Der "vergessene" Postkasten
Hainfelder nehmen es mit Humor: Hier eingeworfene Weihnachtskarten kommen vermutlich zu Ostern an.
HAINFELD. "Wie jedes Jahr brachte ich in der Adventzeit meine Weihnachtskarten zum Briefkasten vor meinem Haus. Die Überraschung war groß, als meine Verwandten in Hohenberg und Retz zum Fest beleidigt reagierten, weil ich ihnen angeblich keine Glückwünsche gesendet hätte", klagt Rosmarie Deutsch.
Tägliche Leerung
Die Hainfelderin konnte sich die Sache nicht erklären. Schließlich steht auf dem gelben Kasten deutlich zu lesen, dass er täglich geleert würde. Doch auch Anfang März, etwa drei Monate nachdem Rosmarie die Karten eingeworfen hatte, waren sie bei der Verwandtschaft noch nicht angekommen. Auch andere Hainfelder berichteten, dass private, aber auch wichtige geschäftliche Briefsendungen verschollen waren. Daher wandte sich Familie Deutsch an die Posthotline. "Beim ersten Anruf erklärte mir ein Mitarbeiter, die Sendungen seien wohl aus dem Kasten gestohlen worden. Mitten in Hainfeld. Nicht einmal Kinder haben so kleine Hände, um in den schmalen Schlitz greifen zu können", ärgert sich auch Tochter Verena, deren Briefe ebenfalls bis heute verschollen sind.
Post reagiert endlich
Ein weiterer Hotlineanruf brachte endlich Bewegung in die Sache. Der Mitarbeiter versicherte, sich mit der Postfiliale der Gemeinde Hainfeld in Verbindung zu setzen. "Am 22. Februar wurde der Kasten entleert", weiß Rosmarie Deutsch. "Die Post versicherte, dies nun wieder täglich zu erledigen".
Auf Nachfrage der Bezirksblätter bestätigte David Weichselbaum von der Postzentrale Wien: "Bedauerlicherweise ist hier ein Mitarbeiter seiner Aufgabe nicht ordnungsgemäß nachgekommen und hat den Briefkasten über einen längeren Zeitraum nicht entleert. Sobald wir von dem Fall erfahren haben, haben wir die Entleerung vorgenommen. Sämtliche Sendungen, die in dieser Zeit nicht an ihre Empfänger gesandt wurden, werden in den nächsten Tagen zugestellt. Der betroffene Briefkasten wird nun wieder täglich entleert". Doch Rosmarie Deutsch traute den Worten der Post nicht mehr.
"Test-Sendung"
Eine Woche später war immer noch keine einzige Sendung bei den Empfängern eingelangt. Laut Post wurden alle Briefe in die Zentrale nach Wien geliefert, wo sie offenbar noch liegen. Rosmarie Deutsch sendete sich daher Anfang März selbst einen Brief. Auch dieser "Test-Brief" ist bis heute nicht angekommen. "Also wurde nach dieser einmaligen Leerung wieder nichts gemacht. Wenn das zu viel Arbeit ist, dann sollen sie den Briefkasten doch gleich abmontieren", ärgert sich die Hainfelderin, für die, wie auch für ihre Verwandten und Nachbarn weiterhin gilt: Bitte warten.
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