Kunst und Eis am trockenen Praterstern
Trinken darf man am Praterstern seit heute nicht mehr, dafür gibt es an Dienstagen im Mai "Polizeis" - ein Kunstprojekt von Markus Hofer.
LEOPOLDSTADT. Vor der Diskussion um Alkohol am Praterstern waren die Prater Stern Stunden da: In den nächsten Monaten sollen Kunstprojekte unter Kuration von Christine Bruckbauer den Platz aufwerten.
Den Anfang hat Markus Hofer mit "Polizeis" gemacht. Aus der oft unnahbaren Polizei macht er mit nur einem Buchstaben etwas Süßes – und verteilt Speiseeis in den Polizeifarben Rot (Himbeere), Weiß (Joghurt) und Blau (Kaugummi) vor der ehemaligen Polizeistation am Praterstern. "Seit 1999 gehe ich jeden Tag am Praterstern vorbei", sagt Hofer, der auch im Zweiten wohnt, "und ich sehe, dass die Polizei oft Berührungsängste hervorruft." Mit seiner Aktion wolle er diese Gefühle konterkarieren und hofft, dass die Menschen ins Gespräch kommen. Die Polizei findet am Kunstprojekt nichts auszusetzen. Ein Eis holen kann man sich noch an den Dienstagen 8., 15., 22. und 29. Mai, jeweils von 14 bis 16 Uhr.
Patrick Timm schlägt ab 15. Mai ebenfalls seine Zelte am Praterstern, genau vor dem Tegetthoff-Denkmal, auf. Er eröffnet eine Hafenmeisterei und lässt vor Ort Utopien entstehen. Eine davon: Wien als wichtigster europäischer Hafen – Klimawandel sei Dank, der das Meer um 172 Meter ansteigen lässt.
Geteilte Reaktionen
Dass ein Alkoholverbot die richtige Antwort auf die Lage am Praterstern ist, findet der Künstler nicht – anders als die meisten Bezirkspolitiker, die sich über die Verordnung freuen. Die Leopoldstädter ÖVP macht darauf aufmerksam, dass sie das Verbot bereits seit 2012 fordert, auch für die FPÖ kommt es zu spät. Der Vorsitzende der Leopoldstädter SPÖ – hier war man in der Vergangenheit skeptisch, was den Erfolg eines Verbots angeht – Gerhard Kubik, betont die begleitenden Maßnahmen wie ein Mehr an Sozialarbeit und Securitys und die Monitoringgruppe, die bei unerwünschten Nebenwirkungen des Verbots gegensteuern will.
Strikt gegen das Alkoholverbot bleibt Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger (Grüne), die einen Verdrängungseffekt befürchtet: "Es kann nicht im Sinn der Stadt Wien sein, populistische Scheinlösungen anzubieten", sagt sie und kündigt an, das Gespräch mit dem künftigen Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) suchen zu wollen.
Zur Sache:
Die Aktion Prater Stern Stunden wird vom Kunstverein philomena+ koordiniert. Mehr Infos über die künftigen Projekte gibt es hier.
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