"Und so bin ich alt geworden"
Beruf, Politik, Musik: Bruno Wochner blickt auf erfülltes Leben
ST. VEIT-RAINFELD. Am 15. September feierte Bruno Wochner Geburtstag. Einen besonderen: "Ich wurde 1912 an einem Sonntag um 6 Uhr Früh am Ebenwald in Kleinzell geboren", sagt der rüstige 100-Jährige, der seit Kindertagen in Rainfeld lebt. Der Hunger als kleiner Bub im Ersten Weltkrieg ist ihm noch im Gedächtnis.
An der Lehrerbildungsanstalt in St. Pölten wurde Bruno Wochner wegen Überfüllung nicht angenommen. Mit seinem Einser-Abschlusszeugnis der Bürgerschule Hainfeld bewarb er sich daher als Lohnverrechner bei der Firma Kaschütz in Rohrbach, wo er bis zu seiner Pension 1972 blieb. Bruno Wochner erlebte 1934 auch die Kämpfe zwischen Heimwehr und Schutzbund hautnah mit. Im Zweiten Weltkrieg musste er nicht einrücken: "Ich bekam den Status ,u. k.': unabkömmlich in der Firma."
Von 1945 bis 1950 war Bruno Wochner Vizebürgermeister von St. Veit, von 1950 bis 1955 Gemeinderat. Von dem Geld, wofür seine Eltern vor dem Krieg ein Haus verkauften, konnten sie sich nach 1945 gerade einmal einen halben Laib Brot leisten, "so sind wir abgewirtschaftet worden". Problem war auch die russische Besatzung. "Es war nicht leicht. Mein Vater und ich haben aus fünf Metern Tiefe Kieselsteine ausgegraben, als Schotter für die Straße", sagt der Zeitzeuge. St. Veit habe sich seitdem verändert: "Es ist viel größer geworden, es wurde viel gebaut." Seine Freizeit verbrachte er mit Musizieren, Tischlern und Drechseln: "Und so bin ich alt geworden."
Im Juni feierte Bruno Wochner mit seiner 88-jährigen Frau Elsa "eiserne Hochzeit". Kennengelernt haben sie einander schon in Jugendtagen, wenn auch auf ungewöhnliche Weise. "Sie hat mich mit ihrem Rad umgefahren."
Der 100-Jährige, der sich mit dem Lesen politischer Bücher geistig fit hält, hat ein Rezept für sein langes Leben: "Nichts rauchen, nichts trinken und viel singen!"
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