Freunde und Helfer mit Zertifikat
Liesings Polizei ist demenzfreundlich
Alle Dienststellen der Polizei in Liesing haben sich für das Gütesiegel "Demenzfreundlich" qualifiziert.
LIESING. (egb). "Alleine in meinem Aufgabenbereich gibt es drei Seniorenheime", erzählt Gruppeninspektor Andreas Wieser, der Grätzelpolizist in Alterlaa ist. Und das betrifft nicht nur ihn. Im 23. Bezirk findet man neben Altenheimen und Pensionisten-Wohnhäusern auch die Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz. So ist es nicht verwunderlich, dass die Polizei hier vor ganz besonderen Herausforderungen steht.
"Seit einigen Jahren merken wir, dass wir gehäuft Einsätze haben, die ältere Personen betreffen, viele davon mit Demenz", beschreibt Abteilungsinspektor Michael Gobold. Erschwerend kommt dazu, dass Demenz kein einheitliches Krankheitsbild aufweist. Es braucht also viel Erfahrung und Einfühlungsvermögen vonseiten der handelnden Polizisten. Das haben sie jetzt auch unter Beweis gestellt.
Demenzfreundliche Polizisten
Auf Initiative von Michael Gobold hat man sich dazu entschlossen, über die behördeninterne Lernplattform SIAK-Campus das Online-Training "Einsatz Demenz" zu absolvieren – und das mit Erfolg: Alle fünf Dienststellen und damit rund 140 Polizisten und rund 25 Verwaltungsangestellte haben den Kurs, der von der Donauuniversität Krems entwickelt und vom Verein MAS Alzheimerhilfe umgesetzt wurde, positiv abgeschlossen.
Die Ausbildung ist durchaus herausfordernd: Das Online-Training der Sicherheitsakademie besteht aus drei verschiedenen Modulen. Darin werden die medizinischen Grundlagen der Erkrankung, Grundprinzipien der Kommunikation und Praxisbeispiele vermittelt. Der Lehrgang endet mit einem Online-Test. "Ich persönlich habe sehr davon profitiert", sagt Gruppeninspektor Harald Fragner und erläutert: "Besonders wichtig ist es, dass man jetzt an eine mögliche Erkrankung denkt und wir sofort wissen, wie wir damit umgehen müssen."
Menschen, die unter Demenz leiden, sind teilweise hochgradig mobil. "Wir hatten sogar einen Fall, wo ein Patient mit dem Zug bis nach Italien gereist ist", erinnert sich Michael Gobold. Das ist eine Ausnahme, aber "oft wandern – so lautet der Fachausdruck – die Betroffenen zu Orten, an die sie sich von früher erinnern, etwa das Elternhaus". Für solche Fälle gibt es ein Formular, in das mögliche Ziele eingetragen werden und das die Suche nach den Abgängigen erleichtern soll. "Wir ersuchen die Angehörigen von Demenzkranken, sich dieses Formular unter www.bundeskriminalamt.at/404 herunterzuladen und es für den Fall des Falles auszufüllen", bittet Michael Gobold.
Der Umgang mit Betroffenen ist nicht immer leicht, manche werden sogar aggressiv. Die Polizisten setzen dabei auf zwei Ds: "Dialog" und "Deeskalation" lautet das Motto, unter dem sie agieren. Das haben sie jetzt schriftlich. "Ich bin stolz auf meine Mitarbeiter. Dass alle Dienststellen im Bezirk sich in den Dienst dieser guten Sache stellen, das findet man in Wien selten", fasst Stadthauptmann Christian Luzar zusammen. Ja, diese Polizisten verdienen es, Freund und Helfer genannt zu werden.
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