Bürgerinitiative gegen U6-Lärm
Zwischen Alterlaa und Perfektastraße dominiert die U-Bahn die Geräuschkulisse. Anrainer fordern Änderungen.
LIESING. Zwischen Alterlaa und der Perfektastraße haben die Bewohner des Grätzels eine besondere Beziehung zu ihrer Verbindung in die Stadt, der U6: Sie sind zwar froh über die öffentliche Verkehrsanbindung, mit dem Lärm, den die überirdisch geführte U-Bahn erzeugt, kann sich jedoch niemand anfreunden.
Teilweise trennen nicht einmal 20 Meter die Wohnhäuser und die Schienen voneinander. Deshalb sei die Lärmbelästigung unerträglich, findet Brigitte Kaspar von der Bürgerinitiative "Lärmschutzwand U6". Sie und ihr Sohn haben im Sommer eine Unterschriftenaktion ins Leben gerufen, um das Wohnen an der U6 lebenswerter zu machen.
"Aufgrund des heißen Sommers haben auch wir hauptsächlich mit offenen Fenstern gelebt – oder es zumindest versucht", erklärt Brigitte Kaspar. "Die U-Bahn ist aber so laut, dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht." Ihr Sohn Felix habe sogar bei geschlossenem Fenster Probleme mit dem Einschlafen, weil die U-Bahn deutlich hörbar sei.
Dauerzustand: 88 Dezibel
Auf dem Balkon ihrer Wohnung, die etwa 50 Meter von der U-Bahn entfernt ist, misst Brigitte Kaspar mit dem Handy 88 Dezibel. Auch wenn ein Handy kein geeichtes Gerät ist, spricht die Zahl für sich: Es ist zu laut.
Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sollte die jährlich durchschnittliche Lärmbelastung außerhalb der eigenen vier Wände unter 40 Dezibel betragen, um gesundheitliche Beeinträchtigungen zu vermeiden. "Im Umkreis gibt es auch Schulen und einen Kindergarten. Für Kinder kann diese Dauerbeschallung nicht gesund sein", so Kaspar.
Im rechtlichen Rahmen
Die Wiener Linien sehen jedoch keinen Handlungsbedarf. Laut ihren Messungen bewegt sich die U-Bahn auch im südlichen Bereich der U6 unter den maximal erlaubten 82 Dezibel.
Im Büro des Bezirksvorstehers sieht man die Situation ähnlich: "Rein rechtlich gesehen wären die Wiener Linien zuständig, wenn es denn eine Überschreitung der Lärmgrenze gäbe", heißt es vom Bezirk. "Dennoch unterstützen wir die Initiative in allen Gesprächen und hoffen auf Veränderung." Dennoch sei daran zu denken, dass die U-Bahn schon vor den Wohnhäusern da gewesen sei.
Dieser Behauptung gibt eine Nachbarin von Brigitte Kaspar recht – jedoch nur bedingt: "Natürlich haben wir gewusst, dass wir neben die U-Bahn ziehen. Seit einigen Jahren fährt sie aber am Wochenende auch nachts und die Züge kommen tagsüber im Zwei- bis Fünf-Minuten-Takt", so die Anrainerin. In der Bezirksvorstehung verstehe man zwar die Bürger, verweist aber auf die fehlende Kompetenz in dieser Angelegenheit.
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