das umschmeißt. Mein Vorschlag wäre: Wir machen einen ein bisschen billigeren Festsaal im Dorfkern, dass wäre wohl möglich, dass man das ein paar tausende Euro billiger macht. Und sonst wäre es das Beste, wenn die Anrainer Probleme haben und wir so viel Lärm haben, dann schlage ich vor, wir machen eine Ruhezone, den Verkehr weg, die Betriebe weg und Steuer zahlen tut dann vielleicht irgendein anderer."
"Nur ganz kurz: Ich muss vorausschicken, wir haben keine konkrete Untersuchung gemacht, wie man den bestehenden Werkssaal sanieren kann. Kein Gutachten erstellt. Ich kann nur einmal so viel sagen, dass aufgrund des Baujahres und Erhaltungszustandes davon auszugehen ist, dass man immense Sanierungskosten in die Hand nehmen müsste, um diesen Werkssaal auf den Stand zu bringen. Die Richtlinien heute stellen einfach ganz andere Anforderungen an einen Saal wie es früher einmal war, das heißt es stimmen keine Fluchtwege mehr, lärmtechnisch sind die Anforderungen natürlich gestiegen, sämtliche Installationen sind sicher nicht mehr brauchbar. Um konkrete Zahlen zu nennen, müsste ich jetzt die Flächen genauer kennen, aber ich sage einmal wir reden da von einer Nutzfläche geschätzt von 800, 900 Quadratmetern und wenn man so ganz grob drüber rechnet, kommt man da sicher auf ich sage einmal zwischen 1,3 und 1,5 Millionen Euro. Würde ich jetzt einmal vom Stand weg schätzen."
GÜNTHER VALLANT: Es freut mich aus deinem Mund zu hören, dass es einen Plan A gibt. Den haben wir. Das haben wir glaube ich immer alle unmissverständlich gesagt, dass der Neubau und die Neuentwicklung unseres Ortszentrums vorrangig zu behandeln sind und wir wissen, dass wir auf den Festsaal, wenn Plan A nicht umsetzbar ist, als Alternative zurückgreifen können. Wir stoßen aber bei der Sanierung an Grenzen, das heißt, das was wir oben in St. Gertraud neu bauen würden, können wir mit der Sanierung hier in Frantschach nicht umsetzen für unsere Vereine. Was die Finanzierung betrifft, möchte ich aber schon anmerken, dass es eine Frage ist, ob wir das finanzieren wollen, denn wenn die politisch Verantwortlichen wollen, dass das Projekt umgesetzt wird, dann werden wir das schaffen. Wir haben heuer im Jahr 2017 das stärkste Jahr was die Investitionen in unserer Gemeinde betrifft. Wir haben in einem Jahr 2,9 Millionen Euro investiert, in den Tiefbau, in alle Straßenprojekte, in Kanal, in Wasser, in alles, was wir heuer investieren. Und jetzt steht man hier, und da ist bei mir schon ein bisschen die Fantasie zu Ende, wenn jemand sagt, 3,5 Millionen Euro ist für ein Objekt, das für die nächsten 60 Jahre für die Bevölkerung und die Vereine zur Verfügung stehen sollte, nicht möglich. Aber ich habe darum gebeten, das Mikrofon zu bekommen, weil ich auch eine Frage stellen möchte. Weil wenn wir jetzt in Richtung Sanierung des Werkssaales gehen sollen, was bedeutet das dann für unser Ortszentrum? Was sind die Pläne der Familie Storfer mit der ""Knusperstube"? Denn man muss eines wissen, dass die Familie Storfer die Hälfte ihrer Grundstücke der Gemeinde kostenlos überträgt, dass wir dafür die Nutzungsrechte für das Erdgeschoß in Form von Dienstbarkeiten wiederum zur Verfügung stellen und zwischen der Familie Storfer und der Marktgemeinde Frantschach-St. Gertraud kein einziger Euro fließt und wir die Investition dort oben deshalb umsetzen können, weil die Familie Storfer sich bereit erklärt hat, 300.000 Euro für diese Investition beizutragen.
