Hinter den Kulissen von Soko Donau
Der Auftritt als Komparse in der Folge „Eine Leiche zu viel“ läuft am 5. November in ORF 1.
Ich habe mein Lieblingshemd angezogen, um mich bei meiner ersten Rolle im Fernsehen von meiner besten Seite zu zeigen. Der Empfang im Linzer Klosterhof ist auch durchaus freundlich, an meinem Hemd liegt das allerdings nicht: „Kariert geht nicht, wir hätten hier ein dunkles Polo-Shirt für Sie.“ Gut, nicht unbedingt mein Stil, aber immerhin wird es extra vor Ort frisch gebügelt und man macht ja so einiges, um ins Fernsehen zu kommen, wie mir Komparsenkollegen am Set erzählen. Eine Frau hat bereits ihren fünften Auftritt. „Mein Traum wäre mal eine echte Rolle“, ihre Augen beginnen zu leuchten. Sie hofft, sagt sie vorsichtig, einmal am Set entdeckt zu werden. Damit war sie nicht alleine. Weniger die 30 Euro Aufwandsentschädigung, als vielmehr die kleine Hoffnung, dass irgendwer vielleicht doch das große Talent erkennt, brachte die Komparsen zum Drehort. Nicht nur für den Durchbruch, schon am Set muss man geduldig sein. Während die Crew aufbaut, heißt es erst mal warten, bis nach gut 90 Minuten die Soko Donau-Stars Lilian Klebow und Stefan Jürgens eintreffen.
Im Fernsehen ist nichts echt
Wir werden auf Tische verteilt, bekommen Sekt, welcher in Wirklichkeit ein etwas eigenwillig schmeckender Saft ist. „Nicht trinken! Nur so tun als ob“, werde ich sofort vom Regie-Assistenten ermahnt, der mir dankenswerterweise nachschenkt. Auf Anweisung beginne ich mit meiner Tischnachbarin ein interessiertes Gespräch. Natürlich ohne wirklich zu sprechen. „Den Ton brauchen wir bei der Szene.“ Nun, volle Konzentration, wir legen los. Drehbeginn. Die Kirchenglocken läuten. „Cut!“ Nächster Versuch: Die Straßenbahn fährt vorbei. Klebow verspricht sich, Jürgens stolpert. Ich lerne meine Tischnachbarin immer besser kennen, auch ohne Worte. Nach sieben oder acht Versuchen war die Szene im Kasten. Weiter geht’s. Gleiche Szene, anderer Kamerawinkel. Ich sehe nicht mehr, was passiert, will das ändern. „Nicht in die Kamera schauen“, werde ich erneut ermahnt. Wir drehen wieder einige Male. Das ist gelebter Perfektionismus, denke ich mir, während meine Tischnachbarin und ich uns immer vertrauter werden. Wer will schon bei einer Unterhaltung wirklich sprechen. Auch das Ambiente fühlt sich langsam richtig gut an. „Vielen Dank. Das war’s! Sie können jetzt Ihre Getränke wirklich trinken, laut sprechen und sich die 30 Euro abholen“, verkündet der Regie-Assistent plötzlich. Schade eigentlich.
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