Faszinierender Einblick in das Revier der Schmetterlinge namens "Max und Moritz"

Der kleine Perlmutterfalter (Issoria lathonia) namens Moritz.
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  • Der kleine Perlmutterfalter (Issoria lathonia) namens Moritz.
  • hochgeladen von Franz Huebauer

Diesen Artikel widme ich unserem Linzer Bürgermeister Herrn Klaus Luger, da dieser sich für ein "grünes Linz" einsetzt.

Seit einiger Zeit beobachte ich zwei männliche Schmetterlinge, welche sich auf einer Linzer Industriebrache der "Grüne Mitte" befinden.
Ein intensiveres Studium, das am 25. März begann gestattete mir, als Linzer Verhaltensforscher (Autodidakt), einen faszinierenden Einblick in das Alltagsleben von zwei Schmetterlingen namens Max und Moritz.
Bei den beiden handelt es sich um kleine Perlmutterfalter (Issoria lathonia), deren Namen ihr lausbubenartiges Benehmen im Revier widerspiegeln.

Die besonders scheuen Falter bedurften einer gewissen Angewöhnungsphase, was meine Anwesenheit betraf, um näher an sie heranzukommen.
Anfangs war es mir nur mittels optischer Signalbeachtung möglich – Falter kommunizieren mittels Gestik welche meinerseits erforscht wurde - mich Max und Moritz zu nähern.

Vorerst dachte ich, dass es sich bei Max um einen weiblichen Falter handeln würde, welcher von der Farbe her blasser erscheint und Moritz, das vermeintliche Weibchen, in seinem Revier dulden würde. Schnell stellte sich aber heraus, das Max nicht nur ein Männchen, sondern auch das dominantere im Revier war und sich beide Falter dieses teilten.

Der in Oberösterreich geschützte kleine Perlmutterfalter erreicht Flügelspannweiten von 35 bis 45 Millimeter.

Futterpflanzen der Falter:

Ihre Energie tankten die beiden bevorzugt an zwei Nektartankstellen auf, welche der gewöhnliche Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia) und das Acker-Stiefmütterchen (Viola arvensis) darstellt.
Viola arvensis war die Futterpflanze Nummer eins, da sie von Max sowie Moritz gleichermaßen favorisiert wurde.
Die Falter sind in der Wahl ihrer Futterpflanzen ansonsten flexibel. Daher gilt diese Beschreibung nur für den von mir angegebenen Ort meiner Feldforschung.

Zum Revier:

Das Revier selbst befindet sich auf der Böschung eines Bahndammes der Westbahnstrecke und weist eine Länge von circa vierzig Metern und eine Breite von etwa drei Metern auf.
Ein zweites Revier dieser Art, welches ebenfalls von mir erforscht wurde, bestätigten die Richtigkeit der Reviermaße.
Zumeist hielten sich die Edelfalter in diesem Bereich auf, was aber nicht heißt, dass sie nicht ab und an ihre Reviergrenzen durchbrachen, um einerseits nach Weibchen zu suchen und andererseits artgleiche sowie artfremde Eindringlinge über die Reviergrenzen hinaus zu jagen.

Mitunter brachen auch bei Max und Moritz heftige Revierstreitigkeiten aus, wobei Moritz aus dem Revier gejagt wurde, was sich in einem rasanten, oft sehr dichten Flug, äußerte, wo wirklich die Fetzen flogen. Beide Falter kehrten kurz darauf wieder in das Revier zurück, um sich dort ganz anders, sehr friedlich sogar, zu verhalten. In genau diesen Momenten dachte man sie wären Brüder!
Meiner Meinung nach, versuchte Moritz bei Max seine Grenzen auszuloten, welcher daraufhin von Max wieder in seine Schranken gewiesen wurde.

Als wärmeliebende Falter sonnen sich Max und Moritz sehr gerne und fliegen dazu verschiedene Plätze – dieser hat keine fixen Stützpunkte - im Revier an, um dort mit ausgebreiteten Flügeln mehr oder weniger kurz der Sonne zu frönen.

Sollte ein gewisser Abstand, der etwas mehr als einen Meter beträgt, unterschritten werden, kommt es unweigerlich zum Kampf, wobei versucht wird, den Eindringling, sei es eine Fliege, ein Rivale, oder ein viel größerer artfremder Falter (Tagpfauenauge u.a.), vehement aus dem Revier, oder dem Mindestabstandsbereich zu vertreiben.
Sowohl Max sowie Moritz schenkten dieser für sie wichtigen Sache ihre volle Aufmerksamkeit und verschwendeten so wertvolle Energie, die auch auf ihre Lebenszeit eine nicht zu unterschätzende Auswirkung haben könnte.

Ihre windschnittige Flügelform erlaubt zudem ausnehmend hohe Geschwindigkeiten. Dieser Umstand machte die Beobachtung oft zu einem Spießrutenlauf für die Augen.