"Der Bürgermeister hat schon gesagt, wir waren bereit, zwei Drittel unseres Besitzes der Gemeinde kostenlos abzutreten für ein Nutzungsrecht, das wir dann unten im Kaffeehaus auf 99 Jahre haben dürfen. Für uns heißt das natürlich konkret, wenn man als Unternehmer denkt, dass in erster Linie dieses Revitalisierungskonzept umgesetzt wird. Mir persönlich ist mit meinen 66 Jahren egal, ob da oben ein Veranstaltungszentrum entsteht oder nicht. Mein Sohn Peter, der Geschäftsführer, dem 55 Prozent der Knusperstube Vertriebs-GmbH gehören, ist nicht traditionsverbunden mit St. Gertraud. Der kann theoretisch auch morgen die "Knusperstube" da oben zusperren. Das wird er nicht machen, weil sie gut geht, aber er könnte es, weil unsere Kernkompetenz ist die Bäckerei. 96 Prozent unserer Einnahmen machen wir mit unserem Brot und unserem Gebäck und nicht mit dem Kaffeehaus. Also ist das nicht so, dass wir da unbedingt etwas machen müssen. Wir verdienen natürlich dank unseren Besuchern in St. Gertraud, daher sind wir interessiert, dass etwas geschieht. Das war auch der Grund, warum wir uns angeschlossen haben, und gesagt haben, dass es wirklich sinnvoll in einem Dorf wie Frantschach-St. Gertraud ist, das so auseinander gezogen ist, dass es ein Ortszentrum gibt, wie das auch 550 Menschen beim Bürgerbeteiligungsprozess gewünscht haben. Alternativ ist es uns komplett egal, ob da herunten der Werkssaal saniert oder neu gebaut wird, da herunten drei Millionen hinein gesteckt werden oder nicht, das ist uns als Unternehmerfamilie Storfer doch egal. Unser Platz da heroben - und das war schon allein unsere Initiative - ist ein stark frequentierter Platz. Zwischen 400 und 600 Personen besuchen uns täglich, so viele Menschen gehen nicht einmal an einem Tag in die Fabrik hinein. Wenn St. Gertraud weiter im Aufwind ist, werden wir natürlich, und das habe ich mit Peter abgesprochen, trotzdem unabhängig von der Gemeinde investieren. Wir können hinten unser Gebäude genauso abtragen und einen viereckigen Kasten für 120 bis 150 Leute draufsetzen. Die können dann da oben ihre Veranstaltungen durchführen. Nur werden wir das dann machen, bestimmen, wer die Verpflegung durchführt. Dann werden die Vereine nicht mehr so wie in einem Vereinshaus die Möglichkeit haben, dass sie es mieten können. Wir würden uns das auch leisten können. Das möchte ich an dieser Stelle nur zu bedenken geben. Aufgrund unserer seit Jahren bewährten Marketingstrategie wird es uns auch gelingen, dass bei uns oben in der Form alle Jahreshauptversammlungen, vielleicht kleine Taufen, vielleicht Bestattungen, Hochzeiten, vielleicht kleine Konzerte vom Gesangsverein stattfinden werden. Nur für die übrigen fünf oder sechs Bälle wird in St. Gertraud kein Platz sein. Und dafür in Frantschach herunten drei Millionen Euro in den Festsaal investieren, der der Gemeinde dann sicher zwischen 50.000 bis 70.000 Euro pro Jahr kostet, weil der muss ja auch in Stand gehalten werden, das könnt ihr euch aussuchen, wir stehen da ganz neutral dazu. Ich bin auch schon älter wie die meisten hier im Saal, aber wenn man die Visionen und Träume verliert, das kann ich euch wirklich sagen, wenn man das verliert, stirbt man. Und wenn wir so immer denken mit den Problemen, die jetzt und gestern waren, dann sind wir auch gestorben, und das ist auch der Weg, den die Gemeinde Frantschach-St. Gertraud gehen wird, wenn wir nicht vordenken und einer Vision und einem Traum nachlaufen."
