"Holzimporte" sorgen für Wirbel
Tschechische Baumstämme rollen in den Bezirk. Bürger fragen, warum kein heimisches Holz verarbeitet wird.
HOHENBERG. Lilienfeld ist bekanntlich der waldreichste Bezirk Mitteleuropas. Daher verwundert es niemanden, wenn Rundholz und fertige Produkte dieses natürlichen Rohstoffs auf voll beladenen Eisenbahnwaggons aus dem Bezirk transportiert werden.
Importe aus dem Ausland
Für große Entrüstung sorgten zuletzt jedoch Züge, die in die Gegenrichtung unterwegs waren und Baumstämme aus der Tschechischen Republik nach Hohenberg ins Säge- und Hobelwerk Brunner-Stern lieferten. "Warum karrt man Holz aus dem Nachbarland in eine Gemeinde, die von Wäldern geradezu umringt ist?", fragen sich viele Leser. Die Bezirksblätter gingen der Sache auf den Grund.
Verfügbarkeit entscheidend
"Wir versuchen natürlich, unsere Aufträge möglichst mit Holz aus der Region abzudecken", erklärt Thomas Anthofer. "Das ist leider nicht immer möglich. Die von unseren Kunden gewünschten Holzarten und Ausformungen stehen nicht immer zur Verfügung. Diese Versorgungsengpässe sind oft von der Natur vorgegeben. Wir arbeiten mit einem natürlichen und nachhaltigen Rohstoff, demnach gibt die Natur uns auch viele Aufgaben auf, die es zu lösen gilt. Aufgrund von Witterungsbedingungen steht uns das Rundholz aus der Region nicht ganzjährig zur Verfügung. Diese Versorgungsschwankungen müssen wir ausgleichen. Ansonsten müsste unsere Produktion teilweise stillstehen. Um dies zu verhindern, sind wir gezwungen, in manchen Situationen auf Ressourcen aus unseren Nachbarländern zurückzugreifen. Uns wäre eine Rohstoffversorgung, welche zur Gänze aus der Region kommt, am liebsten, denn unsere Lieferanten aus der Region sind unsere wichtigsten Versorgungspartner".
Wald als "Sparkassa"
"Große Waldflächen befinden sich im Bezirk Lilienfeld in bäuerlichem Besitz. Hier wird zu wenig Holz geschlagen. Viele Grundbesitzer sind der Ansicht, der Wald sei eine Art natürliche Sparkasse und lassen ihn stehen. Dadurch überaltern viele Wälder und heimische Sägewerke müssen im Ausland zukaufen", kennt Erich Schweiger vom Forstamt Freiland die Hintergründe. Der Geschäftsführer des Sägewerks Brunner-Stern zeigt sich über die Empörung in Teilen der Bevölkerung verwundert und würde sich mehr Verständnis wünschen: "Wir sind mit unseren 30 Mitarbeitern ein bedeutender Arbeitgeber in der Gemeinde und nützen auch die Bahnlinie, die es zum Glück noch gibt, für unsere Transporte anstatt die Lieferungen per Lkw auf der überlasteten Bundesstraße abzuwickeln".
Hohe Exportquote
Manfred Anthofer, Senior-Chef des seit 1937 in Familienbesitz befindlichen Säge- und Hobelwerks, erklärt zudem: "Wir betreiben Holzhandel bis über die Grenzen Österreichs hinaus. 50 Prozent unserer Produktion wird in den Süden exportiert. Österreich zählt zu den führenden Holzindustrien – von diesem Know–How profitieren unsere Kunden, denen Holzprodukte in der Qualität und Menge in ihren Heimatländern nicht zu Verfügung stehen". Stolz ist die Unternehmerfamilie, in der aktuell mit Junior-Chef Oliver drei Generationen arbeiten, auch auf das moderne Biomasseheizkraftwerk, das auch Nachbar Isoplus versorgt. "Das Thema Nachhaltigkeit spiegelt sich auch in weiteren Bereichen des Betriebes wieder. Die im Sägewerk anfallenden Restprodukte verwerten wir im Heizwerk. So werden viele Transportkilometer vermieden", erklärt Oliver Anthofer.
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