Story der Woche
Giftköder-Serie hält Linzer Hundebesitzer in Atem

Warnhinweise bei der verwaisten Hundefreilaufzone in der Blumauerstraße. | Foto: BRS/Diabl
  • Warnhinweise bei der verwaisten Hundefreilaufzone in der Blumauerstraße.
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Seit Wochen werden immer wieder werden in Linz Giftköder gefunden. Zwei Hunde sind bereits verendet. Wir haben mit der Polizei, Tierärzten und dem Tierschutzverein über die Gefahr gesprochen und was man als Hundebesitzer tun kann.

LINZ. "Achtung Giftköder", liest man am Eingangstor der mittlerweile völlig verwaisten Hundezone in der Blumauerstraße. Die eingezäunte Wiese hinter dem Musiktheater ist der Hotspot einer unheimlichen Serie, die Linz seit einigen Wochen heimsucht. Zwar kommt es immer wieder vor, dass Giftköder für Hunde gefunden werden. Die aktuelle Häufigkeit ist aber selten. Zumindest zehn Hunde waren bislang betroffen. Auch im Winklerwald, den Traunauen, am Bauernberg und zuletzt in einem Gebüsch in der Unionstraße wurden Giftköder gefunden. 


Blaues Rattengift

Meist handelt es sich dabei um größere Wurststücke, die mit blauem Rattengift versetzt sind. Frisst ein Hund den Köder, kommt es zu massivem Erbrechen, Durchfall und Kreislaufversagen. Zwei Hunde sind bislang verendet. Beide wurden zu Markus Scherfler, Tierarzt in Keferfeld, gebracht, der umgehend Anzeige erstattet hat, den Hunden aber nicht mehr helfen konnte. Andere hatten mehr Glück, wie eines der ersten Opfer, das vor rund drei Wochen mit Vergiftungserscheinungen in die Tierordination von Christine Nöbauer eingeliefert wurde. Die Tierärztin brachte das Tier zum Erbrechen und konnte es so retten. "Das Gift war Gott sei Dank noch nicht im Magen", sagt Nöbauer. 


"Unendlich viel Leid"

Die Polizei geht in allen Fällen von demselben Täter aus. Die Ermittlungen laufen. Zudem soll der Ordnungsdienst die Hundezonen im Auge behalten. Das Motiv für die Taten ist unklar. "Ich weiß nicht, was in solchen Leuten vorgeht", sagt Bettina Hubner vom Tierheim Linz. Hannelore Rügen vom Linzer Tierschutzverein vermutet, dass es dabei um Macht geht. "Man kann jemandem über ein Tier unendlich viel Leid zufügen", sagt sie im Gespräch mit der StadtRundschau. Oder der Täter ist ein "richtiger Hundehasser", vielleicht jemand, der "ständig einen Hundekot vor der Nase hat", so Rügen. Für ein gutes Zusammenleben nimmt sie auch die Hundebesitzer in die Pflicht. So manche würden sich "schwierige" Hunde nehmen, obwohl sie damit überfordert sind. Das wirkt sich auch auf ihre Umgebung aus. "Die glauben, sich damit aufzuwerten", sagt Rügen. Mit Tierliebe habe das nichts zu tun.


Corona-bedingter Hundewunsch?

Viele würden sich jetzt einen Hund nehmen, weil sie durch die Corona-Krise viel daheim sind, ohne jedoch an die Zeit danach zu denken. Im Tierheim bestätigt man die verstärkte Nachfrage. "Wir haben aber nicht mehr vermittelt, weil wir auch genau geschaut haben, dass das passt", so Hubner. Nach Corona würden wahrscheinlich vermehrt Tiere abgegeben. Die offiziellen Zahlen der Stadt Linz geben diesen Trend zum Hund jedenfalls noch nicht wider (siehe Infokasten rechts).


"Augen offen halten"

Wie kann man seinen Hund schützen? Auch in der aktuellen Giftköder-Serie liegt viel Verantwortung bei den Hundehaltern. "Bitte passt mehr auf eure Hunde auf, wenn ihr Gassi geht", sagt Frau Rügen, die ihre Pudeldame nie aus den Augen lässt. Gerade in weitläufigen Freilaufzonen sei die Gefahr groß. "Augen offen halten und schauen, dass sie nichts fressen", sagt Markus Scherfler. Er empfiehlt generell, den Hunden beizubringen, nichts aufzunehmen. Noch weiter geht Christine Nöbauer, die sogar mit einem Maulkorb auf Nummer sicher gehen würde.


Bei Verdacht: schnell zum Tierarzt

Sollte der Hund doch etwas Verdächtiges fressen oder Vergiftungssymptome zeigen, dann ist Eile geboten. "Nach einer Stunde ist die Gefahr groß, dass schon ein Teil in den Darm weitergewandert ist", sagt der Linzer Tierarzt Christian Welzl, bei dem ebenfalls zwei betroffene Hunde eingeliefert wurden. Dann werde es schwer, den Hund noch zu retten.


Belohnung ausgesetzt

Die Linzer FPÖ hat eine Belohnung von 1.000 Euro für Hinweise auf den Täter ausgelobt. Allzu große Hoffnung sollte man sich aber nicht machen. "Man kommt extrem selten darauf, wer es wahr", sagt Tierschützerin Rügen.

Zur Sache: Hunde in Linz

Gemeldete Hunde lauf Magistrat Linz, jeweils zum 26. März:

  • 2021: 6.746 Hunde
  • 2020: 6.582 Hunde
  • 2019: 6.459 Hunde
  • 2018: 6.196 Hunde
  • 2017: 5.872 Hunde

Das sind die beliebtesten Hunderassen:

  • Chihuahua (476)
  • Malteser (281)
  • Labrador (272)
  • Yorkshire Terrier (213)
  • Französische Bulldogge (190)
  • Schäfer (186)
  • Golden Retriever (138)
  • Pudel (137)
  • Dackel (136)
  • Shih Tzu (119)
  • American Staffordshire (105)
  • Border Collie (101)
  • Cocker Spaniel (55)

Nur je ein Exemplar gibt es vom Bretonischen Spaniel und dem Coonhound. Außer Konkurrenz sind 1.832 Mischlinge, die nicht zugeordnet werden.

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