Renaturierung
Stück für Stück zu mehr Natur entlang des Liesingbachs
Bei der Renaturierung des Liesingbachs ist ein neuer Abschnitt an der Reihe, der bis 2025 fertig sein soll. Aktuell wird von der Großmarktstraße bis zur Gutheil-Schoder-Gasse gearbeitet.
WIEN/LIESING. Zu einer Naturoase für Mensch, Tier und Pflanzen hat sich der Liesingbach in den vergangenen 20 Jahren auf seinen bereits renaturierten Abschnitten entwickelt – das Gewässer ist dort wieder ökologisch intakt. Der zweiten Hälfte des Liesingbachs steht das noch bevor: Bis 2027 werden im Rahmen des Großprojekts „Integrativer Hochwasserschutz Liesingbach“ die restlichen noch hart verbauten 9,2 Kilometer des Bachs schrittweise naturnah, grüner und sauberer.
Bei einer Baustellenbesichtigung beim aktuellen Abschnitt überzeugten sich Politiker wie etwa Landwirtschaftsbundesminister Norbert Totschnig (ÖVP) vom Baufortschritt. Sie warfen auch einen Blick in die Zukunft. Bei der Blumentalbrücke bei der Großmarktstraße zeigen sich nämlich gleichzeitig beide „Gesichter“ des Liesingbachs: Auf der einen Seite das verbaute Flussbett, das gerade aufgebrochen wird und bald der Vergangenheit angehört, auf der anderen die Zukunft der Liesing: frei fließend und wild bewachsen. Hier wurde der Bach bereits vor 20 Jahren renaturiert. Die Pflanzen und Tiere haben einen neuen Lebensraum gewonnen, die Menschen Erholung gefunden.
200 neue Bäume am Liesingbach
Seit 2020 laufen die Arbeiten für die zweite Hälfte des Gewässers zwischen Kaiser-Franz-Josef-Straße und Großmarktstraße. Bis 2027 soll sie Stück für Stück fertiggestellt werden. Aktuell ist ein rund drei Kilometer langer Abschnitt von der Großmarktstraße bis zur Gutheil-Schoder-Gasse an der Reihe. Die Arbeiten haben beim islamischen Friedhof gestartet, von dort geht es bachaufwärts. Bis Herbst 2025 soll die Umgestaltung dieses Abschnitts fertig sein.
Ebendort werden rund 200 neue Bäume sowie viele Sträucher gepflanzt, darunter Ahorn, Ulmen, Linden, Weißdorn oder Traubenkirsche. In diesen neuen Grünräumen können die Liesinger dann öffentliche Wege und Wiesen nutzen. Im Bachlauf werden kleine Buchten und Flachwasserbereiche geschaffen, das freut viele Fisch- und Insektenarten.
Die Anwesenden zeigten sich begeistert. Die für die Wiener Gewässer zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) sagt: "Mit diesem ökologischen Großprojekt sorgen wir nicht nur Schritt für Schritt für besseren Hochwasserschutz und top Wasserqualität – wir geben Menschen, Tieren und Pflanzen ein Stück Natur zurück." Damit leiste man auch einen Beitrag zum Klimaschutz. Bezirksvorsteher Gerald Bischof (SPÖ) freute sich über die steigende Lebensqualität für die Bezirksbewohner: „Dieses Projekt macht den derzeit schon sehr beliebten Naherholungsraum Liesingbach noch attraktiver."
Die gesamten Maßnahmen im Überblick
Bei jedem Abschnitt der Renaturierung des Liesingbachs liegt der Fokus auf verbessertem Hochwasserschutz, mehr Natur und mehr Lebensqualität. Die Maßnahmen im Überblick:
- Um die Wasserqualität des Liesingbaches zu verbessern, errichtet Wien Kanal einen Regenwasserkanal mit einem Durchmesser von 80 Zentimeter unter dem Bachbett. Für den Betrieb und die Wartung werden entlang der Strecke 16 Trennbauwerke, 7 Abfallschächte und 29 Putzschächte errichtet.
- Der Kanal schützt den Bach vor Verunreinigungen und ist die Voraussetzung für die ökologische Sanierung des Baches. Bei Regen wird der erste Schwall Regenwasser von den umliegenden Verkehrsflächen aufgefangen und zur Kläranlage nach Simmering transportiert. Auch Störfälle, wo gefährliche Stoffe über die Regenwasserkanalisation in den Bach gelangen könnten, sichert der neue Kanal zukünftig ab.
- Das hartverbaute Flussbett wird abgetragen. Nach Entfernung der alten Steinpflasterung werden Schotter und natürliches Sohlsubtrat in das Flussbett eingebracht.
- Besonders umweltschonend: Die alten Pflastersteine werden vor Ort zerkleinert und in die Sohle des Liesingbaches eingebracht. Dieses Recycling ersetzt den aufwändigen Abtransport der Steine und die damit verbundenen Lkw-Fahrten.
- Voraussetzung für einen lebenden Bach ist seine ökologische Funktionsfähigkeit. Dies wird durch eine abwechslungsreiche Ufervegetation, Buchten und Ruhewasserzonen im Flussverlauf gewährleistet.
- Grünräume entlang der Uferbereiche werden vergrößert bzw. neue geschaffen. Parallel zu den Bauarbeiten werden an jedem Abschnitt Bäume und Sträucher gesetzt.
- Der Hochwasserschutz am Liesingbach wird verbessert. Mittels wasserbaulicher Umbauten wird im Projektgebiet der Hochwasserschutz auf den neuesten Stand der Technik gebracht (durchgängig auf HW 100).
Die Kosten des Projekts
Die Gesamtkosten des Großprojekts inklusive Bau des Speicherbeckens Gelbe Haide belaufen sich auf zirka 85 Millionen Euro brutto. 27 Millionen Euro betragen die Kosten für den Wasserbau und 58 Millionen Euro für die Kanalarbeiten. Der Anteil der Stadt Wien für das Gesamtprojekt beträgt rund 69 Millionen Euro. Das gesamte Projekt wird durch das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft mit rund 18 Millionen Euro gefördert.
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