Fehldiagnosen und fatale gesundheitliche Folgen
Podiumsdiskussion: Gender-Medizin

Annamaria Dieplinger am Mirkophon | Foto: SPÖ Linz-Land
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Am 24. Oktober fand in Pasching/Landholzfeld eine Podiumsdiskussion zum Thema „Gendermedizin“ statt. Die Einladung hat viele Teilnehmer angesprochen, aber auch viele konnten mit dem Thema „Gendermedizin“ nichts anfangen. Miriam M. Mottl, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Sexualtherapeutin stellt fest: „Es bedarf an viel mehr Aufklärung in der Gesellschaft. Leicht verwechselt man Gendermedizin mit Transgendermedizin. Bei Transgendermedizin begleiten wir Menschen, welche bei der Geburt ein anderes Geschlecht zu gewiesen worden ist, als sie sich selber würden, in der Transition von einem Geschlecht ins andere." Die Menschen verbinden Gendermedizin mit dem Wort gendern, das vor allem auch für Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache verwendet wird. Soziologin Martha Scholz-Resch erklärt: „Gendermedizin bedeutet geschlechtersensible Medizin und Versorgung. In der Prävention, Forschung, Lehre und Behandlung müssen die geschlechtsspezifischen Unterschiede bekannt sein und umgesetzt werden. Es geht hier somit nicht allein um Frauen, sondern um Forschung und daraus abgeleitete evidenzbasierte Leitlinien und Behandlungen, davon profitieren alle. In der medizinischen Versorgung gibt es einen Gender Bias. Männern werden eher physische Symptome zugeschrieben, Frauen hingegen psychische Belastungen. Jede*r muss sich daher auch über die eigenen Stereotypen bewusstwerden, die unser Denken und Handeln beeinflussen. Das betrifft Patient*innen ebenso wie alle Handelnden in Gesundheitsberufen.“
Trotz zunehmender Beachtung und positiver Resonanz gegenüber der Gender Medizin, sind in der Anwendung des Wissens noch große Defizite festzustellen. Folgen daraus sind Fehldiagnosen und -behandlungen, die fatale gesundheitliche Folgen haben können. Das Ziel muss daher eine personifizierte Versorgung sein, welche die Genderaspekte bei Krankheit und Gesundheit einbezieht. In der Gendermedizin geht es um die Behandlung von Menschen je nach Geschlecht.

Ein Mann braucht eine andere medizinische Versorgung als eine Frau.

Eine junge Erwachsene benötigt wiederum eine andere medizinische Behandlung wie eine Frau Mitte 50ig. All diese Themen wurden in der Veranstaltung an diesem Abend mit Publikum diskutiert. Anna-Maria Dieplinger ist Sozialwissenschaftlerin meint: „Frauen dürfen nicht auf Frauenkrankheiten reduziert werden.“ Moderatorin Mag. S. Pollinger stellt die Frage, ob auch Männer von der Gendermedizin profieren? Sehr wohl profitieren Männer, beispielsweise sind Anmeldekonzepte für Frauen ansprechender, Depressionen kommen bei Frauen häufiger vor und die Forschung zeigt, dass sie sich bei Männern anders darstellt als bei Frauen.
Krankheiten und Medikamente werden überwiegend an Männer untersucht, sogar Versuchstiere sind meist männlich. Warum? Mit Männern zu forschen ist einfacher als mit Frauen. Mit dem Ergebnis, dass beispielsweise die Nebenwirkungen von Medikamenten bei Frauen um 30% höher sind als bei Männern. Als Soziologin ist Mag. M. Scholz-Resch wichtig, dass Entwicklungen beobachtet werden, Folgewirkungen und Bedarfe aufgezeigt werden und Angebote daraus umgesetzt werden. „Bei den vielen unrealistischen Eindrücken, die auf uns hereinstürmen, müssen wir lernen, uns selbst zu akzeptieren. Das ist leider genauso anstrengend, wie die Dauerpredigt, dass wir uns so lieben sollen, wie wir sind,“ so Scholz-Resch.
Tabuthemen, wie die Menstruation einer Frau, sind zur Werbeindustrie der Pharmazeuten, über sehr persönliche Krankheiten eher ein Widerspruch. Die SPÖ Frauen mit Landesvorsitzende Renate Heitz fordern mit einem konkreten Antrag: „Gendermedizin muss zur Norm werden.“

Die Mühlen mahlen langsam.

Da sind sich alle Beteiligten einig. In den 1980er Jahren ist die US-Amerikanerin Marianne Legato auf die Unterschiede von Herzerkrankungen bei Frauen gegenüber Männern gestoßen. Dies war in den 1990er Jahren der Anlass zur Entwicklung der Gendermedizin. „Die Gendermedizin soll künftig ein fixer Bestandteil in der medizinischen Ausbildung sein, medizinische Lehrbücher müssen genderspezifische Unterschiede der Symptomatik von Krankheiten thematisieren und es braucht die Einrichtung eines verpflichtenden Lehrstuhls in Oberösterreich,“ will Renate Heitz den Antrag noch konkreter entwickeln.
Ein gelungener Abend mit viel interessantem Wissen, welches alle Geschlechter betrifft.

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