Trauner Volksfest vor Erstem Weltkrieg
Erst Fest, dann Krieg
Am 27., 28. und 29. Juni 1914 war in Traun ein großes, noch nie dagewesenes Volksfest geplant.
TRAUN (red). Grund dafür war das 35-jährige Jubiläum der Betriebsfeuerwehr der Firma Gebrüder Enderlin, des damals größten Betriebes in Traun. Dieses sollte in ganz besonderer Weise gefeiert werden. Direktor Raimund Raab stand hinter dem Fest. Schon Wochen vorher war mit der Werbung begonnen worden. Auf der Wiese zwischen Alta und dem Freibache der Firma Feurstein war viel aufgebaut worden. Für das Vergnügen der Besucher waren Ringelspiel, eine „albanische“ Rutschbahn, Kino, eine Tribüne für verschiedene Künstler auf Seil und Trapez, aufgestellt worden. Ein eigener Musikpavillon, eine Volksfest-Lotterie, eine Wasserleitung mit Springbrunnen sollten die Besucher unterhalten. Feuerwehr und Sanität – mit Telefon – sorgten für Sicherheit. Schon am ersten Tag gab es 2000 Besucher. Am nächsten Tag, am 28. Juni, waren es 9000, viel mehr Besucher als Traun damals Einwohner hatte – nämlich 5000.
Krieg vor der Tür
Die Stimmung erreichte ihren Höhepunkt, als um etwa 15 Uhr nachmittags ein schlimmes Gerücht die Runde machte, das allmählich zur Gewissheit wurde: der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand war mit seiner Frau Sophie in Sarajevo einem Attentat zum Opfer gefallen.
Trauns Chronist, der seit 1908 in Traun tätige Oberlehrer Alois Jungbauer, berichtet von Bestürzung und Beklommenheit der Besucher. Ausnahmsweise durfte das Fest am nächsten Tag fortgeführt werden, da der Reinertrag der Armenkasse der Gemeinde, der Feuerwehr und der Sanität gewidmet war.
Nur einen Monat später taumelte die Welt mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien in den Ersten Weltkrieg, ein Zeitalter war zu Ende, ein Neues begann.
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