Buchrezension: Blood Target von Tom Wood
Im jüngsten Band wird Victor, der legendäre Profikiller, erstmals zum Teamspiel gezwungen. Er übernimmt die Identität seines letzten Auftrags (nachdem besagter Auftrag in die Kühlhalle abtransportiert wurde) und reist nach Rom. Dort soll er gemeinsam mit anderen Killern und Psychopathen ein ganz großes Ding drehen.
Vor allem in seinem ersten Buch hat uns der Autor immer wieder die alles entscheidenden Regeln erklärt, von denen Victors Leben abhängt. Victor tut dies nicht, aber Victor macht jenes. Und nur deshalb überlebt er. Seine Gegner - egal wie überlegen - krepieren, weil sie diese Regeln nicht kennen bzw. nicht befolgen. Im dritten Band predigt Victor seine Regeln zwar immer noch, aber er hält sich selbst nicht mehr daran.
Gut, könnte man meinen, denn wer will schon drei Bücher lesen, von denen jedes nur ein Abklatsch des vorangegangen ist? Der erste Band war perfekt, aber diese Story zu wiederholen (Victors nächster, übernächster etc. Auftrag aus derselben Perspektive) macht auf Dauer nicht glücklich. Umgekehrt ist es ein erhebliches Risiko, Victor an andere Storys anzupassen, weil man viel von ihm wegschleifen muss, damit er in eine x-beliebige Geschichte wie diese passt.
War Victor zu Beginn der Buchreihe noch DER perfekte Auftragskiller, DER einsame Wolf, verkommt er im Lauf derselben immer mehr zu einem beliebigen Actionhelden. Vor allem die Zwangsvergesellschaftung (Victor als Teamplayer) funktioniert leider nicht, ohne viel von dem aufzugeben, was Victors Professionalität ausmacht.
Wie schon im zweiten Teil stören auch diesmal die kräftigen Schnitzer, was die Schauplätze betrifft. Wer beispielsweise den Stadtpark in Wien kennt, muss zwangsläufig aus der Geschichte gerissen werden, wenn da plötzlich von Villenviertel, Einsamkeit und schlechter öffentlicher Verkehrsanbindung die Rede ist.
Fazit: Leider stellt Victors Veränderung keine glaubwürdige Weiterentwicklung des Charakters dar, vielmehr kommt es zu Widersprüchen und logischen Brüchen. Bei möglichen Fortsetzungen muss der Autor aufpassen, die Kurve noch zu kriegen, ohne (den einzigartigen, ursprünglichen) Victor endgültig zu verlieren.
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