In der Mathematik gibt es keine Landesgrenzen

Christoph Reisinger in seiner Wahlheimat England. | Foto: Reisinger
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PASCHING/OXFORD (nikl). Im Gespräch erklärt der gebürtige Paschinger, warum es ihn nach England verschlug und wo die Unterschiede sind.

Könnten Sie kurz Ihren Werdegang schildern?

REISINGER: Ich bin in Pasching aufgewachsen. Nach der Matura und dem abgeschlossenen Mathematik-Studium an der JKU promovierte ich in Heidelberg. Danach wechselte ich nach England und bin dort jetzt Professor am Mathematik-Institut der Universität Oxford.

Wie wurden Sie auf das „Netzwerk OÖ International“ aufmerksam?

Eigentlich durch Mundpropaganda.

Welche Vorteile bringt Ihnen dieses Netzwerk?

Bisher vor allem mit interessanten Neuigkeiten aus dem Newsletter auf dem Laufenden zu bleiben. Leider habe ich es bis jetzt noch zu keiner Veranstaltung geschafft.

Wieso haben Sie sich für ein Leben in der weiten Welt entschieden?

Wissenschaftliche Forschung, speziell die Mathematik, ist nicht an Grenzen gebunden. Daher muss man sich global umschauen, wo die besten Voraussetzungen gegeben sind.

Was bleibt auf der Strecke?

Der Kontakt zu Familie und Freunden in Österreich ist natürlich schwieriger aufrecht zu erhalten. Dazu kommt, dass Oxford für viele eine Durchgangsstation für ein Studium oder ein Forschungsprojekt ist, sodass es nicht immer leicht ist, längerfristige Freundschaften zu knüpfen.

Gibt es große Unterschiede zum Arbeitsleben in Österreich?

Das kann ich aus meiner Erfahrung schwer sagen, weil ich keine ähnliche Position in Österreich innehatte. Speziell auf der Forschungsebene sind die Ambitionen und Gepflogenheiten an Top-Unis weltweit ähnlich. In der Lehre unterscheidet sich Oxford durch eine persönliche Betreuung der Studenten im Harry Potter-Stil.

Warum hat es Sie nach England verschlagen?

Oxford ist einer der weltweit besten Plätze, Mathematik zu betreiben. Die Einladung, mich dort auf eine Stelle zu bewerben, war der unmittelbare Auslöser. Die internationale Atmosphäre, Nähe zur aufregenden Metropole London, und freundliche Mentalität der Engländer sind auch alle sehr attraktiv.

Womit kommt man überall auf der Welt durch?

Mit einer guten Portion Flexibilität und Humor.

Wie werden Sie in England als Österreicher wahrgenommen?

London und Oxford sind ja sehr international, sodass man als Europäer nicht gleich als Exot auffaellt. Die Assoziationen mit Österreich sind meistens durchwegs positiv. Viele waren in Österreich zum Schifahren, andere haben ein kitschig-romantisches Bild von Mozart und Kaffeehäusern.

Was könnte man sich in Oberösterreich von den Menschen in England lernen/abschauen?

Die Pub-Kultur, wo sich Menschen mit allen gesellschaftlichen, kulturellen und beruflichen Hintergründen nach der Arbeit im Pub treffen. Man wird auch nicht schraeg angeschaut, wenn man dort nur ein Buch lesen möchte.

Wie würden Sie die Arbeitsmentalität bzw. die Unterschiede zur heimischen beschreiben?

Engländer sind im Allgemeinen etwas mobiler, und landen oft für Studium und Beruf weit weg von ihrem Heimatort.

Gibt es große Unterschiede zum Arbeitsleben in Österreich – und falls ja, welche?

Das kann ich aus persönlicher Erfahrung schwer sagen, weil ich keine ähnliche Position in Oesterreich innehatte. Speziell auf der Forschungsebene sind die Ambitionen und Gepflogenheiten an Top-Unis weltweit ähnlich. In der Lehre unterscheidet sich Oxford durch eine sehr persönliche Betreuung der Studenten im Harry Potter-Stil.

Hatten Sie als Nicht-Engländer Schwierigkeiten, sich einzufinden – beruflich aber auch privat?

Im Großen und Ganzen ist die Kultur natürlich recht ähnlich. Bei den Engländern muss man mehr zwischen den Zeilen zu lesen. “You might consider doing…” heisst dann schon eher “mach das, und jetzt gleich”. Gerade nach meiner Zeit in Deutschland, wo die Menschen doch recht direkt sind, war das gewöhnungsbedürftig.

Was würden Sie jemandem raten, der vorhat, es Ihnen gleich zu tun und sein Glück in England zu versuchen?

Die positiven Unterschiede zu genießen anstatt sich über das Negative zu ärgern. Nach ein paar Monaten schwoert man ja vielleicht auf das warme Bier!

Wie definieren Sie „Heimat“ und wo ist diese?

„Heimat“ is fuer mich wo die am engsten vertrauten Menschen sind und wo man sich wohlfuehlt. Momentan sind das für mich sowohl Österreich als auch England.

Wie oft kommen Sie nach Österreich und wie halten Sie mit ihrem Umfeld in der „alten Heimat“ Kontakt?

Ich komme ein paar Mal pro Jahr nach Oesterreich, typischerweise zu festlichen Anlässen. Der Kontakt ist dazwischen hauptsächlich telefonisch. Zum Glueck kommt meine Familie auch gerne nach England.

Haben Sie vor wieder in der Pension nach Österreich zurückzukehren?

Warum bis zur Pension warten? Bei der geeigneten Gelegenheit kann ich mir das durchaus vorstellen.

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