Steigen die Temperaturen über 20 °C an, stellt man bei sonnigem und eher windstillem Wetter sofort eine Reduzierung ihrer Aktivitäten fest, wobei deren Revierkämpfe auf ein Minimum reduziert werden. Ebenso finden längere Ruhephasen statt, wo die Falter ihre Flügel nur mehr in einem Winkel von circa 60-75 Grad geöffnet halten, beziehungsweise diese zur Gänze schließen.
Sanken die Temperaturen wieder, wurden sowohl Max als auch Moritz aktiv und die Revierkämpfe begannen von neuem.

Zwar war Max keine Schönheit, entpuppte sich jedoch als ein Frauenversteher, der es schaffte, innerhalb kürzester Zeit, zwei Weibchen um seinen Finger zu wickeln.
In Wirklichkeit suchen sich die Weibchen ihren Partner selbst aus und wie man sieht, war das Auswahlkriterium hier Dominanz und Stärke und nicht etwa sein Aussehen.

Während der Studienzeit verpaarte sich Max zweimal und Moritz nie. Dieser störte die Kopulation ab und an beim Vorbeiflug. Nachdem sich Max Paarung auflöste, attackierte dafür Max Moriz auf das heftigste.
Paarungen von Schmetterlingen können Stunden andauern. Max zweite Paarung, die ich fotografierte, hielt etwa zwei Stunden an. Wenn bei einer Paarung die Flügel der Falter geöffnet waren, schlossen die Kopulierenden diese augenblicklich beim Vorbeiflug eines Schmetterlings sowie anderen Insekten.

Moritz ist Max in jeder Hinsicht unterlegen und deshalb konnte nur eine Unterordnung erfolgen. Max war auch der, welcher die größere Ausdauer besaß, was die Revierkämpfe betraf und kein Schmetterling war ihm zu groß um sich mit diesem nicht anzulegen. Er bekam nicht nur die Weibchen ab, die sich im Revier aufhielten, sondern beherrschte auch die dortigen Futterpflanzen.

Bei den vielen mitunter auch heftig ausfallenden Revierkämpfen kam es bestimmt auch zu Verletzungen ihrer Flügel, wie Einkerbungen an den Rändern und Schuppenablösungen zeigten.

Die Ruhestellung ihrer Flügel beträgt in der Regel 40-45 Grad oder 0 Grad.
Bei der Nahrungsaufnahme lassen sich die Falter nicht stören und die Revierkämpfe wurden eingeschränkt.

Während meiner mehrtägigen Studienzeit konnten meinerseits zwar beide Falter bei der Balz (Balzphasen 1 - 3) beobachtet werden, wobei aber nur Max selbst, sein angeborenes Ziel für Nachkommen zu sorgen erreichte.

Kurze Beschreibung der beobachteten Balzphasen:

Phase 1: Flug beider Geschlechter, wobei das Männchen hinter dem Weibchen fliegt.
Phase 2: Sie fliegen einen sonnigen Ort an und das Männchen landet dabei dicht hinter dem Weibchen.
Phase 3: Das Männchen beginnt anschließend mit schnellen vibrierenden Flügelschlägen, wobei dessen Flügel fast ganz geöffnet sind.

In den ersten Phasen gleicht es dem des kleinen Fuchses. Hier klicken

Trockenbiotope als Lebensraum:

Trockenbrachen und eher trockene Wiesen mit offenen Stellen und spärlichem Bewuchs, wo auch extensive Bewirtschaftung stattfindet, gehören zu den bevorzugten Lebensräumen dieses wunderschönen Schmetterlings, welches der Biotopverbund Grüne Mitte bietet.

Diesen Artikel könnten noch weitere Informationen hinzugefügt werden, welche sich aus Routinebesuchen in deren Habitat ergeben.

Resümee:

Im Biotopverbund der Grünen Mitte befindet sich zurzeit die in Linz größte Population des kleinen Perlmutterfalters, welche sieben Individuen der ansonsten selten zu sehenden Art entspricht.

Kein Flug von Max und Moritz - ausgenommen die vielen unnötigen Verfolgungsjagten die instinktmäßig durchgeführt werden - war umsonst.

Da diese Art in Linz schon sehr selten wird, sollte dessen Habitat auf jeden Fall geschützt werden.

Neue Erkenntnisse, wie Temperaturreaktionen, Reviergröße, Flügelstellungen in Ruhe sowie bei hohen Temperaturen, Revierteilung unter Männchen und Unterordnung, zeigen die Wichtigkeit von geduldigen Feldforschungen.

Ihr Linzer Schmetterlingsflüsterer
Franz Huebauer

© Copyright by Franz Huebauer
Gilt nicht für Privatpersonen und Linzer Bezirksrundschau (meinbezirk.at)

Quelle der Flügelspannweite: Wikipedia

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