Kriminalist Franz Almesberger im Interview
"Der Beruf hat mich geprägt"

Franz Almesberger verfügt über 40 Jahre Berufserfahrung bei der Polizei.
  • Franz Almesberger verfügt über 40 Jahre Berufserfahrung bei der Polizei.
  • hochgeladen von Manuel Tonezzer

Franz Almesberger verfügt über beinahe vier Jahrzehnte Berufserfahrung bei der Polizei. Im Interview spricht der Puckinger über seine Berufslaufbahn, sein schönstes Erlebnis und die Herausforderungen der Corona-Pandemie.

Warum haben Sie den Polizeiberuf gewählt?
Franz Almesberger: Nach Abschluss meiner KFZ-Mechaniker-Lehre und Absolvierung des Präsenzdienstes trat ich am 1. März 1982 bei der Bundespolizeidirektion Linz als Sicherheitsbeamter ein. Den Beruf des Polizisten wählte ich sehr gezielt, weil ich zum einen großen Respekt vor der Uniform hatte und ich mich zum anderen schon in jungen Jahren entschlossen für Gerechtigkeit und Ordnung einsetzte. Aus meinem Umfeld war mir schon damals bekannt, dass dieser Beruf viel Abwechslung und Interessantes zu bieten hatte. Genau dies weckte meine Neugierde enorm und veranlasste mich, den Polizeiberuf aus Überzeugung zu ergreifen.

Wie hat Sie der Polizeidienst geprägt?
Der Beruf eines Polizisten hat mich in jeder Hinsicht geprägt. Privat versucht man immer mit gutem Beispiel voran zu gehen. In der Gesellschaft wird man auch sehr genau in seinem Verhalten beobachtet. Daher war ich auch immer um ein korrektes Verhalten bestrebt. Ehrlichkeit, Vertrauen, Freundlichkeit und Gerechtigkeit sind für mich Grundprinzipien, die im Polizeidienst verlangt und noch verstärkt wurden. Im Privatleben und im Beruf sind dies für mich absolut unverzichtbare Grundsätze.

Welche Einsätze haben Sie besonders berührt?
In knapp 40 Berufsjahren gibt es in der Tat eine Unsumme von Einsätzen, die in Erinnerung bleiben. Besonders tragisch waren Einsätze immer, bei denen Menschen zu Schaden kamen. Tödliche Unfälle, nicht nur im Straßenverkehr, bleiben im Gedächtnis. Ein Mordfall in Linz ist mir besonders in Erinnerung. Dabei wurde ein junger Mann in einer Diskothek erschossen. Damals war ich als erster am Tatort und hatte die Einsatzleitung zu übernehmen. Der Täter war bereits geflüchtet und konnte aufgrund unserer Tatortarbeit bereits am nächsten Tag in Wien verhaftet werden. Durch einen Sprung in die hochwasserführende Donau im Winter 1995 konnte ich eine lebensmüde Frau vor dem sicheren Tod retten. Bei der tragischen Bergung geriet auch ich in Lebensgefahr. Als Leiter des Sachbereiches Kriminalität auf der Polizeiinspektion Marchtrenk hatte ich mit sehr vielen Kriminalfällen zu tun und kann auf viele Erfolge zurückblicken. In 40 Berufsjahren gibt es kaum einen Deliktsbereich, mit dem ich nicht zu tun hatte.
Die Polizei muss auch unangenehme Maßnahmen setzen. Schön waren aber jene Amtshandlungen, bei denen sich Betroffene sogar bedankten und Verständnis zeigten, obwohl man auch eine Bestrafung vorgenommen hatte.

Was war Ihr schönstes Erlebnis bei der Polizei?
Ich erinnere mich an eine Amtshandlung, bei der ich einen LKW reparierte. Die Kraftstoffleitung war defekt geworden. Der Lenker konnte seine Fahrt am Wochenende in die Schweiz nicht mehr fortsetzen. Während meines Nachtdienstes wurde die Leitung von mir ausgebaut und zu Hause geschweißt. Der Lenker bedankte sich mit einem Schreiben an den Herrn Landespolizeidirektor.
In meiner Berufslaufbahn war ich auch viele Jahre in der Grundausbildung tätig. Als besonderes Erlebnis empfand ich immer wieder, wenn es mir gelungen ist, junge Menschen für den Polizeiberuf zu begeistern und auszubilden. Dies wird mir auch heute bei verschiedenen Begegnungen oftmals bestätigt. Als langjähriger Polizeimusiker durfte ich auch bei vielen Konzerten mitwirken und viele Menschen musikalisch unterhalten.

Wie haben sich in den letzten Jahrzehnten die Herausforderungen der Exekutive verändert?
Der Polizeiberuf war anfangs noch recht übersichtlich und auch die täglichen Herausforderungen waren rasch meist problemlos, ohne Handy und Computer auf der mechanischen Schreibmaschine zu bewältigen. Die Aufgaben für die Polizei wurden durch den Wandel in ganz Europa auch in Österreich mehr und schwieriger. Die Vereinigung der Wachkörper Gendarmerie und Polizei 2005 brachte für alle Bediensteten Veränderungen, die heute der Vergangenheit angehören.
Eine der größten Herausforderung für die Exekutive war jedoch die Bewältigung der Corona-Pandemie. Die Polizei musste 2020 rasch spezielle Strukturen und Maßnahmen festlegen, um im Infektionsfall innerhalb der Polizei, weiter für die Bevölkerung handlungsfähig zu bleiben.
Im Laufe vieler Jahre hat sich gesellschaftlich vieles nicht immer positiv verändert. Das Ansehen und die Achtung der Polizei haben einen hohen Stellenwert. Ich habe stets versucht dazu einen Beitrag zu leisten.

Im Rückblick: Würden Sie noch einmal Polizist werden wollen?
Da ich meine Prinzipien nicht ändern kann und will, würde ich den Beruf wieder wählen. Beinahe vier Jahrzehnte Berufserfahrung bei der Polizei sind ein wahrer Schatz. Tiefe Einblicke in menschliche Schicksale und die daraus gemachten Erfahrungen bleiben unvergessen. Dieser Beruf ist mehr als Geld verdienen – Berufung und Leidenschaft eben!

Anzeige
1:46
1:46

WKOÖ Maklertipp
Rechtsschutzversicherung: Sichern Sie Ihr Recht!

Eine Rechtsschutzversicherung schützt Sie vor den Folgen von vielen möglichen Konfliktfällen – vor allem finanziell.  Es gibt viele Gründe für einen Streit vor Gericht: Angenommen, Ihr Vermieter erhöht den Mietzins in ungerechtfertigter Weise, Ihr Hund läuft einem Biker vor das Rad, Ihnen wird nach einem Verkehrsunfall das Schmerzensgeld verwehrt oder Ihr Arbeitgeber zahlt die Überstunden nicht. Von all diesen Fällen haben Sie schon gehört oder Sie haben sogar schon selbst eine solche oder eine...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Linz-Land auf MeinBezirk.at/Linz-Land

Neuigkeiten aus Linz-Land als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Linz-Land auf Facebook: MeinBezirk.at/Linz-Land - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Linz-Land und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.