WOCHE: Eine Publikumsfrage von Astrid Baumgartner: Sind die unmittelbaren Nachbarn, die mit dem Lärm der Veranstaltungen dann leben müssten, befragt worden was ihnen lieber wäre?
GÜNTHER VALLANT: Jetzt ist dieser Schritt, und dazu dient ja auch diese Veranstaltung, es werden aber auch noch weitere Veranstaltungen dazu dienen, um dann, wenn Details am Tisch liegen, über diese Fragen natürlich auch mit den Betroffenen, mit den Anrainern und natürlich auch den Nachbarn darüber zu sprechen. Erster Punkt. Zweiter Punkt. Wenn es dann zu einer Realisierung und Umsetzung kommt, gibt es ja ohnehin ein ordnungsgemäßes Verfahren, sprich ein Bauverfahren, wo ja Anrainer und alle Nachbarn Behördenstellung haben und auch gehört werden müssen. Daraufhin wollen wir es aber nicht ankommen lassen, weil wir natürlich schon vorab mit Informationen an die betroffene Bevölkerung herantreten werden.
ERNST VALLANT: Ich habe da auch noch einmal bei betroffenen Personen nachgefragt, also meines Wissens hat es bis heute mit den Bewohnern rund um den Dorfplatz noch kein konkretes Gespräch gegeben. Soweit mein Wissenstand.
KURT JÖBSTL: Von den Anrainern ist mir bis jetzt noch keine Kritik bekannt geworden. Aber es wird da sicher Gespräche geben müssen. Bei der Bauverhandlung wenn es eine gibt werden sicher alle eingeladen werden. Dort können die Bedenken dann angebracht werden, die es sicher auch geben wird.
WOCHE: Eine Publikumsfrage von Franz Gutschi: Im Verhältnis zum Werkssaal - wie groß wird das in St. Gertraud oben, wie viele Leute soll es fassen?
GÜNTHER VALLANT: Wir haben im Vorfeld mit den Vereinen, und das sind natürlich in erster Linie unsere Kulturträger, Theatergruppe, sämtliche Bedürfnisse, die, wenn wir auf die grüne Wiese mit so einem Veranstaltungssaal gehen, abgeklärt. Und danach hat sich die Größe gerichtet. Wir haben heute hier eine Sitzplatzvolumen, wenn wir nur hergehen Stühle ohne Tische, sind wir bei 250 und wir haben gesagt diese 250 wollen wir auch oben wieder unterbringen. Mit einem Unterschied: Diese Bühne ist für unsere Werkskapelle, und wir reden nicht von irgendeiner Kapelle, sondern von der besten Kapelle Österreichs, zu klein, und diese Bühne wäre im neuen Veranstaltungssaal so groß, dass die Werkskapelle, nämlich unsere beste Kapelle Österreichs, darauf Platz hätte. Das ist aber keine fixe, sondern eine mobile Bühne, diese hier ist fix, die kann man nicht wegräumen. Somit ist man mit den Nutzungsmöglichkeiten in einem Saal sehr, sehr viel flexibler. Wir haben jetzt in der Größe den Saal gleich konzipiert wie diesen Saal was die Sitzplätze betrifft.
WOCHE: Eine Publikumsfrage von Reinhold Pirker: Wie sieht der Zeitplan aus?
GÜNTHER VALLANT: Mein persönlicher Wunsch ist es natürlich, wenn wir die Finanzierung klären, wenn wir mit der Planung und mit den Anrainern alles geklärt haben, dass wir mit dem Bau beginnen können und zum Zeitpunkt 1. 1. 2020 sozusagen das neue Veranstaltungszentrum in Betrieb nehmen können. Das wäre mein persönlicher Wunsch. Was realistisch ist, wird der Weg zeigen. Wir haben uns mit der Frage natürlich sehr intensiv beschäftigt, denn wir haben den Optionsvertrag mit der Firma Mondi bis zum 31. 12. 2019 und darüber hinaus sind wir dann Besitzer dieses Saales. Das heißt der verschwindet ja nicht, sondern der kann ja darüber hinaus weitergenutzt werden.
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