Verein Steine der Erinnerung: Erinnern an das Leben davor
"Steine der Erinnerung": Wo haben Menschen gelebt, bevor sie von den Nazis ermordet wurden?
LIESING. Die Lokale Agenda Liesing und der Verein "Steine der Erinnerung Liesing" luden am 28. April zu einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des nationalsozialistischen Regimes und einem Spaziergang, der drei berührende Geschichten erzählte.
Frau Hasenkopf, geborene Kronberger, wurde durch die bz-Wiener Bezirkszeitung auf den Verein aufmerksam. Ihr Onkel stellte 1938 einen Antrag auf Auswanderung, hatte aber kein Geld, um die Flucht zu finanzieren. Das Haus und die Buchbinderei der Familie Kronberger wurden von den Nationalsozialisten "arisiert" und nach dem Krieg nicht restituiert. Frau Hasenkopf hat bis 1960 selbst in dem Haus gewohnt – jedoch nur als Mieterin. Ihr Vater musste 1950 eine Verzichtserklärung unterzeichnen. Eine Badewanne und ein Flügel sind die einzigen Dinge, die die Familie von den Nazis zurückbekommen hat. Gabriele Bargehr von der Lokalen Agenda Liesing sagte, es sei berührend, dass Frau Hasenkopf, für deren Familie einer der drei Steine verlegt wurde, an dem #+Gedenkakt teilgenommen hat. Über Familie Gruner, die zusammen mit der Familie Kronberger in einem Haus in der Triester Straße gewohnt hat, ist nicht viel bekannt. Sie wurde erst in eine Sammelwohnung in der Rennbahnstraße gebracht und von dort in das Konzentrationslager in Łódź (Polen) deportiert.
Der dritte Stein wurde in der Anton-Freunschlag-Gasse für Bruno Rechnitz verlegt. Er war 1938 als Textilzeichner angestellt und stellte ebenfalls einen Auswanderungsantrag. Er hatte einen Reisepass und ein Einkommen, hätte die Flucht also finanzieren können, jedoch wurde er bereits 1938 verhaftet. Bruno Rechnitz wurde in Dachau von der SS erschossen.
Der Opfer gedenken
Waltraut Kovacic, die Obfrau des Vereins, zeigte sich erschüttert darüber, dass es Menschen gibt, die nicht dazu bereit sind, der Opfer zu gedenken. Denn der Besitzer des Hauses, in dem Bruno Rechnitz vor dem Krieg gewohnt hat, sei gegen die Verlegung des Steines und habe damit gedroht, rechtlich dagegen vorzugehen. Der Verein hat seit seiner Gründung im Jahr 2013 45 Steine für 76 Opfer verlegt. Im Mai wird eine Gedenktafel für die Opfer der Euthanasie eingeweiht. Infos: www.steine23.at
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.