Bildung in Liesing
Waldorfschule Mauer kämpft weiter für ihr Recht
Gleichbehandlung gefordert: Die Waldorfschule Mauer zieht vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Es geht um die geringere Förderung von nicht-konfessionellen Privatschulen im Vergleich zu konfessionellen.
WIEN/LIESING. Die freien Schulen geben nicht auf im Kampf für Gleichbehandlung – auch die Waldorfschule Mauer nicht. Schon zwei Mal ist Österreichs älteste Waldorfschule in ihrem Ansuchen um eine Änderung des Privatschulgesetzes beim Verfassungsgerichtshof (VfGH) abgeblitzt. Vor kurzem reichte die pädagogische Einrichtung im Maurer Schlössl Beschwerde am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) ein. Zwei weitere Schulen, der Montessori Campus Wien und eine private Volksschule in Baden, wollen erneut zum VfGH ziehen.
Worum geht es? Konfessionelle Schulen, wie etwa römisch-katholische Privatschulen, bekommen in Österreich vom Staat die vollen Lehrergehälter abgegolten. Nicht-konfessionelle Privatschulen müssen dagegen um Subventionen ansuchen, selbst wenn sie ein Öffentlichkeitsrecht besitzen, also genauso Zeugnisse ausstellen können wie öffentliche Schulen. Diese Förderungen werden oft nicht oder nur in geringem Ausmaß gewährt. In den vergangenen Jahren hat der VfGH mehrfach Beschwerden dagegen nicht stattgegeben. Die Ungleichbehandlung sei "sachlich gerechtfertigt", meinte das Gericht.
Dem widerspricht Wolfram Proksch, Anwalt der Beschwerdeführer: "Die massive Schlechterstellung ist sachlich unbegründet, da die Antragsteller ebenso wie konfessionelle Privatschulen die öffentliche Hand entlasten, einen Betrag zum staatlichen Erziehungsauftrag und zur pädagogischen Vielfalt leisten."
Bildungserfolg in der Waldorfschule
Wie massiv diese "Schlechterstellung" ist, rechnet die pädagogische Leiterin der Waldorfschule Mauer, Ursula Kaufmann, vor: "Aus dem Fördertopf erhalten wir etwa 700 Euro pro Kind pro Jahr. In einer Regelschule sind es 6.000 bis 7.000 Euro. Den Differenzbetrag zahlen die Eltern." Dabei wolle man ein leistbares Bildungsangebot zur Verfügung stellen. Einen sachlichen Grund für die Benachteiligung sieht auch Kaufmann nicht. "Der Bildungserfolg ist gegeben: 98 Prozent der Schülerinnen und Schüler in unserer Oberstufe maturieren erfolgreich." Die Gesamtschule umfasst zwölf Schulstufen.
Ohnehin werde in der Waldorfschule Mauer besonders auf pädagogische Qualität geachtet. Es gibt Exkursionen und Praktika, soziales Lernen steht im Fokus. "Noch schaffen wir es, unser pädagogisches Angebot aufrechtzuerhalten. Es ist aber existenziell zermürbend. Wir müssen uns permanent ins eigene Fleisch schneiden und sparen notgedrungen an den Personalkosten." Ob sich diese Situation durch die neue Beschwerde ändern wird, bleibt abzuwarten.